ver.di erbost: „Asklepios nimmt Belegschaft in Geiselhaft und erpresst eine ganze Region“

Gemeinsame Reaktion auf den „Einschüchterungsversuch“ des Asklepios-Konzerns: Beschäftigte und Bürgerbündnis fordern nunmehr seriöse Angebote statt Drohungen

Der Tarifstreit bei den Asklepios-Kliniken nimmt einfach kein Ende. Die Gewerkschaft ver.di spricht nunmehr von Erpressung.

Seesen. Die Presseerklärung des Asklepios-Konzerns von Dienstag schlägt hohe Wellen. „In dieser Presseerklärung stellte der Konzern erneut zahlreiche Falschbehauptungen auf und drohte unverholen mit einer teilweisen Standortschließung in Seesen, sollten Beschäftigte weiter von ihrem verfassungsmäßigen Streikrecht gebrauch machen“, so ver.di-Verhandlungsführer Jens Havemann gegenüber dem Seesener „Beobachter“.

„Wir mussten zum Mittel des unbefristeten Streiks greifen, weil Asklepios sich über ein Jahr lang nicht bewegt hat. Auch nicht in den Verhandlungen mit dem Betriebsrat. Jetzt reagiere der Konzern mit wilden Drohgebärden und versuche, Beschäftigte und eine ganze Region einzuschüchtern. Es geht um die Zukunft der Klinik. Asklepios, so ver.di, muss endlich den rigiden Sparkurs verlassen und die Klinik verantwortungsvoll führen.

Uli Finster, Sprecher des Bürgerbündnisses „Wir für Seesen“ ergänzt: „Nicht nur die Beschäftigten – eine ganze Region, vom Bürgerbündnis über alle politischen Parteien bis hin zu langjährigen ehemaligen Chefärzten, fordert vom Asklepioskonzern überfällige Verbesserungen der Arbeitsbedingungen, um die Zukunft der Kliniken Schildautal zu sichern. Der Konzern antwortet darauf mit der Drohung, den Standort teilweise zu schließen. Das ist skandalös und absolut undemokratisch. Jetzt ist die Politik gefordert, diesem unverantwortlichen Handeln des Konzerns ein Ende zu setzen“.

Zu den zahlreichen Behauptungen des Konzerns erklären die ver.di-Teamdelegierten: „Wir Beschäftigte streiken seit dem 5. Oktober unbefristet, da sich der Asklepios-Konzern weigert Tarifverhandlungen zu führen. Diesen Streik hat allein Asklepios zu verantworten, da der Konzern sich weigert, sich mit uns an einen Tisch zu setzen. Allerdings haben wir schon letzten Donnerstag auf der Streikkonferenz beschlossen, unseren unbefristeten Streik zum Montag, 26. Oktober, auszusetzen; verbunden mit der Aufforderung an den Konzern, bei den Verhandlungen mit dem Betriebsrat am Montag endlich ein seriöses Angebot zu unterbreiten. Wir eskalieren also gerade nicht, im Gegenteil, mit Augenmaß nutzen wir die uns zu Verfügung stehenden Mittel, um Asklepios zu Verhandlungen zu bewegen.

In den Verhandlungen mit dem Betriebsrat der Akut- und Rehaklinik hat der Konzern bislang nur für einige wenige Beschäftigte des Akuthauses kleine Verbesserungen angeboten, währen andere leer ausgingen und die Beschäftigten der Rehaklinik sogar Verschlechterungen akzeptieren sollten.

Für die Beschäftigten der Therapiegesellschaft gibt es bislang überhaupt keine Verhandlungen, stattdessen Kündigungen. Da die Asklepios Klinken Schildautal hochprofitabel waren und sind, gibt es auch kein Finanzierungsproblem. Wir machen Millionengewinne, wenn vielleicht auch nicht so viel, wie sich der Konzern das wünscht. Wir fordern echte Verbesserungen für alle Berufsgruppen und eine Rücknahme der Kündigungen. Denn eine Zukunft für den Standort Seesen und eine Lösung des Konfliktes kann es nur geben, wenn es eine Lösung für Alle gibt!

Asklepios sollte die Verhandlungen mit dem Betriebsrat am kommenden Montag nutzen, um endlich ein seriöses Angebot zu unterbreiten.
Wir haben den Streik genau deshalb ausgesetzt, und werden in der nächsten Woche neu bewerten, was Asklepios vorgelegt hat und wie die Corona-Erkrankungen sich in der Region entwickeln.uk/red