Szenischer Spaziergang mit 150 Teilnehmern setzt neue Maßstäbe

Anlässlich Israel Jacobson 250. Geburtstags gibt es im Museum eine Sonderausstellung, die wurde einmal ganz anders eröffnet

Groß war der Andrang bei dieser besonderen Ausstellungseröffnung in Seesen. 150 Besucher wollten mehr über Israel Jacobsons Leben erfahren. Hier ging es um den Jacobsontempel, der 1810 geweiht wurde.

Seesen. Unzählige Ausstellungseröffnungen gab es schon in der Stadt Seesen. Doch so eine Vernissage lässt sich auch anders gestalten, schließlich geht es um Israel Jacobson, dessen 250. Geburtstag groß gefeiert wird. Am heutigen Freitag starten die drei Jacobson-Tage mit der feierlichen Umbenennung des Bürger- ins Jacobson-Haus. Im Städtischen Museum gibt es eine Sonderausstellung zu Jacobsons Ehren, bei der Eröffnung probierte Museumsleiter Dirk Stroschein etwas Neues. Gemeinsam mit der Theater-AG des Jacobson-Gymnasiums stellte er ein Manuskript für einen szenischen Spaziergang zusammen. Ein kulturelles Highlight.

„Mit so vielen Besuchern haben wir nicht gerechnet”, war an diesem Tag von den Protagonisten mehrfach zu hören. 150 Leute wollten bei dieser Zeitreise von der allernächsten Gegenwart in die Vergangenheit dabei sein. Fünf Stationen – zwischen Jacobson-Haus und dem Städtischen Museum – wurden entwickelt. Überschrieben mit den Titeln „Nachrichten von Morgen“, „Ortsbegehung“, „Auf den Spuren der Verfolgten“, „Jacobson@Seesen – Gründung der Schule“ und „Stunde der Toleranz – Tempelweihe“.

Hinter „Nachrichten von Morgen“ steckte eine Sitzung in der Redaktion des „Seesener Beobachter“. Ein Redakteur und ein Volontär besprechen die Berichterstattung über das große Jacobson-Jubiläumswochenende. Eine Umfrage soll es geben: Wer ist Israel Jacobson?  Bei den weiteren Stationen berichten die Schauspieler unter anderem über das Schulportal, die Stolpersteine und die Schule. „Ich entdecke viel Neues, obwohl ich schon lange in Seesen wohne“, sagt ein Teilnehmer.

Schlussakt im Museum – die Tempelweihe:  Die Szene spielt im Juli 1810 in der Redaktion der „Sulamith“ in Dessau. Die Zeitschrift war erst wenige Jahre zuvor von David Fränkel als Sprachrohr der jüdischen Aufklärung und Reform gegründet worden. In die Rolle schlüpfte Dr. Joachim Frassl. Nach dieser Rede wurden vom Chor – zum Abschluss der Weihefeier – wieder Gesänge angestimmt“, berichtete er. Die Blicke richteten sich zur Treppe, hier standen die Mitglieder des Chores „Fugenmasse“. Sie sangen das damals bei der Seesener Tempelweihe „Wie groß ist des Allmächtigen Güte“.

Mit dem Redakteur zum Schluss schloss sich der Kreis, der wie erwähnt mit einer Redaktionssitzung beim „Seesener Beobachter“ startete. Großer Applaus für diese schauspielerische Leistung, dass es quasi Generalprobe und Premiere in einem war, merkten die Gäste den Darstellern überhaupt nicht an. Mit dabei waren von der Theater-AG: Christopher Mertens, Calvin Knoop, Vanessa Boklemann, Simon Götze, Christopher Mertens, Johannes Mertens, Anke Hillmer, Chantal Kast und Alina Haustow. Spontan beteiligten sich auch drei Mitglieder des MTV Blasorchesters – am Gedenkstein musizierten Prof. Dr. Michael Koch, Claudi Gohlke und Sohn.

Der große Andrang zeigte, die Seesener sind bereit für Neues. Die Sonderausstellung ist im Museum noch bis zum 14. Oktober zu sehen.syg