Michaela Winterfeld gründet Beratungsstelle für Eltern von Frühchen

Seesenerin hat eigene Erfahrung gesammelt / Mit ihrer Anlaufstelle will sie helfen und eine Lücke schließen

Seesen. Viel zu früh hielt Michaela Winterfeld ihren Sohn in den Armen. 47 Zentimeter Kopfumfang, ein Gewicht von 2.480 Gramm und geboren auf natürlichem Wege in der 35. Schwangerschaftswoche. Bange Wochen folgten nach der Geburt am 4. Dezember 2017. Ein Jahr später ist ihr Sohn putzmunter und erfreut die beiden Geschwister und das Ehepaar. Doch die Erfahrungen prägten Michaela Winterfeld. Genau diese will die Seesenerin an betroffene Familien weitergeben. Damit schließt sie sogar ein Stück weit eine Versorgungslücke.

Denn der Bundesverband „Das frühgeborene Kind“ tritt bisher in der Region so gut wie nicht in Erscheinung. Die nächste Anlaufstelle befindet sich laut Michaela Winterfeld in Göttingen oder Kassel. Genau hier will sie mit ihrer Beratungsstelle ansetzen. „Ab sofort können Termine vereinbar werden“, sagt sie im Gespräch. Nicht nur Frauen, sondern auch Männer, die aus ihrer Erfahrung anders mit der Sache umgehen, können vorbeikommen. Zu finden ist das Ganze in ihrem Laden „Kunterbunt“ in der Lange Straße in Seesen.

Die ausgebildete Erzieherin und Mutter von nunmehr drei Kindern hat sich in die Thematik eingelesen und wird zwei Mal pro Jahr ein Wochenendseminar vom Bundesverband besuchen. Dann wird es unter anderem auch um das Thema Trauerbewältigung gehen. Denn nicht alle Frühgeborenen verlassen mit ihren Eltern das Krankenhaus. Diese Erfahrung hat die Seesenerin selbst im Krankenhaus bei einer anderen Familie miterlebt.

„Wir haben alle mit ihr geweint“, berichtet sie. Kommt ein Säugling vor der 37. Schwangerschaftswoche (SSW) auf die Welt, handelt es sich um eine Frühgeburt. Zum Vergleich: Eine übliche Schwangerschaft dauert 40 Wochen. Mit unterschiedlichen Problemen, unter anderem aufgrund der nicht vollständig ausgebildeten Organe, haben die Frühchen zu kämpfen. Viele auch noch, nachdem sie das Krankenhaus verlassen haben.

Physiotherapie und der Besuch bei der Osteopathin gehörten auch für Familie Winterfeld viele Monate zum Alltag dazu. Bei Michaela Winterfeld musste damals die Geburt eingeleitet werden, da sie unter der sogenannten Präeklampsie also unter Schwangerschaftsvergiftung litt. „Unser beider Leben hing am seidenen Faden“, blickt die Seesenerin im Gespräch mit dem „Beobachter“ zurück. Angefangen hatte das alles mit Bluthochdruck, Michaela Winterfeld kam überhaupt nicht mehr zu Ruhe, nach kurzen Strecken war sie so kaputt, als hätte sie gerade einen Ausdauerlauf absolviert. Später wurde bei ihr Eiweiß im Urin nachgewiesen. Einweisung ins Fachkrankenhaus. Dieses konnte sie gemeinsam mit ihrem Sohn kurz vorm Weihnachtsfest 2017 verlassen.

Später hat sie sich genauer mit dem Thema „Frühgeburt” befasst und unter anderem verschiedene Fachbeiträge gelesen. Darüber reifte in ihr der Entschluss, sich ehrenamtlich in Form einer Beratungsstelle im Bundesverband „Das frühgeborene Kind“ zu engagieren. Die Gespräche für betroffene Familien sind kostenlos und werden individuell vereinbart, damit sich die Seesenerin ausreichend Zeit nehmen kann. Jedoch wird um eine Spende gebeten, der komplette Erlös wird an den Bundesverband gespendet, versichert die Seesenerin.

Wer einen Beratungstermin mit Michaela Winterfeld vereinbaren will, kann das entweder unter der Telefonnummer 0151-55593640 oder per E-Mail an michaela-winterfeld@gmx.de tun.syg