Verkehrs-Chaos durch Abriss der Autobahnbrücke

Vor allem die Ildehäuser wurden auf eine harte Belastungsprobe gestellt / NDR-Kamerateam vor Ort

Mit schwerem Gerät wurde die Brücke in ihre Bestandteile zerlegt.

Ildehausen. Nach der „Villa-Brücke“, die im Februar 2015 abgerissen wurde, ist nun auch die Brücke an der K 62 bei den Autobahnparkplätzen Schwalenberg Geschichte. Am Freitag nach 20 Uhr wurde die Autobahn 7 abschnittsweise komplett gesperrt.

Der Verkehr schlängelte sich durch Ildehausen, und auch auf den Umleitungsstrecken ging es nur schleppend voran. Geduld war erforderlich, wenn man die Straße überqueren wollte, oder gar mit dem Auto eine Lücke suchte. Wenig Ruhe fanden die Besucher an der Northeimer Straße, die Opfer von Motorengeräuschen und Hupen waren.

Im Bereich der Brücke demontierten Arbeiter mit Hilfen von Baggern Leitplanken und Schilder. Zubehör für schwere Arbeitsgeräte wie riesige „Bohrer“ und „Scheren“ platzierte man etwas abseits.  Zu späterer Stunde rollten Lastwagen mit Kies an. Kettenraupen schufen hier unter der Brücke ein Kiesbett, um Straßenschäden zu vermeiden. Auf der Brücke legten Bagger die Brückenfundamente frei.

Weiter ging es am Samstagmorgen ab 6 Uhr. Fünf „Pulverisierer“, riesige Bagger mit Bohrspitze oder auch mit Schere, nahmen die Arbeit auf. Sie bohrten und drückten Löcher in den Beton und in die Brückenpfeiler. Nach und nach fielen Brückenteile nach unten. Gegen 11.15 Uhr fiel der westliche Teil der Brücke und um 11.45 Uhr war die zweite Autobahnbrücke im Bereich Ildehausen Geschichte.

Mittlerweile war ein Kamerateam des NDR mit Kameramann Jan-Peter Sölter und Tontechniker Theo Schmidt in Ildehausen eingetroffen. Mit Ildehausens Ortsbürgermeister Ralf Kleinfeld warteten sie sehnsüchtig auf Redakteur Wieland Garbke, der im Stau auf der Autobahn vor Echte steckte. Das Kamerateam filmte den Verkehr und interviewte Bürger zu der Situation.

Dann gab Ortsbürgermeister Ralf Kleinfeld ein Statement, dass teilweise am Abend in „Hallo Niedersachsen“ zu sehen war.

Kleinfeld bedauerte es, dass nicht wie angekündigt die Umgehungsstraße zuerst gebaut wurde, um Situationen wie diese zu vermeiden. Ebenfalls bemängelte er die Informationspolitik der zuständigen Stellen sowie fehlenden Überquerungshilfen für die Bürger.

Nicht unerwähnt blieben die Umstände für Landwirte, die der Ausbau der A 7 und die Umgehung der B 248 mit sich bringen.

Weitere Ildehäuser Einwohner kamen zu Wort, so Ria Dech und Wilfried Reinecke, die versuchen, sich mit der augenblicklichen Situation zu arrangieren. Ein wenig wehmütig blickte Manfred Struck auf die Abrissarbeiten; hatte er doch den Bau dieser gewaltigen Brücke vor über 60 Jahren selbst beobachtet.

Nach fast drei Stunden traf schließlich auch Redakteur Wieland Garbke in Ildehausen ein. Am Wagen sichtete er die Aufnahmen seines Kamerateams, um diese möglichst schnell nach Hannover zu bringen. Auf der Autobahn selbst zerkleinerten „Pulverisierer“ die Betonteile und die Brückenpfeiler. Eine gewaltige „Schere“ kürzte Leitungen und Stahltrossen.

Lastkraftwagen kamen und Bagger luden den Bauschutt auf. Zwischenzeitlich soll der Stau auf 25 Kilometer angewachsen sein. In Ildehausen ist nur noch „Stop-and-go“ möglich. Die Arbeiten gingen bis in die Nacht und wurden auch am gestrigen Sonntag fortgesetzt. Gemäß Ankündigung sollte erst am späten Nachmittag der Verkehr wieder rollen.

Die Ildehäuser hoffen, dass dies das größte Verkehrschaos im Zusammenhang mit dem A7-Ausbau war und bleibt. Die Hoffnung aufgegeben hat man allerdings mit Blick auf eine bessere Informationspolitik in Ildehausen. Fazit: „Bürgernähe uninteressant?“