Keine Einigung in Sicht: Streiks bei Asklepios unvermindert fortgesetzt

ver.di-Sprecher Havemann: „Beschäftigte stehen trotz Einschüchterungsversuchen wie eine Wand zusammen”

Einer von vielen Streikenden am Mittwoch war der Bornhäuser Yasin Mekadmi. Am Freitag werden die Proteste fortgesetzt.

Seesen. Im Tarifkonflikt mit der Asklepios Schildautalklinik in Seesen haben sich nach ver.di-Angaben am Mittwoch erneut rund 200 Beschäftigte an Streikmaßnahmen beteiligt. Die therapeutische Behandlung, wie Physio- und Ergotherapie oder Logopädie und die Patientenaufnahme waren weitestgehend lahmgelegt.

Hintergrund ist die schwierige Personalsituation in der Klinik. Asklepios sucht händeringend Personal. Die Beschäftigten befürchten, dass der Konzern mit den unattraktiven Gehältern die Zukunft der Klinik durch selbstverschuldeten Personalmangel aufs Spiel setzt und fordern einen Tarifvertrag mit dem der Anschluss an das Tarifniveau des Öffentlichen Dienstes (TVöD) hergestellt wird. Asklepios lehnt nach wie vor Verhandlungen mit der Gewerkschaft ab.

ver.di-Sprecher Jens Havemann: „Die Beschäftigten stehen trotz massiver Einschüchterungsversuche wie eine Wand zusammen. Für sie ist klar. Es muss ein Ruck durch Asklepios gehen. Mit jedem Tag, den Asklepios verstreichen lässt, mit jeder Aktion gegen die Beschäftigten steigt der Zusammenhalt und schwindet das Vertrauen in den eigenen Arbeitgeber.“

Oliver Kmiec, ver.di-Streikleitung und Betriebsratsvorsitzender war sehr zufrieden: „Wir waren schon immer ein Super-Team in Schildautal, aber eine solch verschworene Gemeinschaft, das ist einfach überwältigend! Wir lassen uns durch solche Drohgebärden nicht aufhalten. Tarifvertrag jetzt - für die Klinik, für die Patienten, für die Region“ rief er unter großem Applaus den Teilnehmern der Kundgebung zu.

Martin Kupferschmidt von der ver.di-Streikleitung überbrachte zudem die „uneingeschränkte Solidarität“ der Beschäftigten aller anderen Asklepios-Kliniken: „Auf der gestrigen Sitzung des Konzernbetriebsrates gab es tosenden Beifall für unsere Aktionen. Alle anderen Kliniken stehen hinter uns und die ersten folgen unserem Weg und sind schon dabei, Streiks vorzubereiten. Asklepios isoliert sich immer mehr.“

Die Beschäftigten der Therapie kündigten auf der Kundgebung ihren entschiedenen Widerstand gegen die geplante Ausgründung an. „Wir werden uns mit allen Mitteln gegen diese unseriöse Unternehmensentscheidung stemmen. Wir lassen uns nicht einschüchtern und abspalten“, so Kerstin Rethemeier, selbst betroffene Physiotherapeutin.

Martin Kupferschmidt betont: „Asklepios konnte bis heute nicht ansatzweise einen sinnvollen Grund für die Ausgründung benennen. Sie wollen einfach nur verunsichern. Das lassen wir nicht zu. Die komplette Klinik steht in dem Kampf an der Seite der Betroffenen.“

Die ver.di-Landesvorsitzende Christina Domm überbrachte den Streikenden die Unterstützung des ver.di-Bundeskongresses, der vergangene Woche in Leipzig getagt hatte. „Das Vorgehen von Asklepios ist ein Skandal. Aus rein ideologischen Gründen eine wichtige Klinik aufs Spiel zu setzen und damit Patienten, Beschäftigte und eine gesamte Region zum Spielball zu machen, ist eine bodenlose Unverschämtheit. Seit gestern allerdings ist Asklepios noch tiefer gesunken. Menschen aus reinem Profitdenken in ihren Grundrechten beschränken zu wollen und ihnen mit der Vernichtung ihrer Existenz zu drohen, ist verachtend und unwürdig. verdi steht mit geballter Kraft hinter euch!“

Aus Sicht der Klinikgeschäftsführung verlief der Streiktag am Mittwoch ruhig. „Wir gehen heute von einer Streikbeteiligung in den Schildautal-Kliniken von 136 Mitarbeitern aus, das entspricht in etwa der Zahl an den vorherigen Streiktagen. Die pflegerische und medizinische Patienten-Versorgung ist auch während des Streiks jederzeit weiter sichergestellt. Dafür gilt allen, die daran mitgewirkt haben und weiter daran mitwirken, wieder großer Dank”, so Kliniksprecher Ralf Nehmzow.

In einem offenen Brief an Landrat Thomas Brych und Seesens Bürgermeister Erik Homann hatte die Asklepios-Spitze in dieser Woche die Politik kritisiert. „Wir sollten mehr miteinander reden als übereinander”, so Nehmzow gegenüber dem „Beobachter”.

„Wir werden zeitnah zudem eine Bürger-Sprechstunde zu dem Thema einrichten, dort wird die Geschäftsführung interessierten Bürgern bei etwaigen Fragen gerne detaillierte Auskunft geben.”

Es gelte nach wie vor seitens Asklepios: Es gibt keine neue „Sachlage“ zum Thema Streik. Es gibt im Grundgesetz die Koalitionsfreiheit, ein Recht mit Verfassungsrang. Wir können uns demnach also unseren Verhandlungspartner aussuchen, und das ist unser Betriebsrat, denn er vertritt die Interessen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das haben wir immer wieder deutlich gemacht, und das sollte auch ver.di endlich einsehen. Und weiter: „Wir würden uns freuen, wenn der Betriebsrat mit uns gemeinsam konstruktiv und vertrauensvoll die für unsere Mitarbeiter vereinbarte und bestehende Arbeits- und Sozialordnung (ASO) weiterentwickeln würde, denn die regelt deren Belange am besten, so die Geschäftsführung der Klinik.”red/uk