Kräfte bündeln für kommunales Testzentrum in Seesen

Kostenloser Corona-Schnelltest für Jeden / Projektgruppe um Bürgermeister Homann gebildet

Pro Woche darf jeder Bürger einen kostenlosen Coronaschnelltest machen. In Seesen arbeitet eine Projektgruppe am Aufbau eines kommunales Testzentrums.

Seesen. Die Nachricht ließ auch viele Seesener aufhorchen: Ab 1. März sollen alle Bürger kostenlos von geschultem Personal mit Antigen-Schnelltests getestet werden können“, das kündigte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) an. Einmal pro Woche steht das Jedem zu. Beginn am vergangenen Montag, aber eine große Frage treibt auch Bürgermeister Erik Homann um:  Wo sollen allein fast 20.000 Seesener solch einen Test durchführen?

Mittlerweile wurde die Ankündigung dahingehend konkretisiert, dass der Aufbau einer eigenen, staatlichen Infrastruktur durch einen kostenlosen Corona-Schnelltest nicht vorgesehen ist. „Für die Durchführung sollen in erster Linie die niedergelassenen Ärzte, die Zahnärzte und Apotheken herangezogen werden. Bei entsprechendem Bedarf könnten ergänzend in Gemeinden kommunale Testzentren angeboten werden“, äußert sich am Dienstag dazu Landkreissprecher Maximilian Strache. Private Anbieter können obendrein bei der Sache involviert werden. „Wir haben keinen klar definierten Auftrag erhalten, entsprechende Teststrukturen aufzubauen. Nichtsdestotrotz machen wir uns natürlich Gedanken und führen Gespräche, wie wir in diesem Bereich möglicherweise sinnvoll unterstützen können. Klar ist aber auch, dass wir uns keine Aufgabe heranziehen, für die wir am Ende nicht verantwortlich zeichnen“, unterstreicht der Goslarer Landrat Thomas Brych.

Nachdem Erik Homanns Vorstoß, dass dezentrale Impfen auch in Seesen anzubieten vom Landkreis weiterhin abgelehnt wird, will er in dieser Sache definitiv einen anderen Ausgang erwirken. „Es ist aktuell ein Sprung ins kalte Wasser, doch Vorwürfe bringen uns in der Sache nicht weiter, wir müssen eine gemeinsame Lösung finden“, unterstreicht das Stadtoberhaupt im Gespräch. Für die Fachmeinung holte er sich Steffen Pallinger, Ärztevereinsvorsitzender Gandersheim-Seesen und Kreisstellensprecher Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen Gandersheim-Seesen, dazu. Obendrein ist der Hausarzt in Seesen. Auch ihm liegt viel daran, für die Bürger eine schnelle und zeitnahe Lösung zu finden. „Nun ist es leider so, dass die überwiegende Zahl der regionalen Arztpraxen mit ihrem Auftrag – der Versorgung kranker Menschen – und der Bestätigungsdiagnostik mittels PCR-Test vollständig ausgelastet sind und weder personelle Ressourcen noch genügend professionelle Schnelltests zur Verfügung haben, um die Schnelltests für die nicht erkrankten oder symptomlosen Bürger durchzuführen“, schildert Steffen Pallinger. Am Montagnachmittag saß er zu der Problematik mit Bürgermeister Erik Homann zusammen. Im Anschluss gab es ein Gespräch mit dem „Beobachter“. Dort unterstrichen beide, dass die Kräfte gebündelt werden, um zeitnah ein kommunales Testzentrum auf die Beine zu stellen. Homann kündigte die Bildung einer Projektgrupppe zu dem Thema an, dies ist am Dienstag erfolgt, sie tagte bereits, bestätigte Steffen Pallinger gegenüber unserer Zeitung. Ihr gehören neben dem Bürgermeister und Steffen Pallinger auch Wolfgang Jakobi, Leiter des Fachbereiches zentrale Dienste, an.

Geprüft werden muss, wo solch ein Testzentrum überhaupt realisierbar wäre. Eine Option könnte durchaus auch die Asklepios Kliniken Seesen sein. Nach der Schließung der Reha-Klinik wären die räumlichen Kapazitäten vorhanden. „Selbstverständlich wären wir bereit und stehen zur Verfügung, falls eine solche Anfrage käme, hierfür entsprechend geeignete Räumlichkeiten bei uns in den Asklepios Kliniken Schildautal Seesen zur Verfügung zu stellen, um ­– beim allgemeinen Kampf zur Eindämmung der Corona-Pandemie – in der Region mit zu helfen“, teilt Kliniksprecher Ralf Nehmzow auf Anfrage mit. Bürgermeister Erik Homann ist froh, diese Option in der Hinterhand zu haben, jedoch ist diese für ihn nicht die präferierte Lösung. „Ein zentrales Testzentrum wäre wünschenswert, denn die Bürger müssen ja auch hinkommen“, so der Verwaltungschef. Bereits am heutigen Mittwoch sollen weitere Gespräche in puncto Räumlichkeiten und personelle Ausstattung samt ärztliche Unterweisung für die Durchführung solch eines Testes geführt werden.

Jens Tschäpe, Inhaber der Max-und-Moritz-Apotheke in Seesen, würde ein kommunales Testzentrum sehr begrüßen. Denn die räumlichen Gegebenheiten und die personelle Ausstattung widersprechen dem Vorschlag mit den Corona-Schnelltests in Apotheken. „Wir benötigen einen separaten Raum, der durchlüftet werden muss, was wir in Seesen definitiv nicht haben. Zudem kein extra Personal“, umreißt er im Gespräch die Probleme.

Unklar ist aktuell, wie viel Seesener solch einen Schnelltest überhaupt in Anspruch nehmen würden. Das hält die Projektgruppe nicht davon ab. Im Gegenteil, sie wollen in der Sache ein Signal setzen.syg