Schülerparlament hat gewählt: Es ist die Lok geworden

Neues Spielgerät auf dem Pausenhof der Grundschule Jahnstraße / Alle Schüler und Lehrer durften wählen

Die neue Holzlokomotive mit dem Schulleiter Pascal Nöhles und Wilfred Hartmann.

Seesen. Auf dem Schulhof der Grundschule in der Seesener Jahnstraße steht seit kurzem ein neues Spielgerät: eine Holzlokomotive mit drei Anhängern und einem großzügigem Fallschutz drum herum. Diese Lok ist das Ergebnis eines langfristigen Projektes, das bereits im vergangenen Jahr seinen Anfang an der Grundschule nahm: Dem Schulhof der Grundschule sollte durch ein neues Spielgerät mehr Attraktivität verliehen werden.

Eine Zukunftswerkstatt wurde in der Klasse 2a durchgeführt, die sich mit der geplanten Umgestaltung beschäftigte. Auch wenn sich durch die Corona-Krise der Prozess und der Aufbau verzögert haben, können sich Kinder und Lehrkörper freuen, dass das Projekt – wenn auch nur knapp – noch vor den Sommerferien realisiert werden konnte. Und das würden auch die Reaktionen der Schüler zeigen, so die Lehrerin Mareike Hartmann: „Die Kinder sagen, dass es ihre Lok sei und nicht einfach nur ein neues Spielgerät“.

Die Organisation lag ganz in den Händen der Klasse 2a

Die Idee dahinter ist ein Partizipationsprojekt, das vom Sozialpädagogen Wilfred Hartmann (Stephansstift Evangelische Jugendhilfe Oberharz) seit dem vergangenen Jahr begleitet wurde (wir berichteten). Die Vorbereitungen zu der Wahl des neuen Spielgerätes lagen ganz in den Händen der Klasse 2a. Am Wahltag standen neben der Lok noch ein Pfahlhaus und ein Trampolin zum Erdeinbau zur Wahl. Dieser Wahltag sei schon etwas ganz Besonderes gewesen, so die Lehrerin Mareike Hartmann. Auch hier hatte die Klasse die Vorbereitungen übernommen, Stimmzettel geschnitten, Wahlplakate aufgehängt und eine originale Wahlurne aus dem Seesener Rathaus geliehen. Es gab auch ein Wahllokal, das abwechselnd von Schülern besetzt wurde. Zusätzlich durfte die Lautsprecherdurchsage der Schule zum Aufruf zur Wahl benutzt werden.

Rund 200 Kinder und 30 Erwachsene (Lehrkräfte und Mitglieder des Schulteams) mussten ihre Stimme abgeben. Auch das Ergebnis wurde über die Sprechanlage verkündet. „Da konnten wir in den Räumen entweder Jubel oder traurige Oh-Rufe hören“, so Hartmann, denn auch wenn die Lok schlussendlich mit 80 Stimmen den Zuschlag bekam, war nicht jedes Kind dafür gewesen. Aber genau darum sei es eben auch gegangen, ergänzt Wilfred Hartmann. „Kinder sind die Experten ihrer Lebenswelt. Die Kinder sollen authentisch an die demokratischen Prozesse herangeführt werden. Einen solchen Prozess in jungen Jahren zu erleben, heißt auch, zu erfahren, dass man etwas verändern und mitgestalten kann. Das festigt bei den Kindern die Grundlagen für unser Demokratieverständnis“.

Aber auch die Lehrer hätten durch diesen Prozess etwas gelernt, nämlich dass Kinder in der Lage sind, ebenso demokratische Abläufe zu durchlaufen und selbst zu gestalten. Die Akzeptanz sei nun auch größer, weil die Lehrer erfahren haben, dass sie kein Stück Macht in dem Sinne verloren oder abgegeben hätten.

Aufgrund des jetzigen Erfolges hat die Grundschule vor, dieses Schülerparlament, welches maßgeblich im Entscheidungsprozess beteiligt war, weiter zu verfolgen. Nach den Sommerferien geht es darum, neue Regeln beim Essen in der Mensa aufzustellen. Auch darüber sollen die Kinder selber entscheiden.
Die Lok und der Aufbau haben rund 4.500 Euro gekostet, die vom Förderverein der Grundschule und den Sponsoren Schatzkiste in Seesen, der Volksbank Seesen und der Braunschweigischen Sparkassenstiftung zusammenkamen. Aufgebaut wurde das Spielgerät über den Bauhof der Stadt Seesen.hn