Seniorensicherheitsberater führen 150 Gespräche allein in Seesen

„Mit uns nicht – Senioren stärken Senioren“ tourt durch den Landkreis / Sie verfolgen ein bestimmtes Ziel

Harald Töpfer, Marion Kreft sowie die beiden Seniorensicherheitsberater Burghard Benze und Ralf Schoss (von links) touren seit zwei Wochen mit dem Präventionsanhänger durch den Landkreis und kommen mit Bürgern ins Gespräch.

Seesen/Rhüden. Diese Aussage hören die Seniorensicherheitsberater im Landkreis Goslar immer wieder: „Ich kenne die Fälle, doch mir kann das nicht passieren.“ Doch genau hier setzen die Seniorensicherheitsberater der Seniorensicherheitsinitiative MUT (Mit uns nicht – Senioren stärken Senioren) um Harald Töpfer vom Präventionsteam der Polizei Goslar an. Sie kommen mit ihnen ins Gespräch. Simulieren, wie die Täter vorgehen. Schon setzt das Nachdenken ein: „Jetzt spricht der Bankmitarbeiter schon von über 5.000 Euro, die meinem Konto fehlen“ – obwohl nichts dergleichen passiert ist. Über solche und ähnliche Geschichten informierte das Team am gestrigen Donnerstag auf dem Seesener Wochenmarkt. Mit riesigem Erfolg. Von 8 bis 13 Uhr führten sie insgesamt 150 Gespräche. „Ein ganz tolles Ergebnis“, sind sich alle einig.

Im Einsatz waren an diesem Tag als Seniorensicherheitsberater der Seesener Günter Voß, der Bad Harzburger Burghard Benze und der Goslarer Ralf Schoss. Komplettiert wurde das Team von Harald Töpfer und Marion Kreft, beide vom Präventionsteam der Polizeiinspektion Goslar.

„Einige kamen gezielt auf uns zu und wollten das Informationsmaterial“, berichtet Ralf Schoss. Seit zwei Wochen touren sie mit dem Präventionsanhänger des Landeskriminalamtes Niedersachsen auf Tour durch den Landkreis Goslar. Überragend bisher die Resonanz: In der ersten Woche führten sie 600 Gespräche, in dieser sind es bereits 510. Am Montag waren sie im Stadtteil Rhüden zu Gast, hier kamen sie mit 60 Senioren ins Gespräch. Macht unter dem Strich für Seesen 210 Gespräche unter anderem über die Gefahren von Enkeltrick, Falsche Polizeibeamten, Gewinnversprechen, Schockanrufe und viele andere Betrugsarten. Darüber wollen sie aufklären.

Nach wie vor agieren verschiedene Tätergruppen aus dem Ausland in Callcentern durch alte Telefon-CDs und rufen Menschen mit alten Vornamen an, in der Hoffnung auf hochbetagte Menschen zu treffen, die sie um ihr gesamtes Vermögen betrügen können. Deshalb kann es, laut Harald Töpfer, sein, dass in einer Woche ein Ort im Landkreis im Fokus ist und dann eine ganze Zeit lang keine Fälle bekannt sind. Zuletzt ist das einer Tätergruppe Anfang Oktober gelungen, die eine fast 80-jährige Dame anriefen und ihr mitteilten, sie habe bei einem Gewinnspiel eine hohe Geldsumme gewonnen. Die Steuern müsse sie im Vorfeld abführen. Daraufhin überwies die Senioren einen niedrigen fünfstelligen Geldbetrag – also mindestens 10.000 Euro.

Seit neuesten wird bei den Senioren angerufen und mitgeteilt, dass der Angehörige einen Verkehrsunfall hatte. Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, wird behauptet, dass er jemanden tot gefahren hat und jetzt verhaftet wird. Passend versehen mit einem Schrei oder lautes Weinen im Hintergrund. Im Landkreis Goslar sind der Polizei bisher Geldforderungen bekannt, die zwischen 20.000 und 70.000 Euro liegen. Quasi die Kaution, um der Verhaftung zu entgehen.

Durch die Corona-Krise fallen für die 14 Seniorensicherheitsberater, die es im Landkreis gibt, die bisherigen Seniorenveranstaltungen, bei denen sie aufklären, weg. Auch deshalb entschieden sie sich für die zweiwöchige Tour. Bisher 1.110 Gespräche zeugen davon, dass dies sehr gut angenommen wird. Abschluss ist heute in Bad Harzburg.syg