„Sehr lange kommen wir so nicht über die Runden!“

Friseurmeisterin Marion Wagner sieht Salonschließungen als notwendig an, aber wie geht es weiter?

Als die Welt noch in Ordnung war.... Im Januar dieses Jahres feierten Marion Wagner und ihr Team noch das 25-jährige Jubiläum. Aktuell ist der Salon geschlossen. Zunächst soll die Schließung für mindestens zwei Wochen gelten. In der Branche geht man allerdings von einer noch viel längeren Durststrecke aus. Einige Betriebe müssen wohl um ihre Existenz fürchten. Statt Föhn und Wasserplätschern herrscht nun gähnende Leere.Die Einhaltung eines Mindestabstandes ist unmöglich, ferner waren und sind Desinfektionsmittel und Atemschutzmasken am Markt nicht mehr erhältlich, sodass ein Schutz der Mitarbeiter nicht zu gewährleisten war.

Seesen. Um die Ausbreitung des Corona-Virus zu stoppen, müssen seit Montag nun auch alle Friseursalons, Kosmetik-, Nagel- und Tattoostudios sowie Massagesalons in Niedersachsen geschlossen bleiben. Im Kern geht es in der entsprechenden Allgemeinverfügung um die Einschränkung von Kontakten in der Öffentlichkeit.
Deshalb werden künftig auch „nicht dringend notwendige Dienstleistungen“ untersagt, bei denen der geforderte Mindestabstand zwischen Menschen von mindestens 1,50 Meter nicht einzuhalten ist. Zunächst soll die Schließung für mindestens zwei Wochen gelten.

In der Branche geht man allerdings von einer noch viel längeren Durststrecke aus. Einige Betriebe müssen wohl um ihre Existenz fürchten. Statt Föhn und Wasserplätschern herrscht nun gähnende Leere.

„Ich gehe mal davon aus, dass angesichts der aktuell steigenden Infektionszahlen an eine Öffnung vor Ostern wohl nicht zu denken ist“, sagt Marion Wagner.

Sie muss dieser Tage die Erfahrung machen, wie eng Freude und Leid manchmal beieinander liegen. Gerade erst konnte die Friseurmeisterin mit ihrem Team und den Kunden den 25. Geburtstag ihres Friseurstudios in der Poststraße feiern; nun sieht sie sich plötzlich der größten Herausforderung ihres ganzen (Berufs-)Lebens gegenüber.

„Einmal abgesehen vom Sonnabend arbeiten wir ja ohne Terminvergabe. Und da haben wir im Verlauf der vergangenen Woche schon gemerkt, dass deutlich weniger Kundinnen und Kunden zu uns kamen als gewöhnlich“, berichtet Marion Wagner.

Bis dahin waren Friseure, die durch den besonders engen Kontakt mit Menschen im Grund einer Hochrisikogruppe angehören, noch „systemrelevant“ und von Zwangsschließungen ausgenommen. Für viele war das unverständlich. Die Einhaltung eines Mindestabstandes ist unmöglich, ferner waren und sind Desinfektionsmittel und Atemschutzmasken am Markt nicht mehr erhältlich, sodass ein Schutz der Mitarbeiter nicht zu gewährleisten war.

Schaut man sich beispielsweise die Kommentare der vergangenen Tage in den sozialen Netzwerken an, so besteht selbst innerhalb der Friseurbranche eine ganz klare Meinung: Die verordnete Schließung ist der einzig richtige Weg.

„Ich muss den Laden offen halten in der Hoffnung, ein paar Euro zu verdienen, wir haben einen Umsatzeinbruch von 60 Prozent seit drei Wochen“, hieß es da beispielsweise noch vor wenigen Tagen von einem Betroffenen, dem mit der Allgemeinverfügung eine große Last, sprich: Verantwortung, von den Schultern genommen wurde.

Und auch Marion Wagner ist natürlich erleichtert, dass eine klare Linie gezogen wurde und man nun weiß, wo man dran ist. Auf der anderen Seite muss man aber von etwas leben, „und da gibt es nun einmal keine großen Rücklagen, um unter diesen Umständen mehrere Monate über die Runden zu kommen“, sagt sie.

Auch für ihre Mitarbeiterinnen sei die Situation nicht einfach. Für sechs Angestellte habe sie Kurzarbeitergeld beantragt. Sie müssen nun mit 60 Prozent ihres Gehalts auskommen, und das so wichtige Trinkgeld fällt ebenfalls weg.

Neben diesen ganzen Sorgen gibt es aber auch Lichtblicke. „Ganz besonders freue ich mich über unsere unglaublich tollen Kunden, die an uns denken, die uns Hoffnung geben und per Telefon, E-Mail oder Facebook alles Gute in dieser schwierigen Zeit wünschen“, so Marion Wagner.

Langeweile kommt momentan bei ihr nicht auf. Einmal abgesehen von der „Lauferei“ mit dem Steuerberater sei sie noch mit Inventurarbeiten beschäftigt. Und noch etwas Gutes hat diese Auszeit.

„Bei allen Problemen bleibt nun Zeit zum Innehalten; da merkt man schon, was wirklich wichtig ist“, betont sie. Ansonsten bleibe erst einmal nur eins: Abwarten und Tee trinken!kno