Soirée au musée – Gaumenfreuden unterm Kopfschmuck

Der französische Abend des Club Carpentras stand im Zeichen der aktuellen Hutaustellung

Tradition beim jährlichen Soirée ist immer auch, dass man inmitten der jeweiligen Sonderausstellung feiert, aktuell also der Schau zu Kopfbedeckungen vielfältigster Art. In diesem Jahr Anlass genug, um den französischen Abend unter das Motto „Chapeau!“ zu stellen und die Gäste im Vorfeld dazu aufzurufen, mit Hut, Kappe oder Mütze zu erscheinen. Und sie kamen – mit Zylinder, mediterran dekorierten Sommerhüten und auch der klassischen Baskenmütze.

Seesen. Aufregend war sie schon für den Club Carpentras, die diesjährige Fahrt zu St. Siffrein. Zum einen war zum 25-jährigen Partnerschafts-Jubiläum der Seesener Bürgermeister Erik Homann mit einer offiziellen Delegation vor Ort, zum anderen gab es die „Gilets Jaunes“, die gelben Westen, die durch ihre Proteste große Teile des Landes lahmlegten. Schon bei der Anreise waren die Autobahnausfahrten südlich von Lyon durch sie gesperrt. Und auch die großen Supermärkte in und um Carpentras wurden bestreikt, was in kleinen Geschäften zu leeren Regalen führte. Die Einkäufe zum diesjährigen „Soirée au Musée“ gerieten so zu einem Hindernisrennen.

Letztlich waren die Anstrengungen, so der 2. Vorsitzende des Clubs Jürgen Graetsch in seiner Begrüßung, aber wieder von Erfolg gekrönt, sodass die rund 70 Gäste an diesem Abend gewohnt französische Gaumenfreuden genießen konnten: Nach der selbstgekochten Zwiebelsuppe stand eine Auswahl von Pasteten und verschiedene Käsesorten bereit.

Zu Beginn des Abends im ehemals herzoglichen Jagdschloss wurden die obligatorischen Aperitifs gereicht, zu den Speisen folgten dann französische Weine unter anderem von den Hängen des Mont Ventoux. Für die „Unbehüteten“ lagen nicht nur Hutmodelle der Sonderausstellung zur Anprobe bereit, sondern auch eine Auswahl extra aus Carpentras als Leihgabe in die Harzstadt mitgebrachte Kopfbedeckungen, die von Marise Tellene zur Verfügung gestellt worden war. Von diesem Angebot wurde denn auch reichlich Gebrauch gemacht.

Begeistert vom Anblick derart variantenreich geschmückter Häupter zeigte sich Museumsleiter Dirk Stroschein, der in seiner begrüßenden Einführung manch Skurriles aber auch Erhellendes zum französischen Nationalsymbol „béret basque“, der Baskenmütze, zu erzählen wusste. Da ging es beispielsweise um die Frage der Herkunft des Namens dieses „Fladens“, um prominente Träger des „Deckels aus Schurwolle mit ulkigem Zipfel“, wie Greta Garbo, Auguste Rodin, Pablo Picasso, Che Guevara und Heinrich Böll oder um Kurt Tucholskys Vergleich der Mütze mit einem Eisbeutel, wie man ihn zuweilen zur Schmerzlinderung auf dem Kopf platziert.

Auch wurde die Frage angeschnitten, wie die „Franzosenmütze“ denn nun richtig getragen wird, die von berufenen Modeexperten im weltweiten Netz so fachkundig wie allgemein beantwortet wird: Es hänge jeweils von der Frisur und der Gesichtsform des Trägers ab.

Damit blieb auch an diesem Abend für die Gäste genügend Spielraum, ihre Mützen nach eigenem Geschmack zu tragen, ohne sich einem Modediktat fügen zu müssen. Im Übrigen hatte der Museumsleiter zu dieser Gelegenheit die „Sondergenehmigung“ erteilt, auch im geschlossenen Raum den Hut aufzubehalten, was sonst (mindestens den Herren) normalerweise laut Knigge und nach altem Brauch aus Höflichkeitsgründen untersagt ist.

Die Sonderausstellung „Kopfsache. Hüte und andere Kopfbedeckungen“ im Städtischen Museum Seesen ist noch bis zum 3. Februar 2019 zu sehen.

Neben vielen Exponaten aus drei Jahrhunderten, die aus den Partnermuseen in ganz Südniedersachsen stammen, haben auch bereits viele Seesener ihre Hüte und Mützen sowie Hut-Fotos als Leihgaben vorbeigebracht und damit die Ausstellung ergänzt.str