Musikalische und satirische Spezialitäten

Tea for Two – Klaus Pawlowski und Gerrit Zitterbart brillierten im Museum

Dr. Klaus Pawlowski und Gerrit Zitterbart.

Seesen. Auf Einladung des Freundeskreises Städtisches Museum gestalteten der Satiriker Dr. Klaus Pawlowski und der Pianist Gerrit Zitterbart einen unvergesslichen Abend im vollbesetzten Steinway-Raum des Museums. „Tea for Two“ heißt das Programm, das die beiden Göttinger Künstler seit Oktober 2018 präsentieren.
Die 1. Vorsitzende, Renata Jahns, betonte in ihrer Begrüßung, dass es die erste Veranstaltung in der 30-jährigen Geschichte des Freundeskreises sei, die schon im Vorfeld ein außerordentlich großes Interesse hervorgerufen habe.

Klaus Pawlowski beginnt mit einem Gedicht über den unendlichen Fundus in den Tiefen mancher Frauentaschen, in denen er neben Lippenstiften und Drogendöschen auch Goethes Eckzahn und Blaubeerkuchen wähnt. Auch durch die zahllosen Werbemails aus dem Internet, z.B. für Daunendecken oder Viagra, fühlt er sich „Unter ständiger Kontrolle“. Gerrit Zitterbart, virtuoser Pianist, antwortet mit einem Marsch von Mozart. Man merkt schon zu Beginn, dass die Abstimmung zwischen den beiden Herren stimmt. Sie werfen sich gegenseitig gekonnt die thematischen Bälle zu.

„Die ultimative Party“ hat den Weltuntergang mit rülpsenden Vulkanen, Tsunamis und Taifunen vor Hawaii zum Thema. Zitterbart meint, da bleiben nur die Vögel und spielt „Le Rappel des Oiseaux“ von Rameau. Pawlowski antwortet mit den Reimen auf Schwarzgelddrosseln, Verschleierenten, Klauerhähnen und Kohlemeisen. Nur der Spatz, „so zart und klein, der muss wohl meine Rente sein“.

Nach einem Gedicht über die (un-)verzichtbare Silbe „un“ nimmt sich Klaus Pawlowski der Modewörter „zeitnah“ und „nachhaltig“ an.

Zitterbart spielt den Trauermarsch von Chopin. Die Stimmung aufnehmend erzählt der Satiriker die Geschichte über den Bundestagspolitiker, der zwei Jahre tot im Parlament sitzt. Wieder ist Trauermusik gefragt, diesmal die Parodie einer Beethoven Sonate von Dudley Moore. „Leiden mit Schiller“ ist das letzte Gedicht vor der Pause, das von den Nöten der gesunden Ernährung handelt, wenn statt am Gänseschenkel am Biomöhrchen genagt werden muss. Die passende Musik findet Gerrit Zitterbart bei Erik Satie und dessen Komposition „Gymnopédie“. Das Wort beschreibt ein Fest im antiken Sparta, bei dem nackte, männliche Jugendliche ihre Körper in Tänzen und sportlichen Wettbewerben zur Schau stellten.

Nach der Pause, in der im Eingangsbereich des Museums Getränke und Knabbereien gereicht wurden, sprach Klaus Pawlowski über seine Sehnsucht nach „Carola Becker, diese tolle – Frau von der Sicherheitskontrolle“ auf dem Flughafen, von der er gern einmal gescannt werden möchte.

Aus Liebe zu der Stadt, aus der die beiden Künstler angereist sind, erklingt das Chanson der französischen Sängerin Barbara: „Göttingen“. Nach Ein-und Überleitungen von Schubert gibt es noch Variationen von Goethes Erlkönig, wie Prostata, Elvira und, ostpreußisch verfremdet, „Terminator“.
Ein Stück von Schumann leitet das Gedicht: „Duschhauben“ ein, in dem Klaus Pawlowski die Wahl eines Hotelzimmers von dem Vorhandensein einer Duschhaube abhängig macht. Den Schluss bilden etliche Limericks, von Zitterbart mit Mozart unterbrochen. „Das hat Mozart im Alter von fünf Jahren komponiert“, erläutert der Pianist.

Der lang anhaltende Applaus erbringt als Zugabe das Lied „Tea for Two“ am Klavier gespielt und von Klaus Pawlowski gesungen. Das Wechselspiel von satirischen Texten und ausgewählter Klaviermusik begeistern die Zuhörer. Wenn wir ein neues Programm zusammengestellt haben, werden wir gern wieder nach Seesen kommen, versprechen die beiden Künstler zum Abschluss.

„Die Atmosphäre und die gute Akustik im Steinway-Raum haben es mir angetan, auch die Möglichkeit auf einem historischen Flügel spielen zu können“, ergänzt der Pianist Gerrit Zitterbart, der als Sammler und Liebhaber alter Klaviere und Flügel bekannt ist.WDT