Seesener Theatersaison für 2020 endgültig gestrichen

Auch beim Kulturforum geht die Tendenz fast klar in eine Richtung / Hygienekonzept bereitet Probleme

Still ist es in der Aula im Seesener Schulzentrum geworden. Die letzte kulturelle Veranstaltung ging hier Anfang März über die Bühne, dann gab es aufgrund der Corona-Krise das jähe Ende. Es sieht ganz danach aus, als war es das hier kulturell für 2020.

Seesen. Die Welt war am 29. Februar noch in Ordnung: Ilja Richter präsentierte an diesem Abend beim Kulturforum Seesen das schräge Leben von Karl May. Diese besondere Hommage an den Autor Winnetous wurde als Revue im wörtlichen Sinn gesungen, getanzt und gespielt. Danach war Schluss. Der Bühnenvorhang ist seitdem geschlossen. Und er bleibt es, was das Theater betrifft, noch bis zum Jahresende.

Von Hundert auf Null, so lässt sich die Situation in der Seesener Aula seit Anfang März mit Blick auf die kulturellen Veranstaltung zusammenfassen. Gehofft hatte auch die Stadt, dass die beiden Theaterstücke „Die Wanderhure“ und „SCHTONK!“ zum späteren Zeitpunkt nachgeholt werden können. Sie wurden bereits auf den 29. Oktober beziehungsweise auf den 2. November terminiert. Jetzt ist klar: „Nach langem Überlegen hat sich die Stadt Seesen vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie dazu entschieden, die letzten Theaterstücke der Saison 2019/2020 gänzlich abzusagen“, heißt es aus dem Seesener Rathaus. Die Ticketpreise für die Veranstaltungen werden erstattet, dazu ist auf der Internetseite der Stadt ein entsprechendes Formular zu finden.

Das Abonnement für die Seesener Theatersaison 2020/ 2021 wird ausgesetzt – es behält aber seine Gültigkeit für die neue Spielzeit inklusive der bereits ausgesuchten Plätze. Die Überlegungen gehen sogar noch einen großen Schritt weiter, wie es in der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses hieß. Die Mitglieder empfehlen bis Februar 2021 hier zu pausieren.

Wie Fachbereichseiter Thorsten Scheerer im Ausschuss berichtete, sorgt vor allem das im Zusammenhang mit der Eindämmung der Corona-Krise geforderte Hygienekonzept für Probleme. In der Aula können insgesamt 500 Personen Platz nehmen. Unter Einhaltung der Abstandsregelungen schrumpft das Kontigent auf 120 Sitzplätze. Das ist auch wirtschaftlich nicht mehr darstellbar. Der Fachbereichsleiter nannte ein Beispiel: Auf der einen Seite stehen Ausgaben für das Gastspiel in Höhe von 11.500 Euro, auf der anderen Seite können sie an diesem Abend aber nur gut 2500 Euro einnehmen.

Alljährlich bietet die Stadt Seesen in der Aula eine Reihe mit fünf Theatergastspielen an. Aktuell haben die Verantwortlichen zumindest noch die Hoffnung, die beiden Stücke „Spatz und Engel“ am 18. März 2021 und „Tratsch im Treppenhaus“ am 24. April 2021 in den freien Verkauf geben zu können. Endgültig entschieden ist hier aber noch nicht. Auch dann wären nur 120 Personen zulässig.

Auch Thomas Reichardt, 1. Vorsitzender des Kulturforums, nennt im Gespräch ganz schwierige Zeiten, denen mit Blick auf die kulturellen Veranstaltungen eine emotionale und eine wirtschaftliche Komponeten innewohnen. Unterm Strich kann sich auch das Kulturforum Seesen keinen immensen finanziellen Verlust erlauben. Zudem ist solch eine Veranstaltung unter Corona-Bedingungen keine wie zuvor. Deutlich weniger Zuschauer, die dann noch eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen. Laut Thomas Reichardt laufen aktuell noch Gespräche mit zwei Agenturen. Es deutet sich aber bereits an, dass auch das Kulturforum in diesem Jahr keine Veranstaltung in der Aula mehr durchführen wird. Denn die im September ist bereits ausverkauft, auswählen, wer kommen darf und wer nicht, will niemand entscheiden.syg