St.Vitus kündigt Aufarbeitung an

Seesen. Eine sogenannte Compliance-Gesellschaft soll die umstrittenen Impfgeschehnisse im Seesener Altenzentrum St. Vitus nunmehr aufklären. Das kündigte der St.-Vitus-Vorsitzende Helmut Schwabe in einem Gespräch mit unserer Zeitung am Dienstag an. Zur Erklärung des Begriffes: Compliance-Verstöße liegen dann vor, wenn bestehende Regeln nicht eingehalten werden.

Vorher, so Schwabe, wolle und könne man zu den erhobenen Vorwürfen, dass etwaige Personen unberechtigterweise eine Impfung erhalten haben, nicht äußern. Man habe sich gegenüber der aufarbeitenden Gesellschaft dazu verpflichtet, so Schwabe in dem Gespräch, an dem später auch Aufsichtsratsmitglied Dieter Neuse und der zurückgetretene Propst Thomas Gleicher teilnahmen. Zu den weiteren Vorwürfen, die seit Montag im Raum stehen, dass auch Ehepartner auf der Impfliste gestanden hätten, könne man sich aus Datenschutzgründen nicht äußern.

Im Fall seiner eigenen Ehefrau wies Propst Gleicher aber darauf hin, dass diese seit nunmehr 17 Jahre im St. Vitus tätig sei, auch ehrenamtlich. Was die Aufsichtsratsmitglieder betreffe und die Regelmäßigkeit ihrer Anwesenheit im St. Vitus, so habe er nie davon gesprochen, dass diese täglich im St. Vitus zugegen seien. Vielmehr sei es so, dass jeder Ehrenamtliche die Möglichkeit einer Impfung bekommen sollte. So habe man es auch dargestellt bekommen und so sei die Impfordnung zu verstehen gewesen. „Wenn wir beim Erstellen der Listen einem Irrtum unterlaufen sind, so bin ich der Letzte, der sich nicht dafür entschuldigt“, so Gleicher im Gespräch mit dem „Beobachter“. Wiederum erklärte er, dass im Dezember, als man die Liste erstellt habe, andere Richtlinien für Ehrenamtliche gegolten hätten, als dies später der Fall war. Diese Darstellung hatte der Landkreis Goslar am Dienstag als nicht zutreffend erklärt. Seinen Rückzug als Propst in der vergangenen Woche begründete er gestern damit, dass er sich und seine Familie habe schützen müssen.

Die Landeskirche Braunschweig hatte angesichts der Knappheit des Impfstoffs kritisiert, wenn sich Mitglieder von Aufsichtsgremien in den Genuss einer frühen Impfung bringen, obwohl sie nicht zur ersten Impfgruppe gehören. Goslars Landrat Thomas Brych erklärte am Montag mit Blick auf die neuen Entwicklungen: „Es macht mich fassungslos und betroffen, wie egoistisch und im Nachhinein auch unreflektiert hier gehandelt wurde“. Gleicher wiederum hatte betont, dass das Impfgeschehen Anfang Januar nur ein Ziel hatte, „nämlich unsere Bewohner vor dem Virus zu schützen“.uk