„Thema Asklepios Kliniken Schildautal geht uns alle an“

Erstes Resümee vom Bürgerbündnis „Wir für Seesen!“ / „Menschenwohl vor Profit!“ / Einladung zu wöchentlichen Treffen

Seesen. „Ich habe 35 Jahre dort oben gearbeitet“, berichtet ein Mitglied des Bürgerbündnisses „Wir für Seesen!“, „aber ich gehe jetzt im Krankheitsfall bewusst in ein anderes Krankenhaus, da ich mich in der Klinik Schildautal nicht mehr gut aufgehoben fühle.“ Aussagen wie diese höre man nach Auskunft des Bürgerbündnisses in jüngster Zeit sehr häufig, nicht nur auf den eigenen Zusammenkünften, sondern auch aus der Seesener Bevölkerung heraus. Sie ist somit auch ein Spiegel der allgemeinen Verunsicherung, nachdem in den letzten Jahren scharenweise hoch renommierte Ärzte und auch erfahrenes Pflegepersonal die Klinik verlassen haben. Ihre Flucht vor den Arbeitsbedingungen führte teilweise zu Engpässen in der Klinik.

„Die verbliebenen Arbeitskräfte verdienen Anerkennung, aber sie arbeiten schon lange am psychischen und physischen Limit. Und sie werden darüber hinaus nicht angemessen bezahlt“, sagt Ulrich Finster, ein Sprecher des Bürgerbündnisses.

Bernard große Broermann, einziger Gesellschafter des Asklepios-Konzerns, habe in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (15. April 2018) die Löhne im Gesundheitswesen kritisiert mit den Worten: „In Krankenhäusern sind die Gehälter gemessen an der Arbeitsbelastung zu niedrig. Die Schwestern können davon, vor allem in den Ballungsräumen, nicht mehr anständig leben. Da gebe ich allen Recht, die darüber klagen, auch ver.di.“. An dieser Aussage sollten er und seine Geschäftsführungen sich messen lassen, meint „Wir für Seesen!“.

Das Bürgerbündnis sei sich der Tatsache durchaus bewusst, dass die Krankenhäuser Teil eines fehlgesteuerten Gesundheitssystems seien, da sich Situationen wie die in den Asklepios Kliniken Schildautal vielfach in Deutschland wiederfinden ließen. Das Magazin „Der Spiegel“ habe bereits 2016 ausführlich in „Der kranke Konzern“ von dem Druck auf leitende Mediziner berichtet, wirtschaftlich lukrative Fälle zugunsten weniger lukrativer zu präferieren. Es gehe nicht mehr vorrangig um das Wohl des Patienten, sondern darum, was man mit ihm erwirtschaften könne.

„Die Ausprägung der Fallpauschalen ermöglicht dabei den Krankenhaus-Konzernen die Maximierung ihrer Einnahmen. Ein weiteres probates Mittel zur Gewinnsteigerung war und ist die Ausdünnung der Personaldecke und Lohndumping. Nach unserer Meinung ist es genau diese Symbiose, die das System so toxisch macht“, so Ulrich Finster weiter.

Allen sollte klar sein, dass Beschäftigte das Herz eines jeden Krankenhauses seien. Menschen für Menschen. Man sollte nicht länger die Augen davor verschließen, dass es bei dem Kampf um tarifliche Löhne um jeden einzelnen Bürger und dessen medizinische Versorgung vor Ort gehe.

„Wir sagen ganz klar: Menschenwohl vor Profit. Deswegen solidarisieren wir uns mit den Beschäftigten der Asklepios Kliniken Schildautal“, sagt Finster, der auch beim nächsten Streiktag der Asklepios-Beschäftigten am kommenden Dienstag sprechen wird. Mehr dazu auf der übernächsten Seite.

Sehr erfreut zeigte sich das Bürgerbündnis über das rege Interesse der Bürgerinnen und Bürger an der Petition schon am Eröffnungsabend vor knapp drei Wochen. Eine ausreichende Anzahl von Petitionen liege jetzt in vielen Geschäften, Firmen, Restaurants, Vereinen, Arztpraxen, Apotheken und Kindergärten aus. Jetzt bitte man um zahlreiche Unterstützung aus der Bevölkerung, die Petition auch zu unterschreiben.

Wer noch Fragen zur Petition hat oder vielleicht sogar selbst mitwirken möchte: Das Bürgerbündnis trifft sich immer dienstags ab 16 Uhr im Café „7 Türme“ in der Seesener Innenstadt. Interessierte sind dazu herzlich willkommen.kno/red