„Verspüren den gleichen Ruck!”

Seesens SPD legte Kranz nieder und erinnert an den ermordeten Widerstandskämpfer Dr. Heinrich Jasper

Die SPD Seesen gedachte am Dienstag des Widerstandskämpfers Heinrich Jasper.

Seesen