Mit 50 Kubik über den Balkan knattern

„Ibupropheten“ starten am Sonnabend beim Moped-Rodeo und sammeln Spenden für Aufforstung des Harzes

Gruppenbild mit „Dame“: Die „Ibupropheten“ aus Seesen und dem Harz fahren Ende der Woche Richtung Wörthersee und starten dann am Sonnabend beim Moped-Rodeo zur 1.000-Kilometer-Tour rund um Slowenien und Kroatien.

Seesen. „Einmal verrückt sein und aus allen Zwängen fliehen“, hat Udo Jürgens mal in seinem Hit „Ich war noch niemals in New York“ gesungen. Nun ja, für die „Ibupropheten“, um die es hier geht, ist das Verrücktsein quasi Alltagsbegleiter und ein Stück Lebensphilosophie. Und Zwänge? Was ist das denn?

Was die Truppe vorhat, ist nichts für Schattenparker und Blasentee-Trinker. Acht gestandene „Jungs“ aus dem Harzer und Vorharzer Raum im besten Alter gehören dazu. Doch damit ist das Team noch nicht komplett. Mit Vivien Paul gibt es nämlich junge, weibliche Verstärkung für die „hinkenden Männer“.

Die glorreichen Neun nehmen in wenigen Tagen am Moped Rodeo 2021 teil. Mit ihren knatternden Youngtimern und Oldies machen sie sich auf, um im Rahmen einer Balkantour fünf Länder – der größte Teil entfällt dabei auf Kroatien – in sieben Tagen unter die Räder zu nehmen und dabei gemäß Road-Book mindestens 1.000 Kilometer zurückzulegen. Auf dem Weg zur Adria in Kroatien werden atemberaubende Bergpässe bezwungen, wird über enge Straßen an Seen und schönen Landschaften vorbei gecruist. Über kroatische Küstenstraßen und traumhafte Inseln geht es dem Ziel entgegen. Umwege und Nebenstraßen werden von den Ausrichtern dringend empfohlen, denn es gibt auf dem Weg viel zu entdecken.

Die Regeln sind nicht von Pappe. Das Moped muss mindestens 20 Jahre alt sein, darf einen Hubraum von höchstens 50 ccm haben und muss eine offizielle Zulassung besitzen. „Ein paar von uns hatten schon einen entsprechenden fahrbaren Untersatz, die anderen haben sich extra einen beschafft“, sagt André Paul. Der Rhüdener ist schon ein alter Hase, was solche Herausforderungen angeht. Vor drei Jahren hat er mit drei weiteren Mitstreitern die „Tajik-Rallye“ vom Süden Deutschlands bis nach Tadschikistan absolviert. Damals allerdings im Auto.

Am Freitag wird in Richtung Velden am Wörthersee gestartet. Dort treffen sich mehr als 220 Moped-Rallye-Teilnehmer, um sich am Sonnabend, 4. September, auf die einwöchige Reise zu begeben. Zum Startpunkt nach Österreich werden Piaggio, Simson & Co. aus dem Vorharz übrigens chauffiert. „Letztes Wochenende haben wir eine Verladeübung gemacht. Neun Mopeds auf einen Anhänger ist schon eine Herausforderung“, berichtet André Paul weiter. Die Ibupropheten haben für einen sicheren Transport extra ein Schienensystem mit Leitplanken gebaut. Gezogen wird das Ganze samt Insassen von einem gemieteten Neun-Sitzer.

Bei 50 Kubik Hubraum und Tempo 45 – was kann da kaputt gehen? „So ziemlich alles“, da ist sich das Harzer Moped Rallye Team sicher. Den Beweis dafür lieferte ein Proberitt im September vergangenen Jahres durch Thüringen. 600 Kilometer in vier Tagen standen am Ende zu Buche. Pannen gab es hier reichlich, doch die Reparaturen konnten alle selbst erledigt werden. Das Wichtigste aber: Die Tour hat einen Riesenspaß gemacht.

Die Ibupropheten wollen aber nicht nur Spaß haben, sie wollen mit ihrer Teilnahme auch Spenden einwerben. „Das Geld soll für die Wiederaufforstung des Harzes Verwendung finden“, so André Paul. Wer also das Projekt unterstützen möchte, kann das mit seiner Spende unter www.betterplace.org tun.
Übrigens: Servicefahrzeuge, die für Verpflegung und Schrauberarbeiten zur Verfügung stehen, gibt es auf der Balkan-Tour natürlich nicht. Hier schlägt sich jeder allein beziehungsweise in der Gruppe durch. Gesund und munter gemeinsam am Ziel ankommen, so lautet die Devise.kno