Moschee öffnet morgen erstmals ihre Türen

Der Seesener Gemeinde ist ein Dialog unheimlich wichtig / Sie wollen ins Gespräch kommen und ihre Kultur zeigen

Sie alle würden sich freuen, wenn zahlreiche Seesener und Interessierte den Weg in die Moschee finden würden. Im Gebetsraum können die Besucher unter anderem beim Mittagsgebet dabei sein. Los geht es um 13 Uhr.

Seesen. Am 3. Oktober wird bekanntlich die deutsche Wiedervereinigung gefeiert. Doch was vielleicht etwas untergeht ist, dass bundesweit zu diesem Datum auch der Tag der offenen Moschee gefeiert wird. Erstmals sind auch die Seesener dabei. Der DITIB Türkisch Islamische Kultur Verein e.V. Seesen lädt am Sonnabend in ihre Moschee ein. Ab 13 Uhr stehen Vorführungen des Gebetsrufes, Vorträge, eine Lesung des Korans und Diskussionsrunden auf dem Programm. Etwas unscheinbar in einem Fachwerkhaus liegt die Mevlana Camii Moschee in Seesen, zu finden in der Straße Sack 13, also schräg gegenüber der Seesener Feuerwache.

Laut Zentralrat der Muslime hatten sie das Datum bewusst gewählt, um das Ziel einer religionsübergreifenden Verständigung zu verdeutlichen. Zudem soll das Selbstverständnis der Muslime, Teil des 1990 wiedervereinigten deutschen Staates zu sein, und die Verbundenheit mit allen nichtmuslimischen Bewohnern Deutschlands zum Ausdruck gebracht werden. Genau dies treibt auch Mehmet Fatih Dalkilinc, 1. Vorsitzender des Seesener DITIB Türkisch Islamische Kultur Vereins, an.

Der Dialog mit den Seesenern und allen Interessierten ist ihm wichtig. Konfessionsübergreifend. Am 1. Mai diesen Jahres hatte die Seesener Stadtverwaltung erlaubt, dass der Gebetsruf des Muezzins ausgerufen werden darf. Dafür hat sich der Verein noch einmal bei Bürgermeister Erik Homann bedankt. Im Nachgang haben verschiedene Seesener den 1. Vorsitzenden angesprochen, die mehr über die Moschee und die Gemeinde erfahren wollten. Genau das nahmen sie jetzt zum Anlass, beim Tag der offenen Moschee dabei zu sein. Auch dieser steht in diesem Jahr ganz im Zeichen der Corona- Pandemie. Unter dem Motto „Glaube in außergewöhnlichen Zeiten“ laden bundesweit mehrere Hundert Moscheen zum Austausch ein. Ohne die Einhaltung der Corona- Regel geht es selbstverständlich auch in Seesen nicht. Daher besteht an diesem Tag der offenen Tür die Pflicht, eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen. Zudem sollte der Mindestabstand eingehalten werden.

Der Verein kann auf die Besucheranzahl reagieren, eine Aufteilung in Gruppen ist möglich. Zudem wird auch der Außenbereich hergerichtet. Mehmet Fatih Dalkilinc verfolgt, anders als seine Vorgänger, eine offeneren Weg. Er lebt seit 1980 in der Sehusastadt, ist hier aufgewachsen, arbeitet als Obst- und Gemüsehändler auf dem Wochenmarkt. „Ich war bisher Gemeindemitglied, jetzt eben der neue 1. Vorsitzende, von den anderen gewählt“, berichtet er. Gut 100 Mitglieder gehören dem hiesigen DITIB Türkisch Islamische Kultur Verein an, sie kommen nicht nur aus Seesen, sondern beispielsweise auch aus Bad Gandersheim und aus Lamspringe. „Selbstverständlich gehören auch Frauen dazu“, erzählt Mehmet Fatih Dalkilinc. Ihm sind Dialog und gegenseitige Besuche wichtig, um auch vorhandene Barrieren abzubauen. Umso mehr hat er sich gefreut, dass die katholische Kirchengemeinde ihm nach der Möglichkeit eines Vor-Ort-Besuches gefragt hat.

„Diesen Austausch mit den Mitgliedern wird es geben, wann, steht noch nicht fest“, sagt der 1. Vorsitzende im Gespräch. Wegen Corona sind alle ohnehin etwas vorsichtiger und trauen sich kaum, solche Termine zu realisieren. Oder der Platz gibt es einfach nicht her. Umso mehr würde er sich freuen, wenn sie am morgigen Sonnabend viele Interessierte in ihrer Moschee begrüßen können. Wie es sich für gute Gastgeber gehört, werden sie türkischen Tee und Gebäck anbieten. Übrigens auch dem Seesener Bürgermeister Erik Homann haben sie für diese Premiere eine Einladung geschickt.syg