Seesener Quadriga soll ins Städtische Museum Braunschweig

Richard Borek Stiftung und Museumsleitung sind in „guten Gesprächen“ / Termin für die Aufstellung im Haus am Löwenwall steht noch nicht fest

Die Quadriga, die seit fast 100 Jahren auf der Züchner-Villa stand, wurde im Frühjahr 2018 abmontiert und nach Braunschweig transportiert. In ihren Abmessungen entspricht die Seesener Quadriga exakt dem 1856/58 angefertigten Gipsmodell Rietschels, das 1999 in der Dresdener Skulpturensammlung Albertinum wieder entdeckt wurde.

Seesen. Die Zukunft der Seesener Quadriga ist vorgezeichnet: Die 1:3-Version der Quadriga des Braunschweiger Residenzschlosses soll als Dauerleihgabe der Richard Borek Stiftung im renommierten Städtischen Museum Braunschweig am Löwenwall prominent ausgestellt werden. „Wir sind in guten Gesprächen mit der Museumsleitung. Sie hat starkes Interesse, die Skulptur zu präsentieren“, heißt es seitens der Stiftung.

Mit dem Kurator und der betreuenden Restauratorin wurde bereits der zukünftige Standort im Museum ausgewählt und begutachtet. Aus statischer Sicht steht der Aufstellung nichts im Wege. Experten haben die Gebäudestatik geprüft und „grünes Licht“ gegeben. Der Bau aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts hält das Gewicht der Seesener Quadriga aus. Sie soll im 2. Obergeschoss stehen, weil sich dort die Skulpturengalerie des Museums befindet.

Das 1861 gegründete Städtische Museum Braunschweig ist eines der bedeutenden kultur- und kunstgeschichtlichen Museen in Deutschland. Das Museum wurde zur Jahrtausendfeier der Stadt gegründet und überwiegend von Braunschweiger Bürgern ermöglicht. Für das Museum engagierten sich unter anderem die sogenannten „Kleiderseller“. Zu ihnen gehörten auch Schriftsteller Wilhelm Raabe und der Industrielle Heinrich Büssing. Heutzutage beherbergt das Städtische Museum rund 270.000 Exponate.

Die Quadriga war im Frühjahr 2018 von der Seesener Züchner Villa mit dem Ziel abmontiert und nach Braunschweig transportiert worden, sie vor weiteren gravierenden Schäden zu bewahren. Bereits im vergangenen Jahr war die Seesener Quadriga im Braunschweiger Schlossmuseum der Öffentlichkeit präsentiert worden.

Die stark korrodierte Skulptur war für diesen Anlass bereits konservatorisch aufbereitet worden. Aktuell ist eine Oberflächenreinigung im Gespräch. Zum Thema „Sicherung“ werden weitere Experten gehört. Das Städtische Museum kann bei der Aufstellung auf die Unterkonstruktion zurückgreifen, die bereits im Schlossmuseum zum Tragen gekommen war. Einen Termin für den Transport in das Städtische Museum gibt es gegenwärtig noch nicht.

Die Seesener Quadriga wurde in den Jahren 1890/93 für die Weltausstellung in Chicago angefertigt. Auftraggeber war die Braunschweiger Handwerkerschaft des Metallgewerbes, die ein Referenzstück in die USA schicken wollte. Hersteller war nicht mehr die Braunschweiger Werkstatt Howaldt, die das Original auf dem Schloss gefertigt hatte, sondern die Braunschweigische Wilhelmshütte in Bockenem am Harz. 1910 wurde die Quadriga an den Fabrikanten Fritz Züchner verkauft.

Er entwickelte 1914 bei Kriegsausbruch den Plan, mit ihr ein Triumphtor in Seesen zu bestücken. Doch aufgrund des verlorenen Ersten Weltkriegs wurde daraus nichts und so wurde die kleine Rietschel-Quadriga schließlich auf die Züchner-Villa gestellt. Dort wäre sie komplett zerstört worden, wenn sie noch länger unter freiem Himmel Wind und Wetter ausgesetzt geblieben wäre.red