Lebenshilfe punktet mit frechem Petrischalen-Piet, Zumba & Co.

Per Telefon, Newsletter und YouTube-Video-Projekt engen Kontakt zu Kindern, Schülern und Eltern gehalten

Klein, rosa und frech: Piet, dass Klassenbakterium der Kurpark-Schule – hier mit seinen Schöpferinnen und Tagesbildungsstättenleiter Tim Simon – spielt auf dem neuen YouTube-Kanal der Lebenshilfe Bad Gandersheim-Seesen e.V. auf jeden Fall die Hauptrolle. Es gibt dort aber noch einiges mehr zu entdecken.

Seesen. Keine Frage: Im privaten wie im öffentlichen Leben gibt es keine Bereiche, die in den vergangenen Wochen und Monaten nicht von der Corona-Pandemie geprägt waren. Vielerorts musste der Alltag komplett neu strukturiert werden. Da bildete die Lebenshilfe Bad Gandersheim-Seesen e.V. keine Ausnahme. Ob Heilpädagogischer oder Sprachheil-Kindergarten, ob integrativer Kindergarten oder Tagesbildungsstätte „Kurpark-Schule“: Von heute auf morgen waren die Kinder nicht mehr da, war Stille, wo sonst das Leben tobt und sich entwickelt.

Lange währte die daraus resultierende Unsicherheit aber nicht. Auf die Frage, wie jetzt denn wohl mit der neuen Situation umzugehen sei, war recht schnell eine Antwort gefunden. Einfach nur Notbetreuung fahren und zu warten, bis der Spuk vorüber ist? Dieser Gedanke wurde nicht einmal ansatzweise weiterverfolgt. Stattdessen hat sich das gesamte Team der Lebenshilfe in einer beispiellosen Gemeinschaftsaktion einmal mehr ihrer Kernkompetenz besonnen und genau das getan, was sie am allerbesten kann – nämlich „ihre“ Kinder unter allen Umständen in den Mittelpunkt zu stellen.

Und dazu zählt, den Kontakt zu ihnen auch dann beizubehalten, wenn man sich eben nicht persönlich gegenübertreten kann; ihnen in dieser Zeit Mut zu machen sowie neue Ideen und Interessen zu wecken; ihnen – und den Eltern – zu verstehen zu geben, dass man trotz aller Hindernisse für sie da ist und sich um ihre Bedürfnisse kümmert. Also wurde zunächst einmal damit begonnen, Lernpakete für die Schüler zu schnüren, Newsletter mit Bastelanleitungen, Koch- und Backrezepten und kreativen Aufgaben zu erstellen sowie Geschichten für die Kindergartenkinder zu schreiben – und das alles zu verschicken.

In diesem Zuge trat außerdem ein kleiner frecher Kerl in Erscheinung, der in den Köpfen einiger Pädagogen der Kurpark-Schule schon seit etwa einem Jahr herumspukte. Sein Name: Piet, mit vollem Namen Petrischalen-Piet, das Klassenbakterium; ein kleines, rosa-flauschiges Ding, das den Betrieb in der Klassenstufe (KS) I der Kurpark-Schule ganz schön auf den Kopf stellt. „Vor dem Hintergrund der aktuellen Geschehnisse kam uns Piet gerade recht – zum einen, um den Kindern auf humorvolle Weise die Angst zu nehmen, zum anderen, um damit auch gleich das Thema Krankheitserreger und Hygiene aufzugreifen“, erklärte Pädagogin Ulrike Kurbach.

Doch wie sollten die Kinder zu Hause denn von Piet und seinem neckischen Treiben erfahren? Nun, eine Lösung war auch in diesem Punkt schnell gefunden. Das Ganze geht natürlich am Besten per Video übers Internet. Und so kommt es, dass die Lebenshilfe Bad Gandersheim-Seesen seit einigen Wochen ihren eigenen YouTube-Kanal hat. Ulrike Kurbach und Kollegin Annika Weßling haben sich die Geschichten um das vorlaute Bakterium ausgedacht und zu Papier gebracht, während Sprecherin Meike König diese fast schon profimäßig mit ganz charakteristischen Stimmen einlas. Weitere Unterstützung gab es von Lee-Ann Bobrowski, die bei der Lebenshilfe gerade ihr Freiwilliges Soziales Jahr absolviert, und von Michelle Fechner, die für den richtigen Schnitt sorgte. Mittlerweile ist schon Folge 7 „abgedreht“ worden.

Inhaltlich geht der Videokanal aber weit über Piet und die Klassenstufe I hinaus. So gibt es viele Zumba-Videos zum Mitmachen, dann wird gezeigt, wie man sich richtig die Hände wäscht, die Schuhe zubindet, einen Papierflieger faltet oder Therapieknete herstellt. Immerhin 50 Abonnenten hat der Kanal in kurzer Zeit schon gewonnen. Wer neugierig geworden ist und selbst einmal reinschauen möchte: Einfach auf YouTube nach „Lebenshilfe Seesen“ suchen oder den Link: www.youtube.com/channel/UCFX7N2aa2PtCVkAIqwiK18w in die Adressleiste des Browsers eingeben. Woche für Woche wurde der Kanal mit neuen Videos gefüllt. Damit wurden nicht nur die Langeweile und die Sehnsucht etwas vertrieben, es gab vielmehr etwas zu lernen und es wurde damit ein Mehrwert geschaffen. Auch wenn bis auf wenige Ausnahmen mittlerweile alle Kinder und Schüler wieder die Einrichtungen der Lebenshilfe besuchen, so wird dieses Medium sicher trotzdem weiter wachsen. Die Rückmeldungen von Schülern und Eltern fielen jedenfalls positiv aus. Das YouTube-Projekt der Lebenshilfe in Seesen hat mittlerweile buchstäblich Schule gemacht. „Unser Piet ist sozusagen einmal durch Niedersachsens Lebenshilfe gewandert und hat sogar das Interesse des Landesverbandes geweckt“, berichtet Tim Simon, Leiter der Tagesbildungsstätte Kurpark-Schule. Für ihn war und ist das Projekt „ein toller Baustein“ in Sachen Homeschooling.

Wie gesagt: Alles dreht sich bei der Lebenshilfe um die Kinder und Schüler. „Alles dreht sich“ sollte in diesem Jahr auch das Motto des traditionellen Sommerfestes sein. Tolle Aktionen rund um Bewegung und Drehmomente waren geplant. Auch daraus wird nun leider nichts. Doch dem Team fällt bestimmt etwas ein, damit der neue Alltag viele schöne Momente bekommt und niemand auf der Strecke bleibt. In jeder Krise steckt bekanntlich eine Chance; die Lebenshilfe weiß sie gut zu nutzen…kno