Sehusaschule setzt auf strukturierten Alltag, persönlichen Kontakt und Verlässlichkeit

Auch der Schulalltag im Förderzentrum ist in Corona-Zeiten von Regeln geprägt

Die Klassen, die noch einmal halbiert wurden, bleiben in ihren Zimmern. Es gelten: Feste Räume, weitestgehend keine Durchmischung der Gruppen und jeder hat seinen festgelegten Platz.

Seesen. Aktuell sind alle Schüler an die Sehusaschule Seesen zurückgekehrt. Förderschulrektor Stefan Scherr gibt einen Einblick in den Alltag, der auch hier von Regeln geprägt ist. Doch in diesen Corona-Zeiten setzt das Kollegium neben Struktur vor allem auf einen persönlichen Kontakt zwischen Lehrern, Schülern und Eltern sowie auf Verlässlichkeit.

„Für uns ist es auch herausfordernd aber nicht problematisch, da wir in den Klassen ja weniger Schüler haben“, unterstreicht Stefan Scherr. Die Klassen wurden noch einmal halbiert, um die Anforderungen des Hygienekonzeptes vor dem Hintergrund der individuellen Bedarfslagen der Sehusaschüler, beispielsweise für die Pflege und den Aufwand dafür, samt der vom Kultusministerium enthaltenen Vorgaben noch besser umsetzen zu können. Gewechselt wird täglich. Heißt beispielsweise am Montag, dass die eine Gruppe zu Hause lernt, die andere in der Schule, am nächsten Tag wird getauscht. Es gibt seit Beginn der Corona-Maßnahmen, also seit dem 16. März, eine Notgruppe, die eine Lerngruppe umfasst. Zur Erinnerung: Die 127 Schüler kommen nicht nur aus Seesen sondern aus dem gesamten Landkreis Goslar. „Im Förderzentrum der Sehusaschule verstehen wir uns als Kompetenzzentrum, an dem besonders qualifizierte Lehrkräfte in den Förderschwerpunkten Lernen, geistige Entwicklung und körperlich-motorische Entwicklung mit großem Engagement den vielfältigen individuellen Bedürfnissen unserer Schülerinnen und Schüler sowohl im unterrichtlichen als auch im erzieherischen Bereich gerecht werden“, heißt es auf der Internetseite in der Schulbeschreibung. Und genau dieses, auf jeden einzelnen Schüler eingehen, spiegelt sich auch im aktuellen Schulalltag in Corona-Zeiten deutlich wider.

Telefon, persönlicher Kontakt und E-Mail stehen derzeit mehr denn je hoch im Kurs. Wie die Oberschule Seesen und das Jacobson-Gymnasium setzt auch die Sehusaschule obendrein auf das Intranetportal „IServ“. Jeder Schüler erhielt seinen individuellen Tagesplan, der mit Bildern hinterlegt und in einfacher Sprache gehalten ist. Schon vor der Corona-Krise berücksichtigten die Lehrer die individuellen Lernvoraussetzungen der einzelnen Schüler. „Wichtig ist, dass sie Strukturen haben, die vorsehen, wann sie sich welcher Aufgabe widmen“, berichtet der Schulleiter. Für alle Schüler, egal ob sie vor Ort lernen oder von zu Hause aus arbeiten gilt, es gibt eine tägliche Unterrichtszeit.

Die Lehrer haben festgelegte Sprechzeiten, in denen sie telefonisch erreichbar sind. Mehr noch:  „Die Familien wissen beispielsweise, dass der Lehrer am Dienstag um 9 Uhr anruft, darauf warten sie auch“, erzählt der Schulleiter, um zu zeigen, wie sie den Punkt Verlässlichkeit im Alltag integrieren. Viele Lehrer der Sehusaschule wählen den Hausbesuch, um unter Einhaltung des Abstandes mit den Familien zu kommunizieren. Denn die Lehrkärfte haben auch einen sozialpädagogischen Auftrag. Auf diesem Weg erhielten einige Schüler ihre Tagespläne beziehungsweise Aufgaben – persönlich zu Hause vom Lehrer überreicht. Durch die Hausbesuche können die Familien Rückmeldung geben oder sich mit dem Pädagogen austauschen, wie es allen geht. „Das Niedersächische Kultusministerium empfiehlt, dass jeder Lehrer jeden Schüler einmal pro Woche zu Hause anruft“, erzählt Stefan Scherr. Auch das wurde in den Schulalltag der Sehusaschule integriert.

Darüber hinaus ist dem Kollegium die Einbeziehung der Eltern noch bei einer anderen Sache wichtig. Sie wollen von ihnen wissen, wie ihr Kind und sie mit dem „Lernen zu Hause“ zurecht kommen. Dafür hat die Schule eine kleine Umfrage gestartet: Bewertet werden soll, ob die Aufgaben zu schwer/ zu viel, genau richtig oder zu wenig/ zu leicht sind. Und wie zufrieden sie sind. 40 Prozent der Eltern– also 50 Familien – haben die Chance genutzt, was Stefan Scherr sehr freut. Zugleich wollen die Lehrer Schwachstellen in ihrem System erkennen, um für eine mögliche zweite Lockdown-Phase, in der wieder verstärkt auf das „Lernen zu Hause“ gesetzt wird, adäquat vorbereitet zu sein.

Eines stellt Stefan Scherr im Gespräch aber auch heraus, dass der Schulträger, der Landkreis Goslar, vorausschauend und sehr besonnen reagiert hat. So haben sich beispielsweise auch die Mitarbeiter, die sich um die Mittagessensversorgung kümmern, und die Reinigungskräfte an einen neuen Arbeitsrhythmus gewöhnt. Letztere reinigen und desinfizieren in den Pausen oder zwischendurch immer wieder die verschiedenen Bereiche und die Toiletten. Zudem erhielten die Schüler eine Mund-Nasen-Bedeckung, die aber nicht alle, wegen ihrer gesundheitlichen Voraussetzungen, tragen müssen. Die Laufwege in der Schule sind klar durch abgeklebte Pfeile gekennzeichnet. Wie auch in den anderen Schulen wurden Tische und Stühle weit genug voneinander weggerückt. Auch die Klassen- und Zwischentüren im Gebäude bleiben offen, damit niemand die Türklinken anfassen muss. Natürlich gilt auch hier beim Betreten des Schulgebäudes und zwischendurch Hände waschen und desinfizieren.

Die Klassen bleiben in ihren Zimmern. Es gelten: Feste Räume, weitestgehend keine Durchmischung der Gruppen und jeder hat seinen festgelegten Platz. Aktuell wird in den Fachräumen nicht unterrichtet. Das gemeinsame Mittagessen inklusive Kochen ist bis auf Weiteres ausgesetzt, die Schüler müssen Essen und Getränke selbst mitbringen. Pro Lerngruppe wurden Pausenzeiten festgelegt.

Diese Regelungen gelten bis zu den Sommerferien, was danach ist, kann derzeit überhaupt noch keiner abschätzen. Klar ist schon jetzt, für alle sind es besondere Zeiten, die nur im Zusammenspiel zwischen Schülern, Eltern, Lehrern und den sozialpädagogischen Mitarbeitern gemeistert werden können.syg