Schützengesellschaft gibt grünes Licht für Gerätehaus auf dem Schützenplatz

Überwältigende Mehrheit stimmt für die Aufgabe der traditionellen Rechte / „Moralische Verpflichtung“

82 Prozent der Mitglieder haben sich an der Abstimmung über die Aufgabe der Rechte der Schützengesellschaft am Schützenplatz beteiligt. Davon haben 87 Prozent mit „Ja“ gestimmt. Damit können jetzt konkrete Vertragsverhandlungen beginnen. Über die Rahmenbedingungen müssen sich die Stadt und die Schützengesellschaft noch austauschen.

Seesen. Der 1. Vorsitzende der Schützengesellschaft Seesen, Dieter Fanger, konnte jetzt Bürgermeister Erik Homann eine Nachricht überbringen, bei der diesem sicherlich ein Stein vom Herzen gefallen ist. 82 Prozent der Mitglieder haben sich an der Abstimmung über die Aufgabe der Rechte der Schützengesellschaft am Schützenplatz beteiligt. Davon haben 87 Prozent mit „Ja“ gestimmt. Damit können jetzt konkrete Vertragsverhandlungen beginnen. Über die Rahmenbedingungen müssen sich die Stadt und die Schützengesellschaft übrigens noch austauschen.

Zur Erinnerung: Die Schützengesellschaft verfügt über zwei traditionelle Rechte. Einerseits das Recht, alljährlich ein Volks- und Schützenfest abzuhalten, um damit eine seit fast 600 Jahren bestehende Tradition zu pflegen. Außerdem besitzt die Schützengesellschaft eine sogenannte Superficie (Erbbaurecht ohne zeitliche Begrenzung), ein Recht auf finanzielle Entschädigung im Falle einer Bebauung des Schützenplatzes.

Die Stadt Seesen hatte der Schützengesellschaft dieses Recht eingeräumt, nachdem die Schützengesellschaft im Jahre 1888 auf „Aufforderung des Stadtmagistrats“ ein Schützenhaus errichtet hatte, das auch von anderen Seesener Vereinen als Turnhalle benutzt werden durfte. Die Schützengesellschaft hatte jahrzehntelang das Problem, diese Bürde zu bewältigen.

Für die Stadt Seesen bedeutet die Entscheidung der Schützengesellschaft mehr Planungssicherheit, aber für die Schützen auch den Abschied für immer von einem Volks- und Schützenfest im traditionellen Stil. Allerdings litten die Schützenfeste in den letzten 20 Jahren zunehmend an Zuspruch, so dass das Programm kontinuierlich gekürzt werden musste.

Erstmals 2013 verzichteten die Schützen auf ein Volksfest auf dem Seesener Schützenplatz

Mehrere Jahrzehnte feierten die Schützen jährlich sogar zwei Feste, bis sich 2007 die Schützengesellschaft Seesen von 1428 und der Seesener Schützenverein von 1956 entschlossen, ein gemeinsames Volks- und Schützenfest zu organisieren. Wie auch in den Nachbarstädten konnte das den Niedergang der Schützenfeste auf die Dauer nicht aufhalten. Erstmals 2013 verzichteten die Schützen daher auf ein Volksfest auf dem Schützenplatz und das jährliche gemeinsame Schützenfest fand im Wechsel auf dem Gelände der beiden Schützenvereinigungen statt. 2020 und 2021 sind coronabedingt die Schützenfeste sogar ganz ausgefallen.

Wie der Vorstand der Schützengesellschaft berichtet, ist die Entscheidung für eine Aufgabe der Rechte am Schützenplatz den Schützen trotzdem nicht leicht gefallen und hat intern zu heftigen Diskussionen geführt.

Der Traum von der Wiederbelebung der Volks- und Schützenfeste ist eben immer noch nicht ausgeträumt. Letztendlich waren sich die Schützen aber einig, dass sie eine moralische Verpflichtung haben, die Feuerwehr beim Bau des neuen Feuerwehrgerätehauses zu unterstützen. Daher ist das Votum für die Aufgabe der Rechte auch daran gebunden, dass das neue Domizil der Seesener Feuerwehr tatsächlich auf dem Schützenplatz gebaut wird.red