St. Vitus: Weiteres Aufsichtsratsmitglied ist zurückgetreten

Nach der umstrittenen Impf-Affäre im Januar hat es nun einen weiteren Rückzug vom Amt gegeben

Seesen. Im Zuge der umstrittenen Impf-Affäre im Seesener Altenzentrum St. Vitus am 9. und 30. Januar dieses Jahres hat es am Wochenende einen weiteren Rücktritt gegeben. Nachdem bereits Thomas Gleicher als Aufsichtsratsvorsitzender (sowie als Propst der Propstei Gandersheim-Seesen) sowie Susanne Kleine als Heimleiterin ihren Rückzug erklärt hatten (von beiden waren bekanntlich auch die Ehepartner geimpft worden), hat nun auch ein weiteres Aufsichtsratsmitglied seinen Posten geräumt und damit Konsequenzen gezogen. Bis zuletzt hatte das Aufsichtsratsmitglied gegenüber dem „Beobachter“ davon gesprochen, sich keinerlei Schuld bewusst zu sein. Einen Rückzug hatte er noch in der vergangenen Woche ausgeschlossen.

Er hatte indes trotz mehrfacher Versuche nicht plausibel erklären können, wie seine Tätigkeit als Aufsichtsratsmitglied es rechtfertige, eine Corona-Schutzimpfung zu erhalten, wo doch die Ressourcen knapp sind und er nicht in die Priorisierungsgruppe eins gehöre. Nun also der Rückzug, den er auf Nachfrage unserer Zeitung am Sonntagmittag bestätigte. Weitere Informationen oder eine Begründung für den nun vollzogenen Schritt wollte er indes nicht preisgeben. Noch in der vergangenen Woche hatte er angekündigt, dass das Aufsichtsratsgremium in diesen Tagen zusammenkommen wolle, um über die Zukunft des Aufsichtsrates (AR) und des Heimes zu sprechen. Bisher hatte sich der AR nicht öffentlich geäußert. Der St.Vitus-Vorsitzende Helmut Schwabe hatte indes erklärt, dass man bitte abwarten möge, was die Aufarbeitung durch die sogenannte Compliance-Gesellschaft (Untersuchung auf Regeltreue) ergebe. Auskünfte könne man aus Geheimhaltungszusagen und auch aus Datenschutzgründen aktuell nicht geben. Die Gesellschaft untersucht die Vorgänge seit der vergangenen Woche. Mit Ergebnissen sei in gut zwei Wochen zu rechnen.

Gleichzeitig hatte am Freitag auch die Landeskirche Braunschweig angekündigt, eine Untersuchung einzuleiten und die Vorgänge aufklären zu lassen. Landesbischof Christoph Meyns hatte nach Bekanntwerden der Vorfälle Kritik geübt, ebenso der Goslarer Landrat Thomas Brych. In der Folge war Propst Gleicher zurückgetreten. Bei der Impfung im St. Vitus im Januar waren neben den rund 100 Heimbewohner auch rund 70 weitere Personen geimpft worden, darunter neben dem Pflegepersonal auch sieben Mitglieder des Aufsichtsrates und eben auch zwei Ehepartner der Führungsebene. Diese Form von „Impfdrängelei“ steht seit Wochen stark in der Kritik.uk