Seesens Hausärzte starten mit dem Impfen, MTV mit neuem Service

Verein will all jenen helfen, die ganz kurzfristig zum Impfen müssen / Diese Woche 30 Impfdosen pro Hausarzt

Die Aufgabe des Fahrdienstes zum Impftermin übernehmen beim MTV Seesen (von links): Günter Stegemann, Manfred Ehrhorn, Michelle Anders und Jürgen Hoffmeister.

Seesen. Das sehnlich erwartete Impfen in Hausarztpraxen hat niedersachsenweit und speziell am gestrigen Mittwoch auch in Seesen begonnen. Jeder Vertragsarzt, der vergangene Woche bestellt hat, bekam am Dienstag ungefähr 30 Impfdosen „Comirnaty“, so der genaue Name von BioNTech/Pfizer, über die lokalen Apotheken mit Impfzubehör zugeteilt, berichtet Steffen Pallinger, Seesener Hausarzt und Vorsitzender des Ärztevereins Seesen-Bad Gandersheim. Heißt, zur Verfügung stehen beispielsweise in der Praxis Pallinger & Olowson & Hölscher insgesamt 150 Impfdosen für die gleiche Anzahl Patienten, weil fünf Hausärzte hier ansässig sind. „Der Impfstoff muss binnen 120 Stunden vollständig verimpft werden“, fügt Steffen Pallinger dazu an. Im Vorfeld mussten sie unter anderem den Ablauf klären. Gemäß den Vorgaben der Impfverordnung zur Priorisierung hat das Team die Patienten für Mittwoch zu vorgegebenen Zeiten zum Impfen trotz Praxisurlaubs einbestellt. „Zurzeit impfen wir ausschließlich die Priorisierungsgruppen 1 und 2. Die Patienten über 80 Jahre, die nicht mobil sind, werden zu Hause aufgesucht“, so der Seesener Hausarzt. Begonnen haben sie in der Praxis am Mittwoch um 13 Uhr. 36 Patienten pro Stunde erhielten die Impfung. „Alle waren glücklich, dass es nun so weit war“, so Steffen Pallinger.

Die 30 Impfdosen pro Hausarzt entsprechen fünf Ampullen, jede beinhaltet sechs Impfungen. Gelagert wird der Impfstoff deutschlandweit in dezentralen Tiefkühllagern. Ist die Bestellung erfolgt, wird der Impfstoff auf die Lkw verladen und taut auf. In den Apotheken kommt der, laut Steffen Pallinger, mit einer Temperatur von ungefähr vier Grad Celsius an. Dann die Lieferung in die Praxen. Hier drängt die Zeit mit den 120 Stunden. Ist eine Ampulle angefangen, müssen bei Raumtemperatur die sechs Impfungen innerhalb von zwei Stunden durchgeführt sein. Jeden Abend melden die Hausarztpraxen ans Robert-Koch-Institut, wie viele Patienten gegen COVID-19 geimpft wurden.

Für die kommenden Wochen ist folgendes Vorgehen avisiert: Jedem Vertragsarzt stehen pro Woche maximal 50 Impfdosen inklusive Zubehör zur Verfügung. Am selben Tag der Lieferung, also am Dienstag, müssen die Hausärzte bis 12 Uhr ihre Impfstoffbestellung bei einer regionalen Apotheke abgeben. Die Zuteilung, wie viel und von welchem Impfstoff jeder bekommt, wird ihnen zwei Tage später, also am Donnerstag, mitgeteilt. Die Lieferung erfolgt in der darauffolgenden Woche am Dienstag. Die Hausärzte haben, laut Steffen Pallinger, keinen Einfluss oder Wahlmöglichkeit, welcher Impfstoff in den Praxen angeliefert wird, sondern erfahren es erst vier Tage vorher. Somit kann aktuell auch nicht der Impfstoff ausgesucht werden. „Unsere Patienten dürfen sich von unserem zweiwöchigen Urlaub nicht irritieren lassen, alle Dosen, die kommen, werden trotzdem sofort verimpft. „Denn das ist das wichtigste in der Pandemie-Bekämpfung und wird Leben retten“, unterstreicht der Seesener Hausarzt. Ab dem 19. April können sich alle impfbereiten Patienten seiner Praxis auf die hausinterne Warteliste setzen lassen, sie telefonieren nach Priorisierungsstufe diese ab, teilte Pallinger mit.

Auch der MTV Seesen will in diesem besonderen Zeiten helfen. Ins Leben gerufen hat der Verein einen Fahrdienst, keine Konkurrenz sondern ein Angebot, wenn derjenige absolut nicht mehr weiter weiß. „Dieses Serviceangebot ist für die Seesener völlig kostenlos und als Hilfe unter Freunden, Familie oder Nachbarn zu verstehen. Wir helfen gerne, denn sie sind auch immer für uns da“, teilt Peter Betker von der MTV Geschäftsstelle dazu mit. Die Aufgabe übernehmen Michelle Anders, Günter Stegemann, Manfred Ehrhorn und Jürgen Hoffmeister. Damit die Seesener ihren Impftermin wahrnehmen können, fahren sie diese bei Bedarf entweder ins Impfzentrum nach Oker oder nunmehr zum Hausarzt. Vor allem Letzteres ist meist eher kurzfristig. Viele haben keine Angehörige oder diese sind entweder selbst beruflich eingespannt oder weiter weg. Der MTV versteht das auch nicht als Konkurrenz zu hiesigen Fahrdienstleistern sondern als Unterstützung in der Not. „Es gab schon Anfragen, dass der Angehörige nicht kann, aber das konnten sie doch noch lösen“, so Peter Betker im Gespräch.

Eine Anfrage für den MTV-Fahrdienst zum Impftermin ist entweder telefonisch unter 0176-20842754, per E-Mail an gs@mtvseesen.de oder persönlich während den Öffnungszeiten in der Geschäftsstelle möglich.syg