Seesener spenden insgesamt 5.550 Euro für die Tafel

Auch in Seesen sind immer mehr Personen auf die Unterstützung angewiesen / Angespannte Lage

Marion Deerberg, Leiterin der Tafel Seesen, dankt allen Spenderinnen und Spendern für ihre großartige Unterstützung und das entgegengebrachte Vertrauen.

Seesen. Die Tafel Seesen und ihr Trägerverein stehen vor besonderen Herausforderungen. Auch sie werden mit steigenden Lebensmittel- und Energiepreisen, der Corona-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine konfrontiert. Konkret sieht das in Seesen so aus, dass auch hier immer mehr Menschen bei der Warenausgabe anstehen, um sich mit Lebensmitteln aus der Tafel ausreichend zu versorgen und über die Runden zu kommen. Die Zahl der Tafel-Kunden steigt in einem noch nie dagewesenen Tempo.

Allein in den Monaten April und Mai 2022 registrierten die Tafel und ihr Trägerverein rund 30 Prozent neue Tafel-Kunden. Bis zu 600 armutsbetroffene Menschen aus Seesen und Umgebung sind aktuell von Woche zu Woche auf die Lebensmittel der Tafel angewiesen, heißt es in der Mitteilung.
Vor allem Alleinerziehende und Familien mit Kindern benötigen die hochwertigen Waren, um sich und ihre Familienmitglieder ausreichend und gesund ernähren zu können. Hinzu kommen derzeit 116 Kriegsflüchtlinge. Es sind vor allem ukrainische Mütter mit Kindern und alte Menschen, die nach ihrer Ankunft in Seesen die Tafel direkt oder etwas später aufsuchen. Obwohl die Zahl der Tafel-Kunden rasant steigt, geht die Menge der Lebensmittelspenden seit Jahresbeginn deutlich zurück. Um auf diese anhaltende Krisensituation reagieren zu können, haben die Tafel und ihr Trägerverein vor einigen Wochen zu einem Spendenaufruf von direkten Lebensmittelspenden und finanziellen Zuwendungen für den erstmaligen Zukauf von Lebensmitteln in der Geschichte der Tafel Seesen aufgerufen, der „Beobachter“ berichtete.

Rund 45 Spenderinnen und Spender sind dem Aufruf bis heute gefolgt und haben kleinere und größere Beträge für den Zukauf von Lebensmitteln gespendet. Zusammen haben sie hierfür eine Gesamtsumme in Höhe von 5.550 Euro möglich gemacht. Mit diesem Geld wollen die Tafel und ihr Trägerverein bedarfsgerechte Lebensmittel dazukaufen, die durch den Rückgang der gespendeten Lebensmittel fehlen. „Wir danken allen Seesener Bürgerinnen und Bürgern, Unternehmen und Vereinen für ihre großartige Spendenbereitschaft und das uns entgegengebrachte Vertrauen. Gespendet wurden Geldbeträge zwischen 10 und 500 Euro. Wir sind total überwältigt von dieser großartigen Hilfsbereitschaft und sehr dankbar für die Unterstützung“, so Marion Deerberg, verantwortlich für die Tafel und ihren Trägerverein.

Mit dem erstmaligen Zukauf von Lebensmitteln versuchen sie nun im Rahmen der Möglichkeiten Lücken zu schließen, die durch fehlende Lebensmittelspenden aufgerissen wurden. Auch der Zukauf stellt keine Grundversorgung durch die Tafel dar, sondern damit soll erreicht werden, dass kein Bedürftiger beziehungsweise kein Kunde der Tafel Seesen Angst haben muss, leer bei der Lebensmittelausgabe ausgehen zu müssen. „Wir hoffen, etwas Druck bei der Verteilung rausnehmen zu können. Die aktuelle Situation bei der Tafel ist ohnehin für alle Helfer und Kunden sehr belastend“, so Marion Deerberg.

Darüber hinaus haben die Verantwortlichen reagiert. Heißt, zu den zwei Ausgabetagen ist ein zusätzlicher dazugekommen, an dem vor allem geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer unterstützt werden. Aktuell zählen sie 116 bedürftige Ukrainer aus Seesen. Die Zahl der Geflüchteten steigt wöchentlich. „Am Anfang war die Lage etwas chaotisch. Es kamen zu viele auf einmal. Deswegen hatten wir im April 2022 zwei Wochen eine kurzfristige Nothilfe für die Geflüchteten eingerichtet, um die Situation bewältigen zu können“, blickt Marion Deerberg zurück. Mittlerweile findet auch für die Geflüchteten eine reguläre Lebensmittelausgabe statt.

Mit dem Andrang bei der Lebensmittelausgabe steigen leider auch die Ängste und Sorgen bei den Seesener Tafel-Kunden, dass sie eventuell keine Lebensmittel bei der Tafel bekommen oder sie mit weniger nach Hause gehen müssen. Die Ängste und Sorgen können die Verantwortlichen verstehen. „Für unsere Tafel-Kunden ist der Alltag ohnehin schon schwer genug. Aufgrund ihres knappen Budgets und der steigenden Preise sparen sie an Nahrungsmitteln. Und wenn es bei der Tafel weniger gibt, wird ihr Alltag schwerer, wenn sie mit wenig Geld einkaufen gehen müssen“, so die Tafelverantwortliche. Mit steigenden Ängsten steigt auch der Druck bei der Tafel-Lebensmittelausgabe. Viele Kunden stellen sich früher an und dadurch werden die Schlangen länger. Die Situation ist und bleibt aber friedlich. Trotzdem ist diese Situation eine enorme Herausforderung für die Ehrenamtlichen. „Aktuell sind wir gefordert wie noch nie“, unterstreicht sie noch einmal in diesem Zusammenhang.

Normalerweise sammelt und verteilt die Tafel Seesen gespendete Lebensmittel, die in Märkten aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr verkauft werden können, aber qualitativ einwandfrei sind. Seit Wochen fehlen der Seesener Tafel diverse Lebensmittelspenden, um die bisherigen und neuen Kunden der Tafel Seesen weiterhin ausreichend unterstützen zu können. Daher hatten sich Tafel und ihr Trägerverein erstmals in der Geschichte der Tafel Seesen dazu entschlossen, die Bevölkerung um Hilfe zu bitten, die Tafel mit Lebensmitteln und Geldspenden für den Zukauf zu unterstützen. Das war erfolgreich.bo/syg