Mit Herzblut und technischem Geschick einen Lebenstraum erfüllt

Der Rhüdener Thomas Glinkemann besitzt ein Lanz Bulldog von 1940 / In Eigenregie hat er ihn restauriert

2003 hat Thomas Glinkemann seinen Lanz Bulldog gekauft. Bis er den heutigen Zustand erreicht hatte, musste er unzählige Arbeit hineinstecken. Erst 2017 war es so weit.

Rhüden. Der „Beobacher”-Artikel über den Bornhäuser Werner Feldmann und seinen Hanomag ließ aufhorchen. Die Erstzulassung dieses Schleppers ist auf den 24. Juli 1947 datiert. Damit ist er der älteste Schlepper in Bornhausen, ja vielleicht sogar im Landkreis Goslar und der weiteren Umgebung, hieß es im Artikel. Eine Angabe, die den Rhüdener Thomas Glinkemann fast ein wenig lächeln ließ. Mit seinem Lanz Bulldog vom Typ D 3506 schlägt er diesen Wert um Längen. Der Blick in die Papiere verrät das genaue Zulassungsdatum – nämlich den 1. Juli 1940. Klar unterboten. Mit seinem Lanz Bulldog sorgt der Rhüdener regelmäßig – nicht nur in der Szene – für Staunen.

Um das Alter seines Gefährts zu belegen, muss der Rhüdener noch nicht einmal die Papiere zur Hand nehmen. Er geht um seinen Lanz herum, verweist auf ein Schild. Die Rahmendaten sind dort verzeichnet, so unter anderem Heinrich Lanz Mannheim Aktiengesellschaft. 20 PS, Hubraum 4788. Jetzt wird es entscheidend, Baujahr 1940. Also sieben Jahre älter als der Schlepper des Bornhäusers. Eindrucksvoll, nicht nur was diese Jahreszahl betrifft, sondern auch alle Geschichten hinter dieser Rhüdener Schlepperstory, die der Hobbybastler alle vortrefflich erzählen kann.

Einen Traum hat sich Thomas Glinkemann erfüllt. Denn sein Vater hatte früher solche Bulldogs und damit Feldarbeit betrieben, er half ihm. Irgendwann schaffte er die Ackerschlepper ab, doch die Sehnsucht bei Thomas Glinkemann blieb. 2003 stieß er auf ein Inserat und reiste nach Selfkant an die deutsch-niederländische Grenze. „Der Bulldog sah auf den Bildern besser aus als im Original, dennoch war es Liebe auf den ersten Blick“, blickt der Rhüdener an die Anfänge zurück. Die kurze Probefahrt klappte, nicht selbstverständlich, wie sich später herausstellte. Denn dieser Lanz Bulldog hatte im Inneren ganz viele Macken. Teilweise unfachmännisch geflickt, so blieb dem Rhüdener nichts anders übrig, als seinen Lanz komplett auseinanderzunehmen. Ein Neuaufbau, der dauerte.

Geholfen hat dem gelernten Schmied und Landmaschinenschlosser seine Ausbildung, sein handwerkliches Geschick und sein technisches Verständnis. Tage und Nächte hat er dran geschraubt, auch mit seiner Frau gemeinsam. Wie viel Zeit er investiert hat, vermag Thomas Glinkemann überhaupt nicht abzuschätzen. Fest steht nur, seit 2017 hat er ihn auf dem heutigen Stand. In schwarz. „Die Ursprungsfarbe gefiel mir noch nie“, sagt er. Klar gibt es immer wieder Reparaturen, aber das hält sich im Rahmen. Zumal er weiterhin viel Herzblut hineinsteckt. Oder es wird modifiziert. Im vergangenen Jahr hat er ihn mit größeren Reifen ausgestattet samt der dafür notwendigen Umbauten.

Übrigens wählte der Rhüdener die kleinere Ausführung des Lanz Bulldog ganz bewusst, die größere hätte überhaupt nicht in seine Garage zu Hause gepasst. Bei seinem Gefährt hat er den Schornstein kippbar gebaut. „Damit er überhaupt hineingeht“, berichtet Thomas Glinkemann und schiebt ein Lächeln hinterher.
Schnell aufspringen und losfahren, ist hier nicht. Wenn der heute 64-Jährige seinen Lanz Bulldog zum Laufen bringt, gleicht das Ganze einem Ritual. Zuvor das Lenkrad herausheben und in den seitlichen Anlasser quasi einsetzen. Der Motor ist ein Zweitakter mit Kurbelgehäusespülung. Der namensgebende Zylinderkopf des Glühkopfmotors (der Glühkopf) ist ungekühlt und enthält den sogenannten Verdampfer (auch Glühnase genannt); er glüht während des Betriebes mit schwacher Rotglut. Der Kraftstoff wird mit geringem Druck in den Verdampfer eingespritzt, wo er verdampft und sich an den heißen Wandungen entzündet. Will Thomas Glinkemann ihn starten, muss der Verdampfer mit einer Lötlampe zum Glühen gebracht werden. Wie lange es bracht, bis die Temperatur erreicht ist, hat der Rhüdener im Gefühl. Dann kurz am Rad drehen, es herausziehen und schon läuft der Lanz. Gut fünf Minuten dauert das Anlassprozedere, ist die Maschine aus, beginnt alles von vorn.

Wenn der 64-Jährige über seinen historischen Schlepper berichtet, strahlt er über das ganze Gesicht. Denn mit seinem selbst restaurierten Lanz sorgt der Rhüdener nicht nur bei den Schleppertreffen in der Region für Aufsehen.syg