Streik in den Asklepios-Kliniken Seesen weiter ausgeweitet

ver.di spricht von 220 Teilnehmern / Asklepios: „Wir gehen von einer Streikbeteiligung von rund 130 Mitarbeitern aus” / Therapie und Operationen eingeschränkt / Landtags- und Bundestagsabgeordnete signalisieren Unterstützung

Erstmals finden zwei Streiktage kurz hintereinander statt. Auf den gestrigen Freitag folgt der nächste Streiktag bereits am Montag. Gestern trafen sich zahlreiche Beschäftigte zum Streikforum im Jacobson-Haus. Hier wurden weitere Aktionen beraten.

Seesen/Goslar. Im Tarifkonflikt mit der Asklepios Schildautalklinik in Seesen haben am Freitag nach ver.di-Angaben erneut rund 220 Beschäftigte am Streik beteiligt. Die Operationen und die therapeutische Behandlung, wie Physio- und Ergotherapie oder Logopädie und die Patientenaufnahme waren weitestgehend lahmgelegt, hieß es von Seiten der Gewerkschaft.

Die Beschäftigten reagieren damit nach Gewerksschaftsangaben „auf die beharrliche Weigerung von Asklepios, Tarifverhandlungen mit ver.di aufzunehmen, um den Anschluss an das Tarifniveau des Öffentlichen Dienstes (TVöD) herzustellen.”

ver.di-Sprecher Jens Havemann: „Die Ignoranz von Asklepios heizt die Stimmung unter den Beschäftigten immer weiter auf. Erstmals haben wir zwei Streiktage kurz hintereinander. Das trifft Asklepios wirtschaftlich an ganz empfindlichen Stellen.“

Oliver Kmiec, ver.di-Streikleitung und Betriebsratsvorsitzender, war sehr zufrieden: „Der Versuch von Asklepios, durch die Ankündigung von Outsourcing im Therapiebereich Unruhe und Verunsicherung zu streuen, ist gründlich schiefgegangen. Die Kolleginnen sind entschlossener denn je. Es geht um die Zukunft der Klinik. Das dringend benötigte Personal bekommen wir nur mit einem Tarifvertrag auf TVöD-Niveau. Für die Klinik, für die Patienten, für die Region!”
Martin Kupferschmidt von der ver.di-Streikleitung betont: „Wir lassen uns nicht spalten – im Gegenteil! Aus diesem Grund haben diesmal auch erstmalig viele KollegInnen des ehemaligen Stadtkrankenhauses – für die der TVöD gilt – aus Solidarität ihre Arbeit niedergelegt! Dies zeigt eindrucksvoll unsere Geschlossenheit!“

Die Unterstützung aus der Politik wird unterdessen immer breiter. Am Donnerstagabend traf sich die Streikleitung mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Roy Kühne und dem Vizepräsidenten des niedersächsischen Landtages Frank Oesterhelweg. Außerdem war der Seesener CDU-Fraktionsvorsitzende Rudolf Götz mit vor Ort. Alle sprachen den Streikenden ihre Solidarität aus und sagten zu, in der Spitze ihrer Partei zu mobilisieren und ihren Einfluss auf den Asklepios-Konzern geltend zu machen.

Asklepios betont: „Wir können uns unseren Verhandlungspartner aussuchen!”

Unterdessen lehnt die Asklepios-Spitze weiterhin ab, Verhandlungen mit ver.di zu führen. Ralf Nehmzow, Pressesprecher der Kliniken erklärte: „Wir gehen von einer Streikbeteiligung von rund 130 Mitarbeitern aus, das sind nicht mehr als am vergangenen Streiktag. Die pflegerische und medizinische Patienten-Versorgung ist jederzeit weiter sichergestellt. Dafür gilt allen, die daran mitgewirkt haben und weiter daran mitwirken, großer Dank.”

Er erklärte zudem: „Es gibt keine neue Sachlage zum Thema Streik. Wir können uns unseren Verhandlungspartner aussuchen, und das ist unser Betriebsrat, denn er vertritt die Interessen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das haben wir immer wieder deutlich gemacht, und das sollte auch ver.di endlich einsehen. Wir würden uns freuen, wenn der Betriebsrat mit uns gemeinsam konstruktiv und vertrauensvoll die für unsere Mitarbeiter vereinbarte und bestehende Arbeits- und Sozialordnung (ASO) weiterentwickeln würde, denn die regelt deren Belange am besten. Diese Gespräche führen wir natürlich nicht über die Medien, dafür bitten wir um Verständnis. Nach eigener Aussage hat ver.di rund 200 Mitglieder. Das sind gerade mal rund 20 Prozent unserer Mitarbeiter, die durch die Gewerkschaft vertreten werden. Dass es nun eine Petition offenbar mit etlichen Unterschriften gibt, ändert daran nichts”, erklärte Sprecher Ralf Nehmzow auf Anfrage des Seesener „Beobachter”.

„Unser neuer Geschäftsführer Sebastian von der Haar ist erst wenige Tage in seiner neuen Position und arbeitet sich gerade ein, er wird sich wie von Anfang an geplant auf der Mitarbeiterversammlung zeitnah vorstellen und ist selbstverständlich schon jetzt mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im intensiven Gespräch.”

Wichtig sei der Klinikführung, dass die pflegerische und medizinische Patientenversorgung selbstverständlich auch während eines Streiks jederzeit weiter sichergestellt ist, es bestehe für die Patienten also nicht der geringste Grund zur Beunruhigung, hieß es abschließend dazu.uk