Tafel Seesen: Ohne Ehrenamtliche geht gar nichts

Bei der Tafel engagieren sich Menschen, die sich sonst kaum begegnet wären

Ehrenamtliche der Tafel Seesen. Ohne ihre Zeitspenden wäre die Tafelarbeit nicht möglich.

Seesen. Sie werfen morgens den Motor an und sammeln bei lokalen Supermärkten und Discountern Lebensmittel, die sonst im Bio-Müll wandern müssten. Sie sortieren und portionieren Gemüse, Obst, Brot und Joghurt und verteilen Waren gerecht an die, die in unserer (Stadt-)Gesellschaft in Armut leben müssen. Sie halten die Aufgabestelle in Schuss und organisieren die tägliche Tafel-Arbeit. Gemeint sind die Menschen, die sich in ihrer Freizeit täglich für die Arbeit der Tafel Seesen uneigennützig und ehrenamtlich engagieren.

Es sind Berufstätige, Langzeitarbeitslose, Rentnerinnen und Rentner, Schüler, Hausfrauen, ehemalige Selbstständige und Zuwanderer, die sich hier begegnen und sich auch in Seesen unter dem Dach einer Tafel-Organisation gegen Armut und Lebensmittelverschwendung engagieren. Rund 30 Frauen und Männer leisten einen unverzichtbaren Beitrag für gerechtere Gesellschaft und das Gemeinwohl in Seesen.

Die Tafel-Helfer kümmern sich jedes Jahr um mehr als 1.000 Bedürftige Menschen aus Seesen und Umgebung. Nicht als Sozialarbeiter oder Betreuer, sondern als Bürger die etwas Gutes tun wollen oder die selbst nicht viel haben, aber denjenigen helfen wollen, denen es noch viel schlechter geht. Tafel-Helfer verstehen sich als Mahner in einer immer komplexer werdenden Welt, indem die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander geht.

Vom Einsatz der Ehrenamtlichen Tafel-Helfer profitieren die Bedürftigen (Tafel-Nutzer) und die Lebensmittelspender: Erstere erhalten gute und gesunde Lebensmittel und haben ausreichend etwas zu Essen, Letztere sparen Lager- und Entsorgungskosten. Die Tafel-Helfer ermöglichen Menschen eine gemeinnützige, wohltätige Hilfe, die an oder unterhalb der Armutsgrenze leben.

Jährlich leisten sie mehr als 3.000 Stunden ehrenamtliche, soziale Arbeit. Zum Nutzerkreis der Tafel Seesen gehören nicht mehr nur Arbeitslose, sondern auch Menschen, die nicht von ihrer Arbeit oder Rente leben können. Für diese Menschen sind die Lebensmittel der Tafel Seesen essentiell wichtig. Nur so können sie sich und ihre Familien auch in den letzten Tagen im Monat mit dem Notwendigsten versorgen.

„Dem Einsatz aller Tafel-Helfer, egal ob im Fahrdienst oder der Warenausgabe, gilt allergrößten Dank. Sie leisten Großartiges. Sie schauen nicht weg, nehmen Probleme wahr und packen mit an. Sie gestalten den Alltag bedürftiger Menschen etwas einfacher und sorgen so dafür, dass sich diese Menschen nicht noch weiter abgehängt fühlen“, sagt Marion Deerberg, verantwortlich für die Tafel Seesen und ihrem Trägerverein.

Und sie berichtet weiter: „Die Ehrenamtlichen stecken sehr viel Herzblut in die Tafel-Arbeit. Sie bereiten die gespendeten Lebensmittel mit sehr viel Liebe vor. Tafel-Helfer beseitigen jedoch keine Armut. Dafür sind wir nicht angetreten. Wir lindern Armut.

Die Ursachen von Armut und Lebensmittelverschwendung liegen nicht bei der Tafel, sondern ganz woanders. Bis heute haben die selbsternannten Kritiker nicht verstanden, worum es bei der Tafel überhaupt geht. Wir kennen die unzähligen und teils übertriebenen Diskussionen und Argumente über die Tafel. Unter dem Dach der Tafel Seesen engagieren sich Seesener Bürger, deren Motivation es ist, Probleme anzupacken, um Dinge zu verändern und die Welt um sie herum ein bisschen gerechter zu machen“.

Seit 1999 versteht sich die Tafel Seesen nicht nur als Armutslinderer und Lebensmittelretter, sondern auch als Ort der Begegnung: Die Menschen bei der Tafel hören zu und vernetzen Menschen miteinander. Bei der Tafel kommen Menschen miteinander in Kontakt, die sich sonst kaum begegnet wären.

Der pensionierte Beamte trifft auf die alleinerziehende Mutter, der Langzeitarbeitslose auf den geflüchteten Syrer. Das baut Vorurteile ab und hilft dabei, das Verständnis füreinander zu entwickeln.red