Schlacht bei Lutter am Barenberge weckte das Interesse

Spannender Vortrag von Ernst-Diedrich Habel beim Harzklub-Zweigverein Seesen

Ernst-Diedrich Habel und Kulturwart Klaus Schilling.

Seesen. Zur Freude der Verantwortlichen das Harzklub-Zweigvereins Seesen bescherte das scheinbar ungebrochene Interesse der Seesener an den Geschehnissen der Schlacht bei Lutter am Barenberge dem Verein beim Vortrag vom Goslarer Ernst-Diedrich Habel ein volles Haus. Der Referent stellte bei seinem Referat sechs Persönlichkeiten der damaligen Zeit vor.

Vor Beginn seiner Ausführungen führte Habel die Gäste zur Einstimmung auf den Flur, wo er Flip-Charts mit Bildern und Zeitungsausschnitten von den Aktiven bestückt hatte. Um es gleich vorwegzunehmen: Nicht die Religion sondern, laut Habel, der Machthunger und die Eitelkeiten der vielen Fürsten im zergliederten Deutschen Reich waren das wirkliche Antriebsrad in den für die Bevölkerung so entbehrungsvollen Kriegsjahren. Das zeigt sich nicht nur daran, dass die Söldner zu dessen Fahne eilten, die am besten zahlten. Selbst hochrangige Offiziere, wie beispielsweise General Fuchs, der 1620 bei der Schlacht am Weißen Berge noch an der Seite Tilly kämpfte, wechselten die Seiten.

Zur Zeit der Schlacht bei Lutter im August 1626 war Herzog Friedrich-Ulrich zu Braunschweig-Wolfenbüttel, in dessen Herzogtum nicht nur die Schlacht, sondern auch die Vorgeplänkel dazu stattfanden, 35 Jahre alt und saß bereits 13 Jahre auf dem Thron. Er zeigte sich sichtbar regierungsunwillig und überließ dieses lieber seiner Verwandtschaft und den machthungrigen Räten wie dem Statthalter Anton von Streithorst. Das heutige Fazit seiner Regierungszeit lautet: Friedrich-Ulrich gilt als der unfähigste und untauglichste Regent in der langen Reihe des Hauses Braunschweig.

Als nächstes widmete sich Habel dem Feldobristen des Niedersächsischen Reichskreises, König Christian IV. von Dänemark. Auch ihm stellte der Goslarer Redner kein gutes Zeugnis aus, war er doch der Erste, der sich mit schlankem Fuss von dem Schlachtfeld bei Lutter in Richtung zum sicheren Wolfenbüttel entfernte. Wie viele andere war auch Christian IV. über den Machtzuwachs des katholischen Kaisers Ferdinand II. besorgt. Als man den dänischen König, der auch Herzog von Holstein war, 1625 zum Obristen -Oberbefehlshaber- des Niedersächsischen Reichskreises wählte, gab man ihm zum Auftrag mit, dass er seine Truppen nur bereithalten solle und sie erst dann einsetzen dürfe, wenn dieser Reichskreis angegriffen würde. Entgegen der Absichten derer, die ihn gewählt hatten, behandelte er seine 30.000 Fusssoldaten und die 7.000 bis 8.000 Reiter starke Armee als sein Eigentum und operierte mit ihr schon 1625 entlang der Weser und im Wolfenbütteler Gebiet. Entgegen allen gut gemeinten Ratschlägen seiner Offiziere und seines kommandierenden Generals Fuchs floh er nicht so schnell es ging in die Festung von Wolfenbüttel, sondern ließ sich immer wieder in zeitraubende Rückzugsgefechte ein, als sich sein Widersacher Tilly mit den Wallensteinschen Truppenteilen von Oberst Dafour im Seeburger Gebiet bei Duderstadt vereint hatte.

Obgleich noch Zeit gewesen wäre, sich in Sicherheit zu bringen, hielt der Däne seine Soldaten nicht davon ab, Orte wie Gittelde oder Seesen erst zu berauben und dann zu verwüsten. So kamen ihm die Kaiserlichen immer näher. Selbst vor Lutter wäre es noch Zeit gewesen, wegzukommen. So kam es zu seiner Niederlage am 27. August 1626, die für nahezu seine gesamte Armee den Tod bedeutete. König Christian IV. war zweifelslos ein tapferer Mann, verfügte selbst aber kaum über militärische Erfahrungen. Seine Position als Feldobrist erhielt er aufgrund seiner politischen Macht, nicht aber wegen seiner Verdienste, die er als Soldat errungen hatte.

