Stimmungsvoller Abend oben– im Untergeschoss wird ausgeräumt

Wechselbad der Gefühle im Seesener Markthaus: Modenschau-Event trifft auf Marktkaufschließung

Voll ins Schwarze trafen die Organisatoren mit der Verpflichtung von Andreas-Gabalier-Double Leon Brandl, der für Stimmung sorgte.

Seesen. Die Gerüchteküche brodelt heftig in der Innenstadt: Vom Aus des Seesener Markthauses war schon zu hören, nachdem der Marktkauf am vergangenen Sonnabend das letzte Mal geöffnet hatte. Ein Wechselbad der Gefühle gab es irgendwie beim jüngsten Modenschau-Event im Markthaus: Prächtige Stimmung, über 100 Gäste und dazu Modetrends des Herbstes und Winters im Obergeschoss,  dagegen brachen im Untergeschoss die letzten Stunden des Marktkaufs an. Wie geht es nun weiter?

„Wir werden weiter Ihnen so tolle Abende präsentieren. Das Seesener Markthaus hat eine Zukunft”, entgegnete   Centermanager Heinz-Dieter Trager an diesem Abend den Gerüchten. Zur hervorragenden Stimmung trug auch Leon Brandl als Andreas-Gabalier-Double bei. Der Magdeburger hat eine verblüffende Ähnlichkeit zum österreichischen Kultstar und präsentiert sich als absoluter Publikumsmagnet. Ein Highlight der Veranstaltung.

Darüber hinaus präsentierten die Models für das Modehaus Schwager Kleidung unter anderem in der Herbsttrendfarbe pink. „Mit ihrer Hilfe werden wir es schaffen, dass das Haus weiter am Leben bleibt”, sagte Schwager-Geschäftsführerin Sabine Elsen. Im Anschluss präsentierte „beate polenz fashion shoes” Schuhe und Accessoires. „Augenoptik Hartwig und Lüder“ zeigte die neuesten Brillentrends. „Ein rundum gelungener Abend”, war seitens der Gäste mehrfach zu hören. Viel kamen mit ihrer Freundin  oder hatten beispielsweise  die Karten zum Geburtstag geschenkt bekommen.

Im Untergeschoss ist die Stimmung verständlicherweise dagegen nicht die beste. „Mir bleibt nur der Gang zum Arbeitsamt, mit fast 60 Jahren ist es schwierig etwas zufinden”, sagte eine Verkäuferin im Gespräch. Anfänglich war sie, wie vermutlich alle, über das Aus geschockt. „Das Führen beider Standorte ist langfristig nicht wirtschaftlich”, hieß es Anfang August in einer Pressemitteilung seitens EDEKA Minden-Hannover, die die Einkaufskompetenz auf einen Markt-Standort in Seesen bündeln wollen. Am 7. August wurden die Angestellte im Rahmen einer Mitarbeiterversammlung von den Plänen in Kenntnis gesetzt.

Insgesamt 36 Mitarbeiter waren im Seesener Marktkauf angestellt. In der Zahl sind alle Kräfte – vom Auszubildenden bis zur Teilzeitkraft – drin, unterstreicht Einzelhandelsberater Frank Schiemann. Er wickelt aktuell alles ab. Zwar ist der Marktkauf seit dem1. Oktober geschlossen, doch im Inneren wird nach wie vor gearbeitet. „Sie können sich auf freie Stellen innerhalb der EDEKA Minden-Hannover bewerben. Bereits jetzt haben sieben EDEKA Center und EDEKA-Märkte in der Region ihren Personalbedarf gemeldet”, hieß es in einer Pressemittelung.

Doch nicht für alle kommt das in Frage, zumal  der Fahrtweg unter anderem nach Baddeckenstedt oder Salzgitter auch erst einmal absolviert werden muss. Einige Mitarbeiter kamen in Seesen beim E-Center Berghöfer unter. „Ein Großteil der Mitarbeiter ist noch angestellt, einige haben jedoch seit Anfang Oktober einen neuen Job”, sagt Schiemann auf Anfrage.

Fakt ist, bis zum 31. Oktober hat Marktkauf Zeit, die Ladenfläche zu räumen und die  Räumlichkeiten in den ursprünglichen Zustand zu versetzen. „An diesem Tag erfolgt die Übergabe an den Eigentümer”, so Schiemann. Aktuell werden unter anderem Löcher verspachtelt und Wände, die eingezogen wurden, zurückgebaut. Zudem  müssen auch die Regale abgebaut werden. Darüber hinaus wird ein Teil der Ware, die nicht im Schlussverkauf  weggegangen ist, an andere Läden verteilt. „Die Frische- und Tiefkühlprodukte haben wir an die Tafel in Goslar gegeben”, so Frank Schiemann.

Bis Ende des Monats räumen die Marktkauf-Mitarbeiter  die Räumlichkeiten im Untergeschoss aus. In Sachen Nachmieter halten sich die Verantwortlichen bedeckt. Spekuliert wird viel, gespannt sind alle, wie es im Seesener Markthaus weiter geht.syg