Rehkitzretter spontan im Einsatz

Auf einem Feld bei Klingenhagen konnte ein Tier vor dem sicheren Tod gerettet werden

Landwirt Kai Uwe Menge und Rebecca Lüke vom Nabu Goslar freuen sich, ein Rehkitz vor dem sicheren Mähtod schützen zu können.

Bornhausen/Klingenhagen. Spontaneinsatz am Sonntagmorgen in Bornhausen-Klingenhagen: Landwirt Kai Uwe Menge wollte seine Wiese abmähen und hatte im Vorfeld den Naturschutzbund (Nabu) Goslar darüber informiert. Denn zwischen Ende Mai und Mitte bis Ende Juni sind die frisch geborenen Rehkitze noch nicht in der Lage, den Mähmaschinen auszuweichen. „In den ersten Tagen nach der Geburt sind die Kitze nicht mobil und auch danach noch recht langsam unterwegs“, erklärt Lothar Biener aus Ostlutter, selbst Mitglied der Rehkitzhelfer.

Normalerweise geht es für diese ganz früh morgens, gegen 4 Uhr, los. Ein Drohnenpilot und einige Helfer machen sich auf den Weg zu der Wiese, um die Kitze vor dem Mähtod zu retten. Diesmal schien es jedoch, als würde der Einsatz nicht stattfinden können – denn es regnete zu stark. Geht es jedoch zu spät los, bringt die Drohne mit ihrer Wärmebildkamera nicht mehr so viel, da die Lufttemperatur bereits zu hoch ist. Daher beschränkte sich Landwirt Menge zunächst darauf, nur einen Streifen zu mähen um die Fahnen dort zu platzieren. Dieses Verfahren nennt man in der Fachsprache verstänkern, ist aber keine zuverlässige Methode.

Da der befürchtete Regen dann doch ausblieb, wurde innerhalb einer halben Stunde und nach vielen Nachrichten doch noch eine Helfergruppe zusammengestellt. Um 8 Uhr startete der Einsatz in der Nähe von Klingenhagen.

Mit der Wärmebildkamera an der Drohne wurde das Feld überflogen und die Gruppe wurde fündig – ein hilfloses, kleines Rehkitz, kaum größer als ein ausgewachsener Hase, befand sich im Gras. Menge und Rebecca Lüke stülpten einen Wäschekorb über das Tier und markierten die Stelle. So konnte der Landwirt später dann sorgenfrei seine Wiese abmähen und das kleine Reh umfahren. In anderen Fällen werden die Tiere auch schon einmal weggetragen und an einen nahegelegenen Waldrand oder ein anderes Feld getragen. „Die Mutter findet es dann dort“, erklärt Lothar Biener. Im diesem Falle wurde nicht nur ein Kitz, sondern auch einige Enteneier in dem Feld gefunden und so gesichert werden.

„In diesem Jahr wurden schon über 100 Kitze vor dem Tod gerettet“, freuen sich die Tierschützer. Insgesamt sind beim Nabu-Kreisverband fünf Drohnen im Einsatz und 77 freiwillige Helfer registriert. Am Sonntag waren drei Gruppen im Kreisgebiet im Einsatz. „Neben der Tierrettung ist das Ziel, dass die Landwirte sorgenfrei mähen können. Viele kooperieren daher gerne mit uns“, so Biener. Auch einige Jagdpächter haben sich inzwischen entsprechende Drohnen beschafft und unterstützen den Nabu damit. Denn die Jäger müssen von den Landwirten vor einer Mähaktion ohnehin informiert werden. Alle zusammen wollen auch in Zukunft dafür sorgen, dass möglichst viele Rehkitze gerettet werden.dh