„Kindergarten plus” startet in die zweite Runde

Mit Tim und Tula in die Schule / Seminartag für die Pädagoginnen der städtischen Kindergärten

Das Kindergarten-plus-Seminar der vier städtischen Kindergärten fand am Mittwoch statt. Dieses Projekt wurde vom Lions-Club Seesen-Osterode „Roswitha von Gandersheim“ initiiert und von der Stadt und der Volksbank-Stiftung finanziert.

Seesen. Am letzten Mittwoch trafen sich die Pädagoginnen der vier städtischen Kindergärten Rhüden, Seesen am Schulplatz, Seesen am Spottberg und Seesen St.-Annen-Straße ebendort zum zweiten Seminartag des Programmes „Kindergarten plus“ für Kinder von vier bis fünf Jahren. Das Programm wurde von der „Mehr Werte für Menschen“-Stiftung der Volksbank sowie der Stadt Seesen finanziert. Organisiert vom Lions-Club Seesen-Osterode, der dieses Programm anlässlich seines 25-jährigen Bestehens angestoßen hatte, wurden die Pädagoginnen angeleitet, um mit Hilfe der beiden Handpuppen Tim und Tula und eines didaktisch hochwertigen Programms die Kinder in sozialen Kompetenzen zu schulen.

Soziale Kompetenzen wie Empathie, Toleranz, Teamfähigkeit und Konfliktmanagement sollen vermittelt werden. Doch was bedeutet dies für Kindergartenkinder? Das Programm basiert darauf, dass die Kinder sich selbst, ihre Gefühle und Emotionen selbst erkennen lernen und dann auch bei ihren Freunden und Spielkameraden bemerken, wie diese sich fühlen, ob sie traurig oder wütend sind und wie man damit umgehen sollte. Hierauf aufbauend wird die Fähigkeit entwickelt, auf andere einzugehen, mit ihnen zusammen zu agieren und Konflikte angemessen zu bewältigen.

Hierbei helfen Bilderrahmen, durch die die Kinder Gefühls-Mimik ausdrücken können, kleine Püppchen, Gefühlbilder und Wutkissen. Die Kinder lernen, ihre Gefühle zu benennen und sie gegenüber ihren Mitmenschen und auch Eltern auszudrücken und zu begründen. Auch die Eltern werden mit einbezogen und deren Feedback war bisher durchweg positiv.

Alle vier Kindergärten haben seit dem Herbst letzten Jahres mit dem umfangreichen Material in mehreren Gruppen zu je elf bis zwölf Kindern gearbeitet und so kam es im ersten Teil dieses Seminares zu einem regen und lebhaften Austausch von Erfahrungen. Jeder Kindergarten hatte seine eigene Art, an das Material heranzugehen. Zu zweit mit je drei Kindern aus unterschiedlichen KiTa Gruppen, alleine mit der eigenen Gruppe, beide Puppen in einer Hand oder zu zweit in Rollenverteilung.

Einig war man sich über die enorme Bedeutung der Holzpuppen Tula und Tim als Sympathieträger und „Ansprechpartner“ für die Kinder und – so eine Erzieherin – „die Lieder der beiden würden auch zu Hause rauf und runter gehört“. Die Kinder könnten die Stunden mit Tim und Tula kaum erwarten und wären traurig, wenn sie eine Einheit verpasst hätten. Auch die Gefühlsperlen, die jeweils zu Ende der Einheit auf eine Kette gefädelt werden durften wurden begeistert erwartet.

Ein weiteres Hauptthema dieses Seminares war jedoch das „Ergänzungsmodul zum Schulübergang“. Dieses Modul soll ein Jahr später, kurz vor dem Eintritt in die Grundschule stattfinden und die Inhalte von „Kindergarten plus“ noch einmal ins Gedächtnis rufen –„wisst ihr noch…?“.

Hauptanliegen des Moduls ist es jedoch, die Kinder auf den Übergang zur Grundschule vorzubereiten. Mit Schuleintritt kommen auf die Kinder ganz neue Herausforderungen zu, die oft angstbesetzt sind – „werde ich mich in dem großen Gebäude verlaufen?“, „die anderen Kinder sind alle viel größer als ich, muss ich Angst vor ihnen haben?“, vielleicht bleiben die Freunde zurück oder gehen auf andere Schulen – „werde ich neue Freunde finden?“ Wie gehe ich mit diesen Ängsten um? Wie bekomme ich Hilfe? Auch hierauf wissen Tula und Tim Rat und können den Kindern den Übergang in die Schule erleichtern und stressfreier ermöglichen.

Alle Erzieherinnen waren wieder mit Engagement voll bei der Sache und ließen sich von Prof. Maywald in das pädagogisch wertvolle Programm einführen.

Den Abschluss fand das Seminar mit einer äußerst angeregten und bedeutsamen Diskussion über Kinderrechte und Kindeswohl und deren Umsetzung im Rahmen des KiTa-Alltags, was nicht immer einfach ist, da die Erzieherinnen oft gegen das Selbstbestimmungsrecht eines Kindes agieren müssen, um sein Wohl, oder das Wohl der Anderen nicht zu gefährden. Hier steht oft genug der Kinderwille gegen das Kinderwohl – eine Gratwanderung, die die Pädagoginnen immer wieder vor schwierige Herausforderungen stellt.

Alle Teilnehmer des Seminares nahmen wieder viel Nützliches und Wertvolles für ihren KiTa-Alltag mit und freuen sich bereits darauf, die Anregungen umsetzen zu können.

Nach Abschluss des ersten Programmdurchlaufs und einer entsprechenden Auswertung werden die Kindergärten durch ein „Siegel“ zertifiziert werden, ein Qualitätsmerkmal, welches inzwischen bekannt und geschätzt ist.

Ein weiteres Seminar für Kindergärten im Raum Seesen befindet sich bereits unter Organisation und Finanzierung des Lions-Clubs Seesen-Osterode in Planung und wird voraussichtlich im März 2020 stattfinden.red