„Keine Flickschusterei im Bereich der schulischen Betreuung!“

Mitglieder der SPD-Fraktion informieren sich bei Grundschulbereisung im Stadtgebiet aus erster Hand

Vor allen Dingen die IT-Ausstattung, die Lernatmosphäre und Fragen der Betreuung standen bei der Schulbereisung im Mittelpunkt, hier mit Pascal Nöhles, Leiter der Grundschule an der Jahnstraße (links).

Seesen. Wie steht es um die Seesener Grundschulen? Mit dieser Frage beschäftigte sich vor der Sommerpause die SPD-Fraktion im Rat der Stadt. „Wir können Vorstellungen haben und uns Dinge erzählen lassen“, so Fraktionsvorsitzende Andrea Melone, „aber das wichtigste ist doch, sich einen eigenen Eindruck zu verschaffen, um einen objektiven Blick zu bekommen“.

Im Stadtgebiet gibt es bekanntlich vier Grundschulen, die von der Stadt Seesen als Träger unterhalten werden. Die Schülerzahlen sind dabei recht unterschiedlich und steigen in diesem Jahr in den beiden Stadtschulen sogar. Alle Grundschulen bieten eine Mittagsverpflegung an, es gibt Fahrschülerinnen und Fahrschüler und jede Schule arbeitet pädagogisch verantwortungsvoll.

„Für die SPD-Fraktion war die Grundschulbereisung eine wichtige und erkenntnisreiche Aktion“, so Andrea Melone. Die Schulleiterinnen beziehungsweise im Fall der Jahnschule der Schulleiter hätten alle möglichen Räume geöffnet, Auskunft gegeben und die Besucher auf Besonderheiten, Gelungenes und Missstände aufmerksam gemacht.

„Zusammenfassend kann ich heute schon sagen, dass wir engagierte und in ihrem beruflichen Schaffen leidenschaftliche und verantwortungsvolle Schulleitungen in den Grundschulen vorfinden. Hier sind unsere Kinder gut aufgehoben“, so die Fraktions-Chefin weiter. Auf keine der Schulen könne verzichtet werden; schon deshalb nicht, weil die zurückbleibenden nicht in der Lage wären, die Schülerinnen und Schüler aufzunehmen. Zu jeder Zeit müssten also die vier Grundschulen auf einem aktuellen Stand gehalten werden. Schulmöbel, Schallschutz, Türen und Fenster, Sonnenschutz, Sanitärräume – und das alles unter den geltenden Rahmenbedingungen. Zu erkennen sei gewesen, dass an jeder Schule sowohl die Lehrerinnen und Lehrer als auch die Grundschülerinnen und Grundschüler Kompromisse eingehen müssten. „Die Schulleitungen zeigten uns mal mehr und mal weniger, wo der Schuh besonders drückt. Diese Erkenntnisse werden wir auf den nächsten Schulausschusssitzungen vortragen und nach Lösungen suchen“, versprach Melone.

Während der Grundschulbereisung sei zudem sehr deutlich geworden, dass alle vier Schulen vor identischen Herausforderungen stehen. Als erster gemeinsamer Punkt sei die verbesserungswürdige IT-Ausstattung und Internetversorgung zu nennen. „In der Arbeitswelt von heute, wo der Umgang mit elektronischen Medien inzwischen auch in nicht-technischen Berufen immer mehr an Bedeutung gewinnt, ist es umso wichtiger, bereits im Grundschulalter die Medienkompetenz unserer Kinder bestmöglich zu fördern und so einen wichtigen Grundstein für deren Zukunft zu legen“, ist sich auch Stadtratsmitglied Frank Hencken, der selbst in der IT-Branche zuhause ist, sicher. „Auch muss es möglich sein, dass Lehrerinnen und Lehrer sowie die Sekretariate jederzeit Zugang zum ‘Netz’ haben“, ergänzt Ratsherr Patrick Kriener.

