„Lehnen den Bebauungsplan ab”

Sven Ladwig (Bündnis 90 / Die Grünen)

Sven Ladwig

Seesen. Sind sie pro oder contra Burger King in Seesen? Diese Anfrage des „Beobachter” erreichte die Ratsfraktion von Bündnis 90 / Die Grünen Anfang der Woche. Also für oder gegen die Jugend? Für oder gegen Arbeitsplätze? Für oder gegen die Attraktivität Seesens? Aber geht es tatsächlich nur um die Ansiedlung eines Schnellrestaurants oder doch um die Frage, wohin sich unsere Stadt mit allen inneren und äußeren Einflussfaktoren entwickeln soll? Der vergangene Sommer hat eindrucksvoll gezeigt, dass wir uns sehr schnell auf eine Heißzeit zubewegen.

Einschneidende globale Maßnahmen zur Erreichung der Klimaziele sind kurzfristig nicht zu erwarten. Umso wichtiger wird es sein, auf kommunaler Ebene Vorsorge zu treffen. Grünflächen und alter Baumbestand verbessern das Mikroklima, bieten Schatten und spenden frische Luft. Eine solche Fläche soll nun fast vollständig versiegelt und damit zu einem weiteren Hitzepunkt innerhalb der Kernstadt „entwickelt“ werden. Bei den derzeit angedachten Nutzungen kämen weitere Temperaturemissionen durch Küche, Backstube, Klimaanlage und Kfz-Verkehr hinzu. Und bei Niederschlag? Starkregenereignisse häufen sich dramatisch. Sobald die Kanalisation das Wasser nicht mehr aufnehmen kann, staut es sich in der Unterführung und fließt über Seckau und Nette nach Rhüden. Bei ca. 3.800 m2 zu sätzlich versiegelter Fläche verschärft sich die Situation entsprechend.

Auch im Detail zeigen sich ungelöste Probleme. Obwohl klar ist, dass ausschließlich Gewerbebetriebe angesiedelt wer- den sollen, wird das Grundstück als Mischgebiet definiert. Mischgebiet bedeutet, dass dort einerseits Wohnen und andererseits Gewerbe, welches das Wohnen nicht stört, zulässig sind. Die benachbarten Anwohner „In der Masch“ werden aber sehr wohl durch Liefer- und Kundenverkehre sowie – sollte ein Schnellrestaurant kommen – Außenterrasse und Drive-In gestört. Und letztlich: unser Stadtbild. Ein neun Meter hoher Werbepylon (egal wessen Reklame daran hängt) an DER Hauptstraße Seesens? Im Ernst? Natürlich ist der Investor daran interessiert, dass sein Unternehmen schon vom Ortseingang wahrgenommen wird. Im Umfeld von historischer Wallanlage, Amtsgericht und städtischem Museum ist Seesen als Werbefläche aber zu schade!

Gäbe es Alternativen? Ja! Eine wegweisende Möglichkeit wäre, aus dem gesamten Schützenplatz einen kleinen Stadtwald zu machen: Zusätzliche Bäume sorgen für eine enorme, innenstadtnahe Verschattungs- und Verdunstungsleistung, filtern den Feinstaub der Bundesstraße, bieten Speicherkapazität für Niederschlagswasser und – last but not least – sorgen für einen gestärkten Handelsstandort Innenstadt.

Ob Seesen einen Boulettenkönig will oder braucht, darüber lässt sich mit allen Pros und Contras diskutieren. Unabhängig vom späteren Gewerbe ist die jetzige Planung aber nicht geeignet, Seesen zukunftsfähig und attraktiv aufzustellen. Deshalb wird der Entwurf des Bebauungsplans „Schützenplatz“ von der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen abgelehnt.red