Oberschüler werten Streichung der mündlichen Prüfung als Teilerfolg

Für Seesens Oberschüler steht am Mittwoch die Deutschprüfung an

Diese vier hoffen auch im Namen der anderen betroffenen Seesener Abschlussprüflinge auf eine Reaktion des Kulturministers, (von links) Marie König (Klassensprecherin der H9), Svenja Reineke (Klassensprecherin der R10b), Schülersprecher Ismail Giannattasio und Jahrgangssprecher Jan-Lucas. Ihnen ging es um die komplette Streichung der Abschlussprüfung. Die Entscheidung aus dem Niedersächsischen Kultusministerium, die mündliche Prüfung zu streichen, werten sie als Teilerfolg.

Seesen. Aktuell läuft die Prüfungsvorbereitung auf Hochtouren. Am Mittwoch sind die insgesamt 132 Neunt- und Zehntklässler der Oberschule Seesen im Fach Deutsch gefordert. Schriftlich. Unterdessen hat das Niedersächsische Kultusministerium in der vergangenen Woche entschieden, dass die mündliche Prüfung in diesem Jahr keine Pflicht ist, sondern freiwillig ablegt werden kann. Schülersprecher Ismail Giannattasio wertet das als Teilerfolg.  Inwieweit die Schülerproteste, auch aus Seesen, hier Wirkung gezeigt haben, ist nicht klar. Dennoch wurde im Kultusministerium eine Entscheidung zugunsten der diesjährigen Absolventen getroffen.

Zur Erinnerung: Wie der „Beobachter“ berichtete, kämpften die Seesener Oberschüler seit Ende April für die komplette Streichung der Abschlussprüfung. Damit sie Gehör finden, hatten die Oberschüler mehr als 150 Unterschriften gesammelt und obendrein einen Brief an Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne verfasst, unterzeichnet vom Schülersprecher der Oberschule Seesen. Bis heute hat Ismail Giannattasio aus Hannover keine Antwort auf sein Schreiben erhalten. Muss seiner Meinung auch nicht mehr, denn die Streichung der verpflichteten mündlichen Prüfung wertet der Seesener als Teilerfolg. „Es ist die logische Konsequenz, denn eine adäquate Vorbereitung auf die mündliche Prüfung war nicht gegeben“, unterstreicht Ismail Giannattasio. Er selbst strebt den Realschulabschluss in diesem Jahr an. Im Gespräch begründet er das damit, dass vor allem der Fokus auf die prüfungsrelevanten Hauptfächer Deutsch, Mathematik und Englisch gelegt wurden, seit dem die Abschlussjahrgänge zurück sind. Zwar wurde die anderen Fächer, die prüfungsrelevant werden könnten, auch unterrichtet, aber nicht so wie in der Vergangenheit. Aufgrund der aktuellen Situation war das auch schwer realisierbar. Die Lehrer der Oberschule Seesen agieren nach der Maßgabe, dass die ausgefallene Zeit nicht zum Nachteil der Schüler wird. Spielräume bei der Benotung wurden vom Kultusministerium bereits in einem früheren Schreiben eingeräumt.

„Es ist schwer sich selbst Dinge beizubringen, oder zu üben, ohne die Möglichkeit zu haben, direkt mit einem Lehrer Rücksprache zu halten“, betonte Marie König, Klassensprecherin der H9 auch in Hinblick auf die mündliche Prüfung. Bisher war es immer so, dass diese Leistung in einem Wahlfach erfolgen kann. So beispielsweise in Musik, dieses Fach wird aber nur im zweiten Halbjahr unterrichtet. Der diesjährigen Abschlussjahrgang hat schon jetzt seinen Platz in der Schulchronik sicher. Aufgrund der Corona-Krise ist an einen normalen Prüfungsablauf, wie ihn alle kennen, nicht zu denken. Im Gegenteil, es gelten besondere Voraussetzungen. Daniel Beyer, Konrektor der Oberschule Seesen, gibt im Gespräch einen Einblick, welche Vorbereitungen für den Prüfungsstart an der Oberschule Seesen getroffen werden unter Einhaltung der strengen Hygienevorgaben.

Der mündliche Teil der Englischprüfung ist bereits absolviert. Am morgigen Mittwoch, 20. Mai, steht die erste schriftliche Prüfung im Fach Deutsch an. 180 Minuten haben die Schüler dafür Zeit. Gefolgt von Englisch am 26. Mai und Mathematik am 28. Mai. „Die Schüler, die wollen, können zur Mündlichen aber freiwillig antreten“, so Konrektor Daniel Beyer. Diese Entscheidung kann jeder der 132 Schüler für sich selbst treffen. Sicherlich wird ein Großteil darauf verzichten.

Vorbereitet werden für Mittwoch insgesamt 22 Prüfungsräume. Die acht Klassen des 9. und 10. Jahrganges der Oberschule Seesen wurden ja schon im Vorfeld in zwei Gruppen aufgeteilt. Laut Daniel Beyer werden sie in dieser Gruppenkonstellation auch die schriftlichen Abschlussprüfungen absolvieren. Macht unter dem Strich 16 Klassenräume, die unter Einhaltung der Abstandsregel von anderthalb Metern für die Prüflinge vorbereitet werden. Hinzu kommen noch fünf Einzelräume. Laut Daniel Beyer schreiben jene Schüler hier ihre Prüfung, die selbst zur Corona-Risikogruppe gehören oder einen Verwandten haben, der dazu zählt. Ein Raum wird obendrein als Reserve eingerichtet.syg