Damit die Grundschulen ihrem Bildungsauftrag auch gerecht werden könnten, sei die Kommune als Schulträger in der Verantwortung, die Grundschulen auch bei der notwendigen IT-Ausstattung sowie deren Planung bestmöglich zu unterstützen. „Laptop oder Interaktive-Tafeln gehören heutzutage genauso in die Klassenräume unserer Grundschulen, wie einst die Kreidetafeln oder der legendäre Overheadprojektor“, so Hencken weiter. Diese bestimmten nicht den lehrenden Alltag, sondern unterstützten ihn. Die Grundschülerinnen und Grundschüler erhielten so die Erkenntnis eines sinnvollen Nutzens.

Grundvoraussetzung hierfür sei allerdings eine schnelle Breitband-anbindung und ein flächendeckendes WLAN an allen Grundschulstandorten im Stadtgebiet. Das aber, so zeigte sich bei den Gesprächen, treffe aktuell leider nicht überall zu.
Die SPD-Fraktion war sich einig, dass alle Grundschulen über gleiche Ausstattungen und eine verlässliche Netzanbindung verfügen müssen. Fraktionsvorsitzende Melone: „Eine Gleichstellung unter unseren Grundschulen ist in diesem Punkt unumgänglich“.
Als zweiter Punkt wurden die Schutzmaßnahmen genannt. Schall- und Sonnenschutz machten eine gute Lernatmosphäre aus. In jeder Grundschule werde jeder Klassenraum benötigt, es gebe keine Leerstände. Aber es gebe Räume, in denen ungünstige Rahmenbedingungen vorherrschen. Diese müssten absehbar korrigiert werden. Schließanlagen und Türen müssten einwandfrei zu bedienen sein. „Wir werden uns dafür einsetzen, dass hier Haushaltsmittel eingestellt und entsprechende Maßnahmen umgesetzt werden“, so die Meinung der SPD-Fraktion.

Schulleitungen und Sekretariate leisten Außerordentliches

Der dritte wichtige Punkt, der alle Grundschulen betrifft, ist die Betreuung in den Nachmittagsstunden. An jeder Grundschule wird an drei Tagen in der Woche eine Betreuung angeboten. Hier liegt die Ausgestaltung in den Händen der jeweiligen Grundschule. Der Eindruck der Sozialdemokraten: Alle Schulleitungen arbeiten mit sehr viel Engagement und sind dennoch unzufrieden. „Eltern wünschen sich eine verlässliche Fünftagewoche, in der ihre Kinder betreut werden“, „Angebote sollten viel Abwechslung bieten“, „Eine Ganztagsbetreuung soll aber auch freiwillig sein“, „Hausaufgabenunterstützung, Sport und Musik sollte auf jeden Fall angeboten werden“ – so lauteten die vielfältigen Aussagen der Schulleitungen, die nach Ansicht der Gäste sehr deutlich machen, welche Erwartungen Eltern und Kinder an die Grundschulen stellen. Die gesamte Organisation der Nachmittagsbetreuung liege bei den Grundschulen. Hier leisteten Schulleitungen und Sekretariate Außerordentliches und stießen an ihre Grenzen.

„Uns ist es wichtig, dass das Wahlrecht und die Interessen der Eltern bei diesem Thema berücksichtigt werden“, betonte SPD-Fraktionsvorsitzende Andrea Melone. „Die Stadt Seesen muss sich als Unterstützerin in die Organisation der Ganztagsbetreuung mit einschalten und so den Grundschulen zur Seite stehen. Wenn wir die Bildungschancen für alle Grundschulkinder in Seesen ernsthaft verbessern und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wirklich fördern wollen, dürfen wir uns keine Flickschusterei im Bereich der schulischen Betreuung leisten.“

Sich alle Grundschulen anzusehen, hier Gespräche zu führen und Fragen zu stellen, sei eine gelungene Sache gewesen. Nach jedem Schulbesuch habe sich die Fraktion stets inhaltlich mit dem Erfahrenen auseinandergesetzt und an der einen und anderen Stelle direkt nach Lösungen gesucht. Fazit der SPD-Fraktion: „Wir haben vier gute Grundschulen, engagierte Schulleitungen und Lehrkräfte. Eine Unterstützung loht sich in allen Fällen, wir bleiben dran.“kno/red