Mit Löschrucksack und Feuerpatsche gegen den Flächenbrand

Brandschützer aus Seesen und Rhüden probten am Freitag an der B 243 den Ernstfall / Wichtige Erkenntnisse gesammelt

Mit Hilfe der sogenannten Feuerpatsche können die Brandnester ausgeschlagen werden.

Seesen. Viele glauben, dass eine Glasscherbe oder eine weggeworfene Zigarette einen Flächenbrand entfachen kann. Doch die Wissenschaft hat belegt, dass eine PET-Flasche gefüllt mit einer Flüssigkeit, viel gravierender ist. Denn diese funktioniert wie eine große Lupe. Kommt der Sonnenstrahl darauf, kann die Wirkung verheerend sein. Ein Flächenbrand droht. In 99 Prozent der Fälle entsteht solch ein Feuer durch Fremdeinwirkung. Solche und weitere Details haben 30 Brandschützer aus Seesen und Rhüden von Ausbilder Carsten Kranz vom Verein für Wald- und Flächenbrandbekämpfung aus Vechelde vermittelt bekommen. Lehrreich war es.

Froh sind die Seesener, dass sie vom Landwirt Hirschfeld ein 2.500 Quadratmeter großes Stoppelfeld an der B 243 in Richtung Bornhausen zur Verfügung gestellt bekommen haben. Wichtig ist der enge Austausch mit den Landwirten. Im Ernstfall holt die Feuerwehr laut Stadtbrandmeister Jürgen Warnecke diese dazu, denn sie verfügen über die notwendige Technik, um eine Schneise mit dem Grubber zu pflügen, damit der Brandherd eingedämmt werden kann. So auch am gestrigen Freitag, um ein Übergriff auf benachbarte Felder zu verhindern.

Eines zeigt sich, die wichtigsten Utensilien im Kampf gegen die Flammen sind zum einen die Löschrucksäcke und zum anderen die sogenannten Feuerpatschen. Bei Letzterer handelt es sich um einen Stab mit einem breiten, flachen Ende, mit dem die Bodenbrände ausgeschlagen werden können. Laut Jürgen Warnecke verfügen die Feuerwehren im Stadtgebiet über 60 Feuerpatschen und fünf Rucksäcke. Über die Jahre haben die Brandschützer diese Ausrüstung teils aus Spenden oder mit Hilfe der Mitgliedsbeiträge selbst angeschafft.

Fünf Rucksäcke haben Seesens Brandschützer. Dieser Standard der Ausrüstung begeistert den Ausbilder. „Für eine Feuerwehr, die hauptsächlich auf der Autobahn oder mit Gebäudefeuern zu tun hat, ist das beachtlich“, sagte Carsten Kranz im Gespräch vor Ort. Der Ausbilder hat Erfahrung, er war unter anderem schon bei der Brandbekämpfung in Portugal im Einsatz. Gefallen hat ihm, dass die Brandschützer voll mitzogen, aufgeschlossen für Neues sind und die Theorie wunderbar umsetzten.

Der Löschrucksack ist zehn Mal effektiver als die Patsche und funktioniert so ähnlich wie eine Wasserpistole. Mit wenig Wasser wird hier eine große Wirkung erzielt. Denn in der Feldmark ist die nächste Wasserstelle oft weit entfernt. „Ihr könnt schon einmal beginnen, während eure Kameraden die Schläuche anschließen“, so der Ausbilder.

Mit vor Ort waren Stadtbrandmeister Jürgen Warnecke, sein Stellvertreter Klaus Kiehne und Uwe Zimmermann, Fachbereichsleiter Ordnung der Stadt Seesen. Für sie ging es auch um wichtige Erkenntnisse. Fakt ist, es wird im Seesener Stadtgebiet nicht die letzte Übung dieser Art gewesen sein. Vor allem sollen auch die Ortsfeuerwehren geschult werden. Im kommenden Jahr ist es dann so weit, damit die Einsatzkräfte auf den Ernstfall vorbereitet sind und optimal reagieren können. Die Vegetationsbrände nehmen zu – 2018 gab es im Landkreis Goslar 92 solcher Feuer, davon gut 15 im Seesener Stadtgebiet.syg