Kostensteigerung macht auch vor dem Sehusafest nicht halt

Im Rahmen der „Beobachter“-Serie zum Fest gibt der Historienfestverein einen kleinen Einblick

Seesen. Nach und nach verwandelt sich Seesen immer mehr zum Sehusafest-Platz. Am „Blauen Auge“, unweit des Amtsgerichtes, steht die Bühne für die „Sage vom Silberhohl“ bereit. Eine Stadt spielt ab dem morgigen Sonnabend zwei Tage lang Geschichte – beim größten Historienfest Norddeutschlands. Doch eine Sache bereitet auch den ehrenamtlich agierenden Historienfestverein als Veranstalter Kopfzerbrechen, nämlich die gestiegenen Kosten. Der „Beobachter“ widmet sich in der neuen Folge seiner Serie zum Sehusafest einmal genau diesem Thema. Die Verantwortlichen des Historienfestvereins gewähren einen kleinen Einblick.

Seit 1975 wird am ersten Wochenende im September das Sehusafest gefeiert. Erst wurde kein Eintritt verlangt, dann gab es lange Zeit zusätzlich die Anstecker, die von den Kindern verkauft wurden. Später dann Eintritt, der steigt. Immer wieder ist zu hören, dass dieser zu hoch sei. Doch dem Historienfestverein bleibt nichts anderes übrig. Es geht nicht ums Bereichern, sondern um kostendeckend agieren zu können, damit dieses Traditionsfest für die Stadt erhalten und überhaupt durchführbar bleibt. Wichtig ist in dem Zusammenhang einmal mit einem Mythos aufzuräumen. Nach Schätzungen der Polizei wird dann immer vermeldet, dass zwischen 30.000 bis 35.000 Besucher das Sehusafest besuchten. „Diese Schätzungen sind immer vollkommen überzogen und führen dazu, dass die Bevölke­­rung von enormen Überschüssen für den Verein ausgeht“, heißt es dazu seitens des Historienfestvereins. Tatsächlich lag bis dato die bisherige Höchstzahl der zahlenden Besucher bei 15.000 – also die Hälfte von dem Gesagten, mit Blick auf die 30.000 Besucher. Wie Seesens Polizeichef Lutz Heinatzky auf Nachfrage des „Beobachter“ erläutert, ist die hohe Zahl im Festumzug begründet. Bekanntlich führt dieser immer sonntags durch die Seesener Innenstadt. Die Besucher säumen die Strecke. „Für uns ist der Umzug Teil des Ereignisses und somit tauchen sie in dem Besucherzahlen mit auf“, erläutert der Polizeichef im Gespräch. Wichtig ist in diesem Zusammenhang zu erwähnen, dass die Zuschauer an der Strecke keinen Eintritt zahlen, wenn sich diese außerhalb des Festgeländes befindet. Der Historienfestverein kann nur mit den Einnahmen durch die zahlenden Besucher – wie erwähnt maximal 15.000 – agieren.

Zugleich räumt der Seesener Polizeichef im Gespräch mit dem „Beobachter“ ein, bereits an diesem Wochenende in dieser Hinsicht anders agieren zu wollen. „Wir werden die Zahlen mit dem Veranstalter abstimmen und eventuell auch differenzieren“, so Lutz Heinatzky. Übrigens ist es für den Polizeichef selbst die Sehusafest-Premiere. Seit dem 1. Mai 2021 ist er in Seesen, doch coronabedingt gab es noch kein Sehusafest in seiner bisherigen Seesener Amtszeit. Das wird sich am Wochenende nun ändern. Er ist selbst schon gespannt.

Damit das Sehusafest sich so präsentieren kann, wie es die Besucher kennen, werden unter anderem auch Künstler und Handwerker engagiert, die mit ihren Darbietungen für das nötige Flair sorgen. Allein in diesem Bereich sind die Kosten im Vergleich zum Sehusafest 2019 um 50 Prozent gestiegen. In dem Preis drin ist das Licht, Pryro und die Beschallung der Bühne am Markt.

Wer Großveranstaltungen besucht, weiß, dass eine vernünftige Technik, auch in puncto Beschallung, dafür unabdingbar ist. In diesem Segment hat der Historienfestverein noch Glück gehabt. „Dadurch, das unser Silberhohltechnikunternehmen uns die gleichen Preise wie letztes Jahr gegeben hat, sind sie nur 30 Prozent teurer im Vergleich zum Sehusafest 2019.

Über die Jahre haben sich die Anforderungen für solche Events immens verändert. An Sicherheitspersonal oder Umräumung des Festgeländes war jahrzehntelang nicht zu denken. Der größte Posten bei den sonstigen Aufwendungen sind laut Historienfestverein Toilettenanlagen, der Sicherheitsdienst und die Kassierer. In der Anfangszeit des Festes konnten die Besucher unter anderem im Ratskeller auf die Toilette gehen. Den gibt es in der ursprünglichen Form nun nicht mehr. Jetzt muss der Verein auf Toilettenwagen zurück greifen. „Hier haben wir gegenüber 2019 eine Kostensteigerung von gut 20 bis 25 Prozent“, heißt es dazu.

Nicht vergessen werden darf, dass die Stadt Seesen mit­investiert. In diesem Zusammenhang engagieren sich der Baubetriebshof vor Ort, die Mitarbeiter helfen beim Aufbau mit. Jeder kann sich ausmalen, was es kosten und vor allem bedeuten würde, wenn der Historienfestverein dieses auch noch finanziell stemmen müsste.syg