Sakrale Gegenstände in der St.-Andreas-Kirche zerstört

24-jähriger Afghane war zweimal in die Kirche eingedrungen / Staatsanwaltschaft ermittelt

Zu mehreren Einbrüchen und gemeinschädlicher Sachbeschädigung ist es im Juni und September in der St.-Andreas-Kirche gekommen. Der Täter konnte schnell ermittelt werden.

Seesen. Wie erst jetzt bekannt wurde, hat es in der St.-Andreas-Kirche in Seesen Sachbeschädigungen größeren Ausmaßes gegeben. Ein 24-jähriger Seesener mit afghanischen Wurzeln ist demnach zweimal in die Kirche eingebrochen und hat dabei sakrale Gegenstände mutwillig zerstört.

Auf Nachfrage unserer Zeitung bei der Polizei Seesen und der Staatsanwaltschaft in Braunschweig wurden die Vorfälle, die sich bereits Anfang Juni und dann ein weiteres Mal im September ereignet haben, bestätigt.

Demnach kam es zum ersten Mal am 3. Juni zu einem Einbruch, wobei die Tür zur Kirche beschädigt wurde und im Inneren dann sogenannte gemeinschädliche Sachbeschädigungen vorgenommen wurden. Wie Pfarrer Thomas Weißer und der Leiter des Einsatz- und Streifendienstes bei der Polizei Seesen, Lothar Niemann, in einem extra anberaumten Gespräch mit dem „Beobachter“ erläuterten, habe man bewusst auf die Veröffentlichung des Falles verzichtet, da die Befürchtung zu Beginn groß gewesen sei, „dass es zu Nachahmungstaten hätte kommen können“, so Pfarrer Weißer. 14 Tage später kam es dann zu einem Einbruchsversuch in der Kirche. Diesmal scheiterte der Täter an der Tür, wurde dabei erkannt und so konnte auch die Tat vom 3. Juni aufgehellt werden.
Am 17. September kam es dann erneut zu einem Einbruch mit Sachbeschädigungen von sakralen Gegenständen. Von Zeugen wurde erneut der 24-Jährige erkannt. Schließlich habe der Mann am 21. September erneut an der Eingangstür „geruckelt” – sei diesmal aber nicht in die Kirche eingedrungen. Auch hier wurde er beobachtet und von der Polizei ermittelt.

Wie Lothar Niemann berichtete, sei das Motiv des Täters zwar noch unklar, aber offenbar weder im politischen noch im religiösen Bereich anzusiedeln, sondern liege eher im Persönlichkeitsbild des Täters.

Das habe die Polizei in Absprache und insbesondere auch die Vertreter der evangelischen Kirche in Seesen veranlasst, abermals davon Abstand zu nehmen, den Vorfall öffentlich zu machen – diesmal hätte der Schutz des Täters und der Familie im Vordergrund gestanden.

Eine Hetze gegen Ausländer sollte unterbunden werden

Außerdem wollte man verhindern, dass die Tat in ein nicht passendes Licht fällt, wie es hieß. Gemeint ist damit natürlich die Abstammung des Seeseners, der wie gesagt aus Afghanistan kommt und inzwischen in Seesen lebt. Man habe vermeiden wollen, dass hier eine falsche Beurteilung der Gesamtzusammenhänge vorgenommen werde. Sprich: Eine Hetze sollte unterbunden werden. Gleichermaßen dürfte die Frage aufkommen, ob es nicht besser gewesen wäre, gleich offen mit den Vorfällen umzugehen, um eine „Geheimhaltungs-Politik“, wie sie insbesondere den Ermittlungsbehörden und auch den Medien nicht erst seit gestern vorgeworfen wird, zu verhindern. Um noch einmal auf den Täter zurückzukommen: Alles deute hier auf eine psychische Erkrankung hin, hieß es in diesem Zusammenhang. Deutlich gemacht werden sollte, dass es sich nicht um eine wie erwähnt religiöse beziehungsweise politisch motivierte Tat gehandelt habe. Das wiederum gelte es nun genauer zu betrachten.

Wenige Details über das Ausmaß der Sachbeschädigung

Wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Braunschweig mitteilte, werde geprüft, ob eine psychische Krankheit vorliegt. Sollte es dafür Anhaltspunkte geben, müsse entschieden werden, ob der 24-Jährige dann in einem Krankenhaus untergebracht werden muss. Aufgrund der laufenden Ermittlungen gab es seitens der Staatsanwaltschaft nicht allzu viele Details über die Beschädigungen. In einem Monat etwa aber würden die Ermittlungen abgeschlossen sein. Wie der „Beobachter“ erfahren hat, soll unter anderem mindestens ein Jesus-Kreuz zerstört worden sein.

Der Sachschaden selbst liegt im vierstelligen Bereich, hieß es dazu vage. Was den Schaden betrifft, so sei die Kirche entsprechend versichert, ergänzte Pfarrer Weißer im Gespräch mit dem „Beobachter“. Ermittelt wird gegen den Mann jetzt wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung gemäß § 304 Strafgesetzbuch. Außerdem werde geprüft, ob unter Umständen eine eingeschränkte Schuldfähigkeit vorliegt.uk