ver.di kritisiert Praxis von Asklepios und Helios scharf: „Die Helden des Alltags werden zur Kasse gebeten!”

Private Klinikbetreiber wollen offenbar ihre Beschäftigten vor Corona-Ernstfall in Kurzarbeit oder Minusstunden schicken

Seesen/Goslar. Die Gewerkschaft ver.di hat die Praxis der privaten Klinikbetreiber Asklepios und Helios scharf kritisiert, Beschäftigte vor dem Corona-Ernstfall in Kurzarbeit oder Minusstunden zu schicken. ver.di-Gesundheitsexperte Jens Havemann: „Das ist unanständig und unsozial. Die HeldInnen des Alltags in den Kliniken sollen in Kürze unter Aufopferung all ihrer Kräfte und häufig ihrer eigenen Gesundheit die Gesellschaft vor dem Schlimmsten bewahren und unzählige Leben retten, da ist es doch eine bodenlose Unverfrorenheit, sie jetzt vorher noch schnell zur Kasse zu bitten.“

Laut ver.di haben private Klinikbetreiber in der Region in den vergangenen Wochen konkrete Vorhaben an die Betriebsräte herangetragen.

Der Hintergrund: Die Kliniken bereiten sich derzeit auf den Ernstfall vor und organisieren zusätzliche Intensiv- und Behandlungskapazitäten für Corona-Patienten. Damit dieses sofort zur Verfügung stehen können, bleiben sie bis zum Eintritt des Ernstfalls ungenutzt ohne Behandlung anderer Patienten im standby-Betrieb. Für diese leerstehenden Kapazitäten haben die Krankenhäuser auch entsprechenden Ausgleichszahlungen mit der Politik vereinbart.
Havemann: „Doppelt aber hält besser. Wenn jetzt noch ein Teil der Personalkosten auf die Beschäftigten verlagert werden kann, sind die Kliniken auf der absolut sicheren Seite, der Gewinn kann stabil gehalten oder sogar ausgeweitet werden – auf dem Rücken von Beschäftigten.“

Dabei gibt es bisher zwei Modelle. Asklepios hat zum Beispiel in Seesen beim Betriebsrat Kurzarbeit angemeldet. Wenn die Bundesagentur das in diesen Zeiten in Kliniken bewilligen sollte, bekommen die Beschäftigten einen Teil als Kurzarbeitergeld. Selbst wenn die Betriebsräte einen Aufstockungsbetrag durchsetzen können, wird das Gehalt der Beschäftigten aber gekürzt.

Helios dagegen hat in der Region den Versuch unternommen, die möglichen Spielräume der Arbeitszeitkonten anzuheben, um so Beschäftigten der Kliniken verstärkt ins Minus schicken zu können. Havemann: „Die Beschäftigten werden so bevor der Ansturm kommt, schnell ohne Vergütung ins Frei geschickt. Sie erhalten zwar ihr Geld weiter, müssen das Minus dann aber später wieder einarbeiten, was auf dasselbe hinausläuft. Die Klinik bekommt die billige Arbeitskraft, wenn sie sie benötigt. In die Röhre gucken die, die sich dann im Ernstfall doppelt und dreifach abrackern müssen.“

Havemanns Fazit: „Wenn das der wertschätzende Umgang ist, den wir aus der Krise lernen wollen, dann gute Nacht. Kein Wunder, dass die Beschäftigten dabei jegliche Hoffnung verlieren, dass wir es ernst meinen mit dem Respekt und hohen Stellenwert ihrer Tätigkeit für uns alle. Wenn die Gemeinschaft das noch verhindern will, dann muss sie ein für alle Mal solche Praktiken ächten – schnellstens!“WB