„Mahnung hat leider noch nichts von ihrer Aktualität eingebüßt”

Bürgermeister Homann kritisiert in seiner Rede zum Volkstrauertag Amerika-Präsident Trump

Bei Regenwetter gedachten gestern die Seesener den Opfern von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker.

Seesen. SeeSen. Volkstrauertag 2017 in Seesen – die Gedenkfeier gestern bei Dauerregen am Ehrenmal stand wiederum nicht nur im Zeichen der Erinnerung, sondern auch im Zeichen der Mahnung. „Wir Gedenken heute aller Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Unter der Kuppel unseres Ehrenmals steht: Wir beklagen die Toten aller Gewalt, der politischen, rassistischen, ethnischen und religiösen Verfolgungen, des Terrors, der Kriege, der Vertreibungen, des Fremdenhasses. Wir hoffen auf Frieden unter den Menschen”, eröffnete Bürgermeister Erik Homann seine diesjährige Ansprache.

Das umfassende Gedenken und Beklagen war nicht immer Gegenstand des Volkstrauertages gewesen. Zu Beginn, als 1919 der Gedenktag durch den Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge eingeführt wurde, diente er ausschließlich des Gedenkens der Gefallenen Soldaten des Ersten Weltkrieges. Später instrumentalisierten die Nazis diesen Tag für die Kriegspropaganda. Der Tag wurde zum Heldengedenktag umbenannt und sollte vermitteln, dass das höchste Ideal die Opferung des eigenen Lebens für das deutsche Vaterland sei. Flaggen wurden nicht auf Halbmast gehisst, sondern vollstock gesetzt.

Erst seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Gedenken anlässlich des Volkstrauertages auf alle Opfer von Gewalt und Krieg ausgedehnt und diente der Mahnung zur Versöhnung. „Angesichts der aktuellen Konflikte in unserer Welt hat diese Mahnung leider noch nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. Es ist traurig, dass ein amerikanischer Präsident es offensichtlich für ein probates Mittel der Konfliktlösung hält, zum Beispiel den Nordkoreanern die vollständige Vernichtung anzudrohen.

Auch wenn die Empörung über das Verhalten der nordkoreanischen Diktatur absolut verständlich ist, darf nicht ernsthaft in Erwägung gezogen werden, ein ganzes Volk zur Lösung dieses Konfliktes auszulöschen”, mahnte Homann. „Die Zivilisation und furchtbare Kriege haben uns in Europa und besonders in Deutschland gelehrt, dass Krieg und Gewalt eben nicht ein normales Mittel der Politik sein darf. Tod, Verderben und unermesslich viel Leid sind die Früchte solcher Politik.” Diese Erfahrung dürfe nicht verblassen. Sie müsse immer wieder in Erinnerung gerufen werden und an die kommenden Generationen weitergegeben werden. „Dafür stehen wir heute hier. Dafür gedenken wir heute hier”, appelierte der Bürgmeister am Volkstrauertag 2017.

Das sei nicht nur die Aufgabe der großen Politik. Das sei auch hier vor Ort, hier in Seesen Aufgabe. „Die Freundschaft der Stadt Seesen mit unseren Partnerstädten in England, Frankreich und Italien, Schüleraustausch mit Polen und anderen Nationen, wie unsere Seesener Schulen ihn betreiben und der Umgang mit geflüchteten Menschen in unserer Stadt – all das sind Bausteine im Fundament für dauerhaften Frieden in unserer Welt, damit zukünftig keine Ehrenmale mehr für Menschen gebaut werden müssen, die Opfer von Krieg und Gewalt geworden sind”, erklärte Homann abschließend, um dann das Totengedenken vorzunehmen und gemeinsam mit der Feuerwehr, den Reservisten, den Schützen und dem DRK die Kränze niederzulegen. Zum Schluss wurde die Deutsche Nationalhymne intoniert.uk