Seesen. Die Kommunalwahl 2021 ist gelaufen. Aber entschieden war lange Zeit nichts. Bis nach 23 Uhr dauerte es diesmal, bis nahezu alle Wahllokale in Seesen respektive im Landkreis Goslar komplett ausgezählt waren. Es hakte an mehreren Ecken und Enden, warum die Stimmauszählungen nicht an Land kamen, konnte niemand erklären. Viele Ergebnisse trudelten erst ganz langsam ein, um 22 Uhr waren kaum vollständige valide Ergebnisse zu erheischen. Aber es gab Trends und diese wurden denn auch nach und nach bestätigt.

Knapp 6,5 Millionen Menschen in Niedersachsen waren bei den Kommunalwahlen gestern dazu aufgerufen, ihre Stimmen abzugeben. Für rund 313.000 junge Menschen war es nach Angaben der niedersächsischen Landeswahlleitung die erste Wahl. Anders als bei Bundes- und Landtagswahlen durften schon Menschen ab 16 Jahren abstimmen.

Bei der Stadtratswahl in der Sehusastadt hat es dabei einen Wachwechsel bei den beiden etablierten Parteien SPD und CDU gegeben. Die SPD kam dabei auf 45,61 Prozent und die CDU auf 36,87 Prozent. Noch vor fünf Jahren konnte die CDU 43,5 Prozent auf sich vereinen, verlor also fast sieben Prozent ein. Die SPD indes legten vier Prozentpunkte zu. Ein echtes Ausrufezeichen also!

Das Endergebnis überraschte nicht unbedingt, auch der Bundestrend der letzten Wochen spiegelte sich in dem Ergebnis wieder. Nach vielen, vielen Jahren ist die SPD damit wieder stärkste Kraft in Seesen und den Ortsteilen geworden. Ein klein wenig war es also schon ein historischer Tag, dieser 12. September 2021.
Klar, dass die Freude im Restaurant Dolce Vita nach und nach immer größer wurde als feststand, dass die SPD nun die stärkste Kraft im Rat ist. Fraktionsvorsitzende Andrea Melone war sichtlich erfreut: „Dieses Wahlergebnis erfüllt mich mit Stolz, wir haben etwas ganz Großes erreicht. Allen, die dazu beigetragen, gilt mein Dank!“

Andrea Melone (SPD): „Dieses Wahlergebnis erfüllt mich mit Stolz!”

Melone erinnerte sich in diesem Augenblicken auch daran, wie sie vor über zehn Jahren die Fraktion übernommen hatte, und nach einem langen, teils steinigen Weg nunmehr zurückgeführt hat. „Ich bin einfach nur glücklich”, so Melone im Gespräch am späten Abend.
Wie genau sich der neue Stadtrat demnächst zusammensetzt, darüber herrschte in diesen Momenten noch nicht vollends Klarheit. Die SPD dürfte auf 14 oder 15 Sitze kommen, die CDU auf 12 oder 13. Die Grünen komen im Stadtrat auf rund 8,33 Prozent und damit drei Sitze und die FDP schließlich auf 5,14 Prozent, was umgerechnet zwei Sitzen entspricht. Der 33. Sitz bleibt dem Bürgermeister.

SPD hat indes nicht die alleinige Mehrheit, was viele Konstellationen möglich erscheinen lässt

Damit wäre die SPD in jedem Fall die stärkste Fraktion, allerdings nicht mehr alleiniger absoluter Mehrheit. Es werden also in den nächsten Tagen und Wochen viele Gespräche zu führen sein, damit klar ist, wie sich die politischen Kräfte eine Zukunft vorstellen. Denkbar ist auf Stadtebene nunmehr eine rot-grüne Koalition, ausgeschlossen ist aber auch nicht, dass es eine Mehrheit bestehend aus CDU, Grünen und FPD in Seesen gibt, eine Jamaika-Koalition auf Stadtratsebene also.

All das muss sich erstmal ergeben. Fest steht, dass die alten Mehrheiten bestehend aus CDU und FDP so nicht mehr bestehen. Vielleicht werden Entscheidungen in Zukunft auch gar nicht mehr allein von der Parteizugehörigkeit und festen Blockbildungen gemacht. Entscheidend könnte zum Beispiel der Weg der Grünen im Stadtrat sein. Die Partei könnte die Begehrlichkeiten der CDU und der SPD wecken. Die Wahl ist zwar entschieden, die politische Arbeit indes wird noch einiger Gespräche bedürfen.uk