Seesen. Die Corona-Pandemie stellt die Tafel Seesen und ihren Trägerverein vor große Herausforderungen. Die Unterstützung der 1000 Tafel-Kundinnen und -Kunden kann aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus in der herkömmlichen Form nicht aufrechterhalten werden. 60 Prozent der freiwillig Engagierten gehören beispielsweise selbst zur Risikogruppe von COVID-19 und in den beengten Räumlichkeiten der Tafel-Ausgabestelle konnte eine reguläre Ausgabe hinsichtlich der Corona-Krise nicht mehr stattfinden.

Um weiterhin hilfsbedürftige Menschen mit gespendeten Lebensmitteln in der aktuellen Situation unterstützen und die Ehrenamtlichen sowie die Tafel-Kundinnen und -Kunden gleichermaßen schützen zu können, haben Marion Deerberg als Leiterin der Tafel Seesen und ihr Team daher unter strengen Schutzmaßnahmen und Hygieneregeln ein neues Konzept der Lebensmittelausgabe erarbeitet und organisieren die Verteilung der Lebensmittelspenden jetzt so kontaktarm wie möglich.

Es werden beispielsweise Lieferdienste für ältere Tafel-Kunden auf- und ausgebaut, Lebensmitteltüten vorgepackt, feste Abholtermine für die Tafel-Kunden vergeben und die Lebensmittelausgabe wurde vor kurzer Zeit vor die Eingangstür zur Ausgabestelle verlagert und die Mitnahme-fertigen Lebensmittel-Tüten werden über einen Tisch mit einer Distanz von 1,5 Meter bis zum Kunden geschoben, sodass die Lebensmittelausgabe weiterhin stattfinden kann. Zum Schutz tragen alle Helfer und Kunden bei der Tafel-Arbeit beziehungsweise bei der Verteilung eine Mund-Nasen-Bedeckung.
Die Umstellung vom regulären Tafel-Betrieb auf das neue Verteilerkonzept ist für die Tafel Seesen und ihrem Träger selbst jedoch mit einem deutlichen Mehraufwand verbunden.

Da der Tafel-Betrieb sich hauptsächlich über private und privatwirtschaftliche Geldspenden und die symbolischen Beiträge der Tafel-Kunden finanziert, gehen die Tafel und ihr gemeinnützigen Träger bereits heute davon aus, dass aufgrund der sehr angespannten wirtschaftlichen Lage durch die Corona-Krise kleine und größere Geldspenden für das Jahr 2020 teilweise oder komplett wegfallen werden.

Um den Tafel-Betrieb weiterhin finanzieren zu können, hat der VAMV-Ortsverband Seesen e.V. als Tafel-Träger vor einigen Wochen einen Antrag auf finanzielle Unterstützung aus dem Soforthilfeprogramm der Aktion Mensch gestellt und der jetzt mit einem Zuschuss in Höhe von 6270 Euro bewilligt wurde. Unter dem Motto „Wir helfen den Helfern“ hat die Aktion Mensch mit einem Corona-Soforthilfeprogramm in Höhe von 40 Millionen Euro für gemeinnützige Hilfsorganisationen in Deutschland reagiert. Im Fokus der Aktion Mensch-Soforthilfe steht die Unterstützung von Assistenzdiensten, um die Betreuung von Menschen mit Behinderung zu gewährleisten sowie Einrichtungen der Lebensmittelhilfe, wie zum Beispiel Tafeln und Archen, um die Versorgung von sozial schlechter gestellten Menschen mit Lebensmitteln aufrecht zu erhalten.

„Wir freuen uns sehr, dass die Aktion Mensch unseren Antrag bewilligt hat und unser neues Verteilerkonzept finanziell unterstützt. Hinsichtlich der Kontaktbeschränkungen und Schutzmaßnahmen von Bund und Ländern war es nicht mehr möglich, unsere Tafel-Kunden auf den üblichen Weg mit Lebensmitteln zu unterstützen“, berichtet Marion Deerberg, verantwortlich für die Tafel Seesen und ihren Trägerverein.

Und sie erzählt weiter: „Die umgestellte Ausgabe muss neu koordiniert und organisiert werden. Hinzu kommen Kosten für einen zusätzlichen Lieferdienst, Koordinierung junger Freiwilliger, Organisation der neuen Ausgabe unter strengen Schutzmaßnahmen und Hygieneregeln, den Einkauf von Tüten für das Vorpacken, Desinfektionsmittel sowie die laufenden Fixkosten, wie Miete, Mietnebenkosten, Versicherungen und so weiter. Kosten die wir in der angespannten Lage und dem Rückgang von Geldspenden, sehr schwer oder gar nicht hätten bewältigen können. Deshalb freut uns umso mehr, dass durch den Zuschuss der Aktion Mensch die Existenz unserer Tafel mittelfristig gesichert ist und wir weiterhin den vielen Tafel-Kunden/-innen in ihrer anhaltenden Notlage mit gespendeten Lebensmitteln helfen können“.red