Kurios: Trotz Corona trauten sich in Seesen mehr Paare als 2019

Acht Paare kamen von außerhalb, darunter eines aus Hamburg / Aber auch Heiratswillige im höheren Alter

Im Trauzimmer des Seesener Rathauses können Heiratswillige den Bund fürs Leben schließen. Trauzeugen müssen aber nicht mehr mit dabei sein.

Seesen. Der schönste Tag im Leben der frisch Vermählten soll noch ganz lange in Erinnerung bleiben. Bewusst wählt das Paar deshalb den Trautermin aus, es bucht einen Veranstaltungsort für die Feierlichkeiten. Bekanntlich war alles im vergangenen Jahr aufgrund der Corona-Krise schwierig. Doch in Seesen hielt das die Brautpaare eher nicht davon ab, sich standesamtlich trauen zu lassen. Wie Stadtsprecherin Beatrice-Arianne Dziuba auf Anfrage des „Beobachter“ mitteilt, schlossen insgesamt 73 Paare den Bund fürs Leben und damit eines mehr als im Jahr zuvor.

Vielleicht liegt es auch ein Stück weit am Schaltjahr 2020, dass im Seesen mehr Ehen geschlossen wurden. Übrigens gibt es in Griechenland den Aberglauben, dass das Heiraten in solch einem Jahr Unglück bringt. Deshalb gab es hier im Dezember 2019 einen Run auf die Standesämter.

Laut Statistischem Bundesamt wurden für den Monat Februar 2020 bundesweit insgesamt 21.500 Eheschließungen vermerkt. Eine überdurchschnittlich hohe Anzahl von Trauungen, fast 7300 mehr als im Februar 2019, vermerkten die Wiesbadener Statistiker dazu. Auch das kann die Seesener Stadtsprecherin belegen. Beliebte Trautermine waren im Februar der 20.02.2020, der 21.02.2020 und der 22.02.2020. Insgesamt sieben Paare ließen sich im Monat Februar trauen. Zum Vergleich: Die sieben Eheschließungen im Monat wurden 2019 erst im Mai erreicht.

Eines zeigt sich, die Sehusastadt ist als Trauort für die standesamtliche Eheschließung bei den Seesenern beliebt. Insgesamt 65 der 73 Paare kamen aus Seesen. „Es ist von den Brautleuten mindestens ein Partner in Seesen gemeldet“, fügt die Stadtsprecherin dazu an. Acht Paare kamen von außerhalb, davon sechs aus Niedersachsen, genauer aus Barsinghausen, Hildesheim, Braunschweig, Hannover, Burgdorf und Einbeck. Zwei Paare reisten von noch weiter weg an, eines wohnt in Gelting, eine Gemeinde im Kreis Schleswig-Flensburg in Schleswig-Holstein, und das andere aus Hamburg.

Unter den 73 Eheschließungen waren auch drei gleichgeschlechtliche Paare. Zur Erinnerung: Der Beschluss des Bundestags vom 30. Juni 2017 ermöglicht die Eheschließung von schwulen und lesbischen Paaren seit dem 1. Oktober 2017.

Die Auswertung der Seesener Standesamtsstatistik gibt obendrein auch einen Einblick in die Alterstruktur derjenigen, die den Bund fürs Leben schlossen. So waren insgesamt 61 Personen zwischen 18 und 30 Jahre alt, 58 Personen zwischen 31 und 50 Jahre und 23 Personen zwischen 51 und 70 Jahre. Dass der Bund fürs Leben auch im höheren Alter nicht ausgeschlossen sein muss, belegen die Seesener. So waren vier Personen zwischen 71 und 80 Jahre alt. In welcher Alterskonstellation die Ehepartner sind, ist nicht erfasst.

Übrigens gibt es in Seesen gleich mehrere Optionen für die standesamtliche Trauung. Das wohl bekannteste ist das Trauzimmer im Rathaus. Für alle, die die Zeremonie am historischen Ort erleben wollen, sind die beiden anderen Optionen geeignet. Zum einen kann im ehemaligen Jagdschloss, also dem Städtischen Museum Seesen, der Bund fürs Leben geschlossen werden. Eine Außentraustelle des Standesamtes gibt es im Stadtteil Mechtshausen, genauer im Wilhelm-Busch-Haus. Bekannt verlebte der berühmte Dichter Wilhelm Busch seine letzten Jahre hier. „Wer sich traut, kann sich das Ja-Wort im historischen Ambiente des Wilhelm-Busch-Zimmers geben und bucht dabei die dörfliche Idylle gleich mit“, heißt es auf der Internetseite des Mechtshäuser Kleinodes.

Und 2021? „Bisher haben wir dieses Jahr 25 Anmeldungen und täglich neue Anfragen unter anderem bezüglich der Gästezahl“, teilt Beatrice-Arianne Dziuba auf Anfrage mit. Dabei sein dürfen aktuell nur das Brautpaar, zwei Trauzeugen und der Standesbeamte. Jedoch wird dies immer wieder an die neuen Coronaregeln angepasst. Das Land Niedersachsen rät: „Bitte verzichten Sie in den nächsten Wochen auf Hochzeiten und andere Feste. Die Infektionsgefahr ist einfach zu groß. Wenn aus zwingenden Gründen eine Heirat doch unbedingt in den nächsten Wochen stattfinden muss, ist dies möglich, allerdings im kleinsten Kreis und ohne jegliche anschließende Feier.“syg