Platzproblem und Personalmangel zwingen zur Entscheidung

Betroffen ist in der Sehusaschule der Förderschulzweig „Lernen“ / Neuerung greift ab dem 1. August 2020

Ab dem Schuljahr 2020/2021 werden in der Seesener Sehusaschule keine Fünftklässler mehr in dem Förderschulzweig „Lernen“ eingeschult. Die Entscheidung fiel den Verantwortlichen nicht leicht, am Ende zählte das Votum des Schulvorstandes.

Seesen. Im April 2018 war die Erleichterung groß, denn nach dem Kreistagsentscheid konnten die betroffenen Familien ihre Kinder für den Förderschulzweig „Lernen“ in der Pestalozzi-Schule in Goslar oder in der Sehusaschule in Seesen anmelden. Klar war aber auch, dieser spezielle Bereich wird nur noch bis zum Ende des Schuljahres 2027/ 2028 angeboten. Angesichts der jüngsten Zahlen, des Lehrermangels und des Platzproblems hat die Schulleitung der Sehusaschule ein vorzeitiges Ende des Lernzweiges beantragt. Heißt, ab dem kommenden Schuljahr 2020/2021, also ab dem 1. August 2020, werden in dem Bereich an der Seesener Förderschule keine Kinder mehr eingeschult. Dieser Antrag wurde in der Dezembersitzung im Kreistag behandelt.

Der spezielle Förderschulzweig „Lernen“ ist in Niedersachsen ein Auslaufmodell. Im vergangenen Jahr gab es die Fristverlängerung seitens der Niedersächsischen Landesschulbehörde bis um 31. Juli 2028, dies hieße ohnehin, dass letztmalig im Schuljahr 2022/ 2023 Fünftklässler an der Sehusaschule in dem Bereich eingeschult werden durften. In Seesen wurde der Schritt um zwei Jahre vorgezogen. Diese Entscheidung wurde während der Sitzung des Schulvorstandes am 29. März diesen Jahres getroffen. Aus dem Protokoll, das dem „Beobachter“ vorliegt, ist zu entnehmen, dass sich der Vorstand die Entscheidung nicht leicht gemacht hat. Für das vorzeitige Auslaufen des Förderschulzweiges im Sekundarbereich I votierten vier Mitglieder, drei stimmten dagegen und ein Mitglied enthielt sich. Im Vorfeld der Sitzung gab es zudem eine Personalversammlung. Am 18. März sprach sich die Mehrzahl des Kollegiums gegen einen Aufnahmestopp aus. Letztendlich entschied das Mehrheitsvotum des Schulvorstandes. Am 24. Oktober stellten Förderschulrektor Stefan Scherr und die Förderschulkonrektorin Sandra Mahn einen Antrag für den Aufnahmestopp. Diesem stimmten die Kreistagsmitglieder nun zu.

Kinder in dem Bereich werden weiter beschult

Für die betroffenen Familien, deren Kinder im Förderschulzweig „Lernen“ bereits an der Sehusaschule unterrichtet werden, ändert sich nichts. Ihre Kinder dürfen weiter bis zur 10. Klasse die Sehusaschule besuchen. Stattdessen betrifft der Aufnahmestopp all jene Familien, deren Kinder ab dem kommenden Schuljahr 2020/2021 nach Seesen in dem Förderschulbereich „Lernen“ eingeschult werden sollten. Sie haben laut Kreistagsbeschluss nun zwei Möglichkeiten: 1. Sie entscheiden sich dafür, dass ihr Kinder ortsnah eine inklusive Beschulung erfährt. Heißt, die Kinder werden in eine weiterführende Regelschule beispielsweise an der Oberschule Seesen eingeschult, wo Schüler mit und ohne Beeinträchtigungen gemeinsam lernen. 2. Alternativ können die Eltern ihr Kind in dem speziellen Bereich auch an der Pestalozzi-Schule in Goslar anmelden. Eine Außenstellenregelung lehnte die Schulleitung der Sehusaschule ab. Die Fahrtkosten zu dieser Schule im Rahmen der Schülerbeförderung werden übernommen, ist in der Sitzungsvorlage explizit ausgewiesen.

Sehusaschule vor Herausforderungen

Bekanntlich wurde die Seesener Sehusaschule im Schuljahr 2016/2017 um die Förderschulzweige „Geistige Entwicklung“ sowie „Körperliche und Motorische Entwicklung“ erweitert. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Schule eine Förderschule mit dem Schwerpunkt „Lernen“. Sukzessiv wurden immer mehr Schüler in dem neuen Schwerpunkt in der Sehusaschule aufgenommen. Sie werden im Primarbereich (Klassen 1 bis 4), im Sekundarbereich I (Klassen 5 bis 9) und im Sekundarbereich II (Schuljahrgänge 10 bis 12) gemäß des Kerncurriculums der Förderschule mit dem Schwerpunkt „Geistige Entwicklung“ unterrichtet. Im Bereich „Geistige Entwicklung“ können die Jugendlichen bis zum 21. Lebensjahr beziehungsweise auf Antrag bis zur Vollendung des 25. Lebensjahres beschult werden. Die Aufgaben wachsen, jedoch stehen zu wenig Räume zur Verfügung. Deshalb soll ab Mitte 2020 die Sehusaschule bei laufendem Betrieb erweitert werden. Ein Millionenprojekt. Für 3,5 Millionen Euro wird unter anderem das Dachgeschoss im Altbau ausgebaut. Bis zum Beginn des Schuljahres 2022/ 2023 soll alles fertig sein. Dann verfügt die Sehusaschule über 17 Unterrichtsräume (inklusive der Trainingswohnung im Dachgeschoss des Altbaus), ein Musikraum, drei Therapieräume, eine Mensa, eine Lehrer- und Verwaltungszone sowie über einen Pausenhof und eine Sporthalle.syg