Sprachnachrichten gefälscht und Gewaltvideos gesammelt

Mord in Bilderlahe: Fünfter Prozesstag gegen 56-jährigen Tatverdächtigen bringt neue Details ans Tageslicht

Nach umfassenden Ermittlungen findet vor dem Landgericht Braunschweig der Prozess wegen Mordes gegen einen 56-jährigen Mann aus Seesen statt. Dem Angeschuldigten wird vorgeworfen, am 13. Dezember vergangenen Jahres seine arg- und wehrlose Ehefrau in dem gemeinsamen Haus im Seesener Ortsteil Bilderlahe heimtückisch getötet zu haben.

Bilderlahe. Der Prozess gegen einen 56-jährigen Seesener, der unter dringendem Verdacht steht, seine Ehefrau getötet zu haben, fördert weitere Indizien ans Licht, die den Tatverdächtigen alles andere als entlasten. So fanden Ermittler auf seinem iPad neben zahlreichen pornografischen Bildern auch Videos, in denen sich die Gewalt gegen Frauen richtet. Auch Strangulations-Videos konnten die Ermittler sicherstellen.

Dies ist insofern von Bedeutung, da die Verstorbene mit einem Kabelbinder auf der Massagebank erdrosselt wurde. Hegte er also bereits seit längerem den Gedanken, seine Frau auf diese Art und Weise umzubringen? Der Mann streitet die Tat weiterhin ab. Auch am fünften Prozesstag vor dem Landgericht Braunschweig bestritt er, etwas mit dem Tod seiner Frau zu tun zu haben. Nach seinen Schilderungen habe sich die Frau selbst stranguliert. Er habe sie wiederum erst tot aufgefunden.

Rekonstruiert wurde vor Gericht aber auch der unmittelbarer Zeitraum nach dem Tod der Frau. Bei der Auswertung des Routers und der Bewegungsprofile der Handys sei aufgefallen, dass nach dem Tod beide Mobiltelefone das Hausnetzwerk verlassen hatten. Was auf der Hand liegt: Der Tatverdächtige hat das Telefon seiner Frau an sich genommen. Dafür sprechen auch die skurrilen Textnachrichten, die von dem Handy abgesendet wurden.

Schwägerin hat mulmiges Gefühl und verschließt die Tür

Die Empfänger, darunter der Sohn der Getöteten, hatten schon vorher erklärt, dass der Duktus der Nachricht überhaupt nicht zu dem Opfer passen würden. Also liegt der Verdacht nahe, dass der 56-Jährige im Namen seiner Frau die Nachrichten verschickt haben muss. Das Fälschen der Nachrichten, sofern es denn so war, belastet ihn natürlich zusätzlich.

Nach der Tat hob der Tatverdächtige viel Geld ab und fuhr mit dem Auto zu seiner Ex-Frau, die in Hannover lebt. Hier übergab er das Geld mit der Ankündigung aufgrund der Trennung von seiner Frau erst einmal ins Ausland gehen zu wollen, um dort zu arbeiten.

Die Folgenacht verbrachte er dann bei seinem Bruder beziehungsweise bei seiner Schwägerin, die bereits vorher vor Gericht ausgesagt hatte, dass sie kein gutes Gefühl bei dem Besuch gehabt habe. Sicherheitshalber hatte sie ihre Schlafzimmertür verschlossen in der Nacht.

Nach erlassenem Haftbefehl in der Psychiatrie untergebracht

Festgenommen wurde er tags darauf in Schleswig-Holstein. Zuvor hatte er bei der Polizei in Seesen angerufen, um sich nach seiner Frau zu erkundigen. Ob er in der Zwischenzeit, beispielsweise durch Medienberichte erfahren hatte, dass die Polizei sein Haus in Bilderlahe-Burg durchsucht, ist dabei ungeklärt.

Weil er bei der Festnahme total ausrastete, wurde der Mann in eine Psychiatrie gebracht. Dabei wurde eine Depression mit schweren Schüben diagnostiziert, zeitgleich erkannten die Psychologen die hohe Suizidgefahr, was eine hohe Überwachung zur Folge hatte. Immer wieder hatten die Psychologen Zweifel am Gesundheitszustand des Mannes, weshalb zusätzlich ein forensischer Gutachter herangezogen werden musste, wie Pressesprecher Wolters im Gespräch mit dem „Beobachter” ausführte. Durch die vielen neuen Erkenntnisse, aber auch wegen der neuen Fragen, die der fünfte Prozesstag mit sich brachte, könnte sich der Prozess noch einmal verlängern. Am 20. Juli wird er fortgesetzt. Der für diesen Monat erwartete Urteilsspruch dürfte hingegen frühestens im August fallen.uk