Tafel-Helfer lindern Armut auch zu Weihnachten

Bei der Tafel finden Betroffene ein offenes Ohr und Verständnis

Marion Deerberg (Mitte) mit zwei Tafel-Ehrenamtlichen beim Sortieren der Warenkisten. Auch zur Weihnachtszeit lindert die Tafel Armut in Seesen.

Seesen. Weihnachten ist das Fest der Liebe und Geschenke: was für viele Menschen zur Weihnachtszeit selbstverständlich ist, können sich Bedürftige oft nicht leisten. Sie sind froh, dass es die Tafel gibt – auch zu Weihnachten.

Über 1.000 Menschen aus Seesen und Umgebung, die von Armut betroffen oder unmittelbar bedroht sind, werden bei der Tafel Seesen regelmäßig mit gespendeten Lebensmitteln und hin und wieder mit Waren des täglichen Bedarfs in ihrer Notsituation unterstützt. Davon ist jeder Zweite mittlerweile unter 18 Jahre. Etwa 30 Ehrenamtliche Tafel-Helfer organisieren den täglichen Tafel-Betrieb, wie zum Beispiel das Einsammeln bereitgestellter Lebensmittelspenden bei lokalen Supermärkten, Discountern oder Bäckereien, deren Qualitätskontrolle, die regelmäßige Lebensmittelausgabe und die Kundenbetreuung.

Warme Speisen werden bei der Tafel Seesen nicht ausgegeben. Sie versteht sich als Ausgabestelle beziehungsweise als Verteilerstation unverarbeiteter Waren- beziehungsweise Lebensmittelspenden. Dabei handelt sich in der Regel um Lebensmittel, die im Wirtschaftskreislauf keine Verwendung mehr finden, aber jedoch bedenkenlos genießbar sind. Dazu gehören vor allem Obst und Gemüse mit kleinen Schönheitsfehlern. Verpackte Ware mit nahendem oder kurzfristig überschrittenen Mindesthaltbarkeitsdatum und Brot und Brötchen vom Vortag.

Obwohl sich die Tafel Seesen längst als Institution in Seesen etabliert und vor Ort einen hohen Bekanntheitsgrad hat, ist der Gang zur Tafel für die Betroffenen immer noch mit Scham und Angst verbunden. Oft werden sie von ihren Mitmenschen selbst für die eigene Situation verantwortlich gemacht, stigmatisiert und sozial ausgegrenzt.

„Jede und jeder die zur Tafel kommen, haben ihre persönlichen und tragischen Geschichten im Gepäck. Umso öfters sie zur Tafel kommen, desto mehr öffnen sich die Betroffenen und sie erzählen uns von ihrem schwierigen Alltag. Vieles macht uns dabei selbst erschrocken, wie häufig und mit welchen schlimmen Nebenwirkungen sie dabei zu kämpfen haben. Besonders mit der Einsamkeit“, berichtet Marion Deerberg, verantwortlich für die Tafel Seesen und ihrem Trägerverein.

Und sie erzählt weiter: „Wer noch nie Armut erlebt hat, kann nur schwer nachempfinden, wie es sich anfühlen muss, nur wenig oder kein Geld gerade zur Weihnachtszeit zu haben. Unsere Tafel-Kunden sind froh und dankbar das es die Tafel in Seesen gibt. Im Jahr sind die Ehrenamtlichen Tafel-Helfer insgesamt 280 Tage für sie uneigennützig und unentgeltlich im Einsatz. Zur Weihnachtszeit versuchen sie den Tafel-Kunden etwas Besonderes bei der Ausgabe einzupacken, wie zum Beispiel gespendete Stollen oder Kekse und für Kinder gespendetes Spielzeug oder Schulbedarf“.

In der Tafel-Ausgabestelle in einem ehemaligen Kiosk im Gebäude der Baderstraße 8 spüren die vielen Tafel-Kundinnen und -Kunden den Einsatz der Tafel-Helfer: deren gute Organisation und Warmherzigkeit. Viele Tafel-Kunden haben nur wenige soziale Kontakte und hier finden sie ein offenes Ohr und Verständnis für ihre schwierige Lebenssituation, zu Weihnachten und darüber hinaus.

Wer die Tafel Seesen bei ihrer wohltätigen Arbeit mit einer Spende unterstützten möchte, kann dies unter folgender Kontoverbindung des gemeinnützigen Tafel-Trägervereins tun: Konto: AMV-Ortsverband Seesen e.V., IBAN: DE03278 9376 01007 6905 00, BIC: GENODEF1SES, Bank: Volksbank eG Seesen, Stichwort: Spende Tafel Seesen. Für eine Spendenquittung sind bei der Überweisung bitte die vollständigen Kontaktdaten mitanzugeben.red