Seesener Feuerwehren stellen Atemschutztechnik um

Planungen der Europäischen Union sehen eine Umstellung bis 2026 vor / Stadtverband nutzt FELS-Brand

Timo Hurlemann, im Seesener Feuerwehrstadtverband für sämtliche Geräte und Fahrzeuge zuständig, demonstriert den neuen Messautomaten, um die neuen Masken und Lungenautomaten auf ihre Dichtigkeit überprüfen zu können. Umgestellt wurde von Normal- auf Überdruck.

Seesen. Die Sicherheit für Atemschutzgeräteträger wird erhöht, ermöglicht wird das durch die Umstellung der Atemschutztechnik von Normal- auf Überdruck. Der Gesetzgeber – genauer die Europäische Union – sieht vor, dass europaweit alle Feuerwehren bis 2026 ihr System umgestellt haben müssen – so der Plan. Der Seesener Stadtverband hat das Ganze jetzt  bereits angepackt. Hintergrund ist der Großbrand im Münchehöfer FELS-Kalkwerk, die Feuerwehren haben aus der Not quasi einen Tugend gemacht.

Wie der „Beobachter“ berichtete, waren bei dem  Großeinsatz  am 29. Juni diesen Jahres in Münchehof auch  41 Atemschutzgeräte mit Lungenautomaten und Atemschutzmaske nach dem Brandeinsatz unbrauchbar geworden. Eine Neuanschaffung ist notwendig. „Damit wir nicht zwei Mal investieren müssen, haben wir uns dafür entschieden, das System bereits jetzt umzustellen“, sagt Seesens Stadtbrandmeister Jürgen Warnecke auf Anfrage des „Beobachter“.  In dieser Woche wurden die neuen Lungenautomaten, die Vollmasken und die Trägersysteme geliefert.

Vorteil der neuen  Überdrucktechnik besteht darin, den  Luftdruck in der Vollmaske geringfügig zu erhöhen, dass er im Maskeninneren etwas höher ist als in der    Umgebung, in der sich der Brandschützer während seines Einsatzes befindet. Zudem soll bei einem Leck die Strömungsrichtung  von  innen  nach außen vorgegeben werden, um so das Eindringen von Schadstoffen in die Maske zu verhindern. Die Sicherheit für die derzeit 67 Atemschutzgeräteträger im Feuerwehrstadtverband Seesen wird dadurch erhöht.

Timo Hurlemann, beim Stadtverband für sämtliche Geräte und Fahrzeuge aller Feuerwehren zuständig, hatte in dieser Woche einige Vertreter von fünf Feuerwehren – Bornhausen,  Herrhausen,  Münchehof, Rhüden und Seesen – sowie die Werkfeuerwehr der Firma Crown eingeladen, um sie mit der neuen Technik vertraut zu machen. Hier referierte Markus Harenberg, Atemschutzgerätewart im Stadtfeuerwehrverband Bockenem, der die Überdrucktechnik kennt. Ziel der Schulung ist es, dass die Geschulten ihr Wissen nun an die Seesener Ortsfeuerwehren  weitergeben. „Sie haben jetzt das Material bekommen, um Üben zu können“, so Timo Hurlemann.

Jeder Atemschutzgeräteträger erhält zwei Lungenautomaten und zwei Vollmasken. Laut Hurlemann stehen dem Stadtverband derzeit 100 Masken zur Verfügung, diese Zahl soll im Februar 2019 auf 200 Stück aufgestockt werden. Denn nach jedem Einsatz, müssen Masken und Lungenautomate gereinigt werden. In diesem Jahr wurden laut Timo Hurlemann im Stadtverband schon 628 Masken gebraucht. Eine hohe Zahl, durchschnittlich sind es eigentlich am Jahresende 600 Stück, im vergangenen Jahr waren es 663 gebrauchte Masken. „Durch dem Brand bei FELS liegt die Zahl derzeit so hoch“, ordnete Timo Hurlemann ein.

Angeschafft wurde jetzt auch ein neuer Messautomat, um die Dichtigkeit von Masken und Lungenautomaten überprüfen zu können. Voll automatisch geht das, alle Daten werden gespeichert. Bisher konnte das zwar auch überprüft werden, jedoch musste der Druck manuell hineingepumpt werden.

Jetzt übernimmt das die Maschine. Die Linie bewegt sich im Idealfall zwischen einer Ober- und einer Untergrenze, schlägt die Linie in eine der beiden Richtungen aus, sind Maske oder Lungenautomat defekt. Für die neuen Atemschutzgeräte und das Zubehör, wie den Messautomat, hat die Stadt insgesamt 50.000 Euro investiert, teilt Seesens Stadtsprecherin Beatrice-Arianne Kühne auf Anfrage des „Beobachter“ mit.syg