Noch einmal ist der große Unbekannte ein Thema

Bürgermeister Homann gibt den Genossen bei Fraktionssitzung Auskünfte zum Fall Sabine Wendt

Die DRK-Kindertagesstätte in Münchehof: Nach dem Willen der Stadt soll die Betreuung der bis zu 65 Kinder an diesem Standort weiterhin erhalten bleiben.

Seesen. Nach ihrer Freistellung am Freitag hat der DRK-Ortsverein Münchehof seiner bisherigen Kindergartenleiterin Sabine Wendt inzwischen eine fristlose Kündigung ausgesprochen. Gleichzeitig haben sich das DRK und die Stadt Seesen wie gestern bereits berichtet zu einem Dringleichkeitsgespräch getroffen.

Hier wurde die Causa Wendt noch einmal beleuchtet und es wurde geprüft, wie man weiter verfahren wolle. Das DRK will Licht ins Dunkel bringen, notfalls auch mit einem externen Prüfer, der schauen soll, wie eine Veruntreuung solchen Ausmaßes (die Rede ist von 200.000 bis 300.000 Euro) möglich war. Grundsätzlich soll der DRK-Kindergarten weitergeführt werden, darin war man sich nach „Beobachter”-Informatioen einig. Andererseits soll nun jeder Stein umgedreht werden, damit aufgeklärt werden kann, wie es zu der Veruntreuung gekommen ist.

Bei der Stadtverwaltung ist man ebenfalls bemüht, Licht ins Dunkel zu bekommen, hat eigens eine Sonderermittlungsgruppe gegründet.
SPD-Chef Patrick Kriener: „Eine Soko in der Sache kann ich nur begrüßen!”

„Eine Soko in der Sache kann ich nur begrüßen”, erklärte SPD-Chef Patrick Kriener gestern auf Anfrage des „Beobachter”. Bereits am Montag hatte Bürgermeister Erik Homann nämlich der SPD-Fraktion Rede und Antwort gestanden und Fragen der Genossen beantwortet.

Fraktionsschefin Andrea Melone hatte ihn nach den neuen Entwicklungen rund um die DRK-Einrichtung und ihrer Leiterin dazu eingeladen, um alle Genossen auf Stand zu bringen.

Im Nachgang zu der Zusammenkunft merkte Patrick Kriener, dem damals der Prüfbericht anonym zugeschickt wurde, an, dass der Verwaltungsschef nun wenigstens eingestanden habe, dass der Stadt Seesen ein Schaden entstanden ist. Gleichzeitig erkannte auch Kriener an, dass man sich nun natürlich in ganz anderen Dimensionen bewege, als dies noch vor ein paar Monaten der Fall war.

Die SPD wartet wie wohl viele andere auch auf Erklärungen, wie die Veruntreuung möglich war. „Viele Erkenntnisse haben wir nicht”, so Kriener. Immerhin können alle Ratsmitglieder inzwischen in dem 13-seitigen Prüfbericht blättern und in aller Ruhe nachlesen, was das Rechnungsprüfungsamt bei der Überprüfung der Rechnungsergebnisse des DRK-Kindergartens Münchehof für die Jahre 2014 bis 2018 zu berichten hatte.

Die Pflicht zur Prüfung ergibt sich im Übrigen aus dem Vertrag zwischen der Stadt und dem Orstverein, der Zuschussbedarf des DRK-Kindergartens darf den Zuschussbedarf den für städtische Kindergärten erforderlichen Bedarf auf Dauer nicht übersteigen.

Die Weitergabe des Prüfberichts war während der Fraktionssitzung am Montag auch noch einmal Thema, so ganz zum Ruhen kommen die Vorgänge aus dem Frühjahr eben doch nicht.

SPD-Ratsherr Dirk Hüter über die Weitergabe des internen Prüfberichts: „Der Person sollte man eine Krone aufsetzen!”

So soll SPD-Ratsherr Dirk Hüter aus Kirchberg den Bürgermeister aufgefordert haben, die Suche nach der undichten Stelle im Rathaus einzustellen. Schließlich habe dieser Mitarbeiter dafür gesorgt, dass ein Skandal aufgedeckt werden konnte. Stellt sich die Frage, ob dem „Anonymus” überhaupt bewusst war, dass hinter dem internen Prüfungsbericht mit seinen Ausführungen zu Sabine Wendt ein Betrug solchen Ausmaßes steht. Vielleicht war auch Kommissar Zufall am Werk.

Hüter forderte jedenfalls, der Person eine Krone aufzusetzen. Schon zuvor hatte er dem „Beobachter” gegenüber erwähnt, dass der oder die Unbekannte doch als „Whistleblower” eigentlich einen Orden verdient hätte. Sieht man in der Verwaltung etwas anders, denn da hat man sich durch die Weitergabe verraten gefühlt.

Dass ein Mitarbeiter vertrauliche Dokumente rechtswidrig herausgibt, kann dem Verwaltungschef sicherlich weiterhin nicht recht sein, auch wenn im Ergebnis in diesem äußerst delikaten Fall ein großer Betrug aufgedeckt worden ist.

Mit einer Krone auf dem Kopf und Orden am Revers als Auszeichnung wüsste der Verwaltungsschef aber wenigstens, wer es denn gewesen ist, der den Stein zwischen Ende April und Anfang Mai 2019 mal so richtig ins Rollen gebracht hat.uk