Liturgische Musik aus Seesen in Seesen

Hamburger Synagogalchor konzertierte unter der Leitung von Andor Izsák im Saal des Jacobson-Hauses

Der Hamburger Synagogalchor ließ die Musik der Synagoge, die aus Seesen kommt, im Jacobson-Haus erklingen.

Seesen. Wieder einmal erklang „Die Stimme der Synagoge“ in Seesen. Viele der Anwesenden im großen Saal des Jacobson-Hauses können sich noch gut an den Auftritt des Hamburger Synagogalchores anlässlich des Festgottesdienstes in St. Andreas zum 300. Geburtstag der Kirche erinnern – damals wie heute unter der Leitung von Prof. Andor Izsák, künstlerischer Direktor der Villa Seligmann, dem Haus für die Jüdische Musik in Hannover.

„Das Jacobson-Haus ist für mich auch der Versuch, die jüdische Geschichte aus dem Elfenbeinturm herauszuholen, nicht immer nur die dunklen Kapitel zu sehen, sondern positive Assoziationen zu wecken“, sagte Bürgermeister Erik Homann in seiner Begrüßungsansprache. Er verwies auf Israel Jacobson und dessen positive Botschaft: sich begegnende Kulturen verbinden, voneinander lernen, sich weiterentwickeln und reicher werden. Daraus entstehe Kreativität, Schaffenskraft, Schönes.

Der Chor präsentierte Psalmen-Vertonungen von Louis Lewandowski. Der Bezug zu Seesen und seinem israelitischen Tempel, dem Ursprungsort dieser liturgischen Musik, wird deutlich, obwohl Lewandowski, geboren 1821 und gestorben 1894, Jacobson und Seesen nicht wird kennengelernt haben. Das, was im Jacobs-Tempel mit einfachen Chorälen begann, ist Jahre später erst durch Lewandowski, Sulzer und andere jüdische Kantoren und Komponisten in die große musikalische Kunst eingegangen.

Der Hamburger Synagogalchor wurde von Andor Izsák am Steinway-Flügel begleitet und begann mit Psalm 23, „Der Herr ist mein Hirte“, er sang die Psalmen in deutscher Sprache. Der Vortrag gestaltete sich überwiegend rein chorisch ohne Solo-Part. Es handelt sich um einen gemischten Chor, zahlenmäßig ausgeglichen sind die Frauen- und Männerstimmen. Der Seesener Tempelchor, das waren die hohen Knabenstimmen, ergänzt durch die tiefen der „Männer aus der Gemeinde“. Psalm 25: „Deine Wege, Ewiger“ folgt, danach Psalm 37: „Befiehl dem Ewigen Deinen Weg.“ Hervorzuheben sind dabei die Solo-Gesangsteile von Elena Hall.

In seinen Zwischen-Conferencen schlägt Izsák weite Bögen vom kleinen Harz-Randort, wo Israel Jacobson mit der jüdischen Tradition brach und die Orgel in den jüdischen Gottesdienst holte,  hin zu den großen Synagogen in den Hauptstädten Europas, wo man es dem mutigen Reformer in den folgenden Jahrzehnten gleichtat. Und Andor Izsák  lieferte auch gleich die Erklärung mit, warum er sich stets gern als „Freund Seesens“ bezeichnet. Das liege zum an „den netten und sympathischen Menschen hier“; zum anderen natürlich am „Alumnat“, dem jetzigen Jacobson-Haus. Dieses geschichtsträchtige Gebäude sei ein großes Glück. „Sie haben einen Schatz in Seesen“, so der renommierte Musikwissenschaftler.

Fehlen darf in Seesen auch nicht Prof. Erika Lux am Flügel. Begeisternd und virtuos gespielt erklingen aus Lewandowskis Hebräischer Rhapsodie das „Halleluja“ und das „Kol Nidre“. Es bleibt nicht beim Gebet, die Musik reißt mit und am Schluss möchte man mittanzen. Später verlässt Erika Lux die Synagoge mit dem „Valse caprice“ von Anton Rubinstein. Nach ruhigem Vorspiel entwickelt sich ein mitreißender Walzer, den Erika Lux virtuos und im wahrsten Sinne kraftvoll mitreißend intoniert.

Den Schlusspunkt setzt der Hamburger Synagogalchor mit Psalm 134: „Wohlan, preiset den Ewigen“. Herzlicher Applaus antwortet am Schluss des Konzertabends allen Musikern. Andor Izsák hatte davon gesprochen, warum er Seesen liebt. Zur Liebe gehören zwei Seiten: Das Publikum würde sich über ein Wiedersehen in Seesen freuen.kno