Kreistag missbilligt Reha-Schließung zum 31. Dezember aufs Schärfste

Gemeinsamer Appell am Montagabend verabschiedet / Situation für Therapeuten weiter ungewiss

Seesen. Das Aus der Seesener Reha-Klinik sorgt nicht nur in der Sehusastadt selbst, sondern auch in der Region für ausreichend Gesprächsstoff und Reaktionen. Am Montagabend einmal mehr im Goslarer Kreistag. Einstimmig haben alle Mitglieder eine Resolution verabschiedet, in der sie die „angekündigte und nunmehr schon auf den 31. Dezember vorgezogene Schließung der Neurologischen Rehabilitation in Seesen aufs Schärfste missbilligen“. Sogar die AfD-Fraktion schloss sich an. Jedoch beklagte Letztere aber das Zustandekommen. Einig sind sich alle Fraktionen, dass die Einzigartigkeit des Systems aus Spiel gesetzt wird.

„Gerade das von vormaligen ärztlichen Direktoren, Chefärzten und Geschäftsführern etablierte Konzept der perfekten Grundversorgung, der Spezialisierung auf auch komplizierte und schwere neurologische Erkrankungen, die von der Stroke Unit, über notwendige Operationen, der neurologischen Frührehabilitation und der dann den Patienten aufbauenden anschließenden Reha, machte den Standort Seesen zu einem einzigartigen Standort der interdisziplinären Medizin, die seines Gleichen suchte“, heißt es darin. Wie das Seesener Kreistagsmitglied Andrea Melone (SPD) anmerkte, hat sich das seit fünf Jahren verändert.

Sie verfolge die Situation und kann es nicht fassen, was für eine traurige Entwicklung die Sache genommen hat. Rudolf Götz (CDU) sprach sogar während der Sitzung von „Willkür“, die der Entscheidung innewohnt. Seiner Meinung nach will Asklepios die Beschäftigten dafür bestrafen, dass sie für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Lohn gestreikt hatten. „Jede Klinik im weiteren und näheren Umfeld des Landkreises Goslar würde sich zwar über die verfügbaren hervorragend ausgebildeten Fachkräfte freuen und sie sicher gern und wahrscheinlich zu besseren Konditionen aufnehmen“, heißt es in der Resolution.

Der Seesener CDU Kreistagsabgeordnete Rudolf Götz nannte 120 Beschäftigte, die betroffen sind. Einige hätten bereits neue Arbeitsplätze gefunden, auch im Landkreis Goslar, sodass sie in der Region bleiben. Nicht jedoch in Seesen. Asklepios selbst hatte im Rahmen der Mitteilung zur Schließung 100 Arbeitsplätze angeführt, die durch das Reha- Aus wegfallen. Begründet wurde die Entscheidung unter anderem mit der „schlechten wirtschaftlichen Gesamtsituation der Klinik“. Vermutlich liegt die Zahl derjenigen, die ihren Arbeitsplatz verlieren, höher. Denn der Betriebsrat, um den Vorsitzenden Oliver Kmiec, der für die Reha-Klinik das Mandat hat, konnte nur für die 83 Beschäftigten verhandeln. Weitere Bereiche, wie Küche oder Reinigungskräfte, werden vermutlich betroffen sein. In welcher Form, wird sich zeigen. Wie Martin Hennseler, Betriebsratsvorsitzender der Asklepios Therapie GmbH, auf Anfrage des „Beobachter“ mitteilt, wurde das Gremium von der Geschäftsführung aufgefordert Verhandlung über Interessenausgleich und Sozialplan zu führen.

„Aktuell sind wir in der Terminfindung“, so Hennseler im Gespräch. Vermutlich zeitnah. Die Anzahl, wie viele Therapeuten vom Reha-Aus betroffen sein werden, steht noch nicht fest. „Unter 20 Therapeuten werden es höchstwahrscheinlich sein“, gibt Martin Hennseler einen vorsichtigen Richtwert an. Während bei der Resolution Einigkeit herrschte, entbrannte sich jedoch eine hitzige Debatte. AfD-Fraktionssprecher Dr. Tyge Claussen betonte noch einmal, dass sich seine Fraktion nicht ausschließen lassen. Sie war hier nicht eingebunden worden.

Er nannte das ganze „Machtpolitik“ und einer „Demokratie unwürdig“. „Der Vorteil der Demokratie ist, dass man sich aussuchen kann, mit wem man zusammenarbeitet“, entgegnete ihm darauf Dr. Alexander Saipa (SPD). „Seltsam“, befand Rudolf Götz das Verhalten des AfD-Fraktionsvorsitzenden. Zudem hat der AfD-Antrag, dass der Landkreis mit Asklepios Gespräche zur Rettung der Reha-Klinik führen soll, nichts mit der Realität nichts zu tun. Dafür hat die Kreisverwaltung schlichtweg kein Mandat. „Sinnlose Schreibtischarbeit“, kommentierte der CDU-Abgeordnete Bernd Rotzek. Antrag abgelehnt.syg