Ernst-Diedrich Habel stellte dann als nächsten den kommandierenden General der Truppen vom Niedersächsischen Reichskreis, Hans-Philipp von Fuchs von Bimbach vor. Er war für Christian IV. eine Art männliche Cassandra, der das Unheil kommen sieht, aber nicht erhört wird. Letztlich verliert er selbst bei der Schlacht vor Lutter sein Leben. General Fuchs zeichnet Habel als gebildeten Mann, der einem fränkischen Adelsgeschlecht entstammt. Mit seinem letzten Gegner Tilly, kämpfte er vor Kurzem noch Seite an Seite. Die beiden kannten und schätzten sich persönlich. Auf dem Rückzug vom Seeburger See bis nach Hahausen, hielt sich General Fuchs stets dort auf, wo die Gefahr am größten war. Er vermied die große Schlacht und wollte sie auch in der Ebene zwischen Hahausen, Nauen und Rohde vermeiden. Er warnte vor dem Platz, denn er sah hier Möglichkeiten von Tilly zu Flankenangriffen, die dieser auch tatsächlich ausführen ließ. Bei dem Kriegsrat vor der Schlacht riet er zum fortgesetzten Rückzug. Er wollte mit 1.000 Reitern den Rückzug decken, Aber Christian IV. verhöhnte seinen General mit dem Spruch: „Fuchs sträubt sich dir das Fell “ So die Legende.

General Fuchs verzichtete bei dem Kampfgetümmel auf eine Rüstung, sondern trug einen weißen Umhang, der ihn bei seinen Soldaten sichtbar machen sollte. Das dann allerdings auch bei seinen Feinden. In der ersten Reihe kämpfend, traf ihn eine Kugel. Er stürzte vom Pferd und wurde von seinen Soldaten nach Nauen gebracht, wo er auf dem Riemenschneiderschen Hof verstarb. Dort, wo er tödlich getroffen wurde, erinnerte ein Gedenkstein an ihn, der wegen Straßenarbeiten aber inzwischen etwas versetzt worden ist.

Auch Fürst Philipp von Hessen-Kassel starb im Alter von 22 Jahren bei der Schlacht von Lutter. Im Heer des Dänenkönigs hatte er eine Stellung als Oberst und Regimentskommandeur. Bekannt wurde er nicht durch soldatische Leistungen sondern durch seinen grausamen Tod. Als der junge Fürst schwer im Gesicht getroffen wurde, ließen ihn die Seinen im Stich. Er stürzte vom Pferd und bot zwei lingistischen Reitern ein hohes Lösegeld, was damals üblich war. Es kam ein dritter Reiter hinzu und wollte daran teilhaben. Als dieses die beiden anderen verweigerten, versetzte der Dazugekommende Philipp von Hessen einen fürchterlichen Hieb durch den Kopf, der einen Teil der Wange und des Kinns wegriss. Da bat Philipp, ihn vollends zu töten. Mit einem Brustschuss erlöste er den Verletzten.

Der Kaiserliche Feldherr Jean Tserclaes, Graf von Tilly, gilt als der große Sieger der Schlacht. Er stammt aus Brabant und war mit seinen 67 Jahren felderfahren. Die Truppen der Ligas führten ab 1618 offiziell Krieg. Graf von Tilly stand ihnen aber schon seit 1610 als Oberbefehlshaber vor. Im August 1626 war er es gewohnt, große Söldnerhaufen zu führen. Er verfügte über einen Haufen kampferprobter Offiziere, die ihm vertrauten. Er hatte keine Bedenken, auch Protestanten und Calvinisten in seinem Heer kämpfen zu lassen. Geschickt wich er dem Heer von Christian IV so lange aus, bis ihn der Ersatz mit Wallensteins Oberst Nikolaus Dafour gefunden hatte. Dann setzte er erfolgreich zur Verfolgung des Dänen mit bekanntem Ausgang an.

Oberst Nikolaus Dafour tritt außerhalb des Augusts 1626 kaum in Erscheinung. Er diente in der Armee Wallensteins. Schon früh zeichnete er sich durch militärisches Geschick, aber auch durch besondere Grausamkeiten gegenüber der Zivilbevölkerung aus. Wallenstein verachtete ihn zwar deshalb, brauchte ihn aber. Als sich Wallenstein anschickte, gen Schlesien zu ziehen, erreichte ihn der Hilferuf von Tilly. Zur Hilfe sandte er den bei Blankenburg stationierten Oberst Defour mit 3.500 Mann in die Richtung nach Göttingen. Hier trafen die Verbündeten am 22. August zusammen und waren fortan der Truppe des Niedersächsischen Reichskreises überlegen. Dafours Regimenter waren ständig am Feind und wüteten auf ihrem Marsch bei der Zivilbevölkerung, den Bauern und in deren am Weg liegenden Ortschaften. Selbst in den Wäldern spürten seine Leute die nach hier geflüchteten Zivilisten auf, beraubten und ermordeten sie. Dafour war ein echter Todesengel. Schon Wallenstein verachtete ihn wegen dieser Art von Kriegsführung. Bei der Schlacht in der Nähe Lutters erhielt er die Aufgabe des Flankenangriffes bei Rhode, den er mit Bravour erledigte. Bei der späteren Ermordung von Wallenstein hatte er auch seine Finger mit im Spiel. Erstellte sich jetzt an die Seite von Kaiser Ferdinand II. und wurde zum General befördert. Kulturwart Klaus Schilling bedankte sich bei dem Referenten für seinen aufschlussreichen Bericht mit dem Hinweis, dass die Beifallskundgebungen Zeugnis über die Güte seines Vortrages seien.

Interessierte Rückfragen aus dem Publikum zeugten von dem großen Interesse an dem gerade Gehörten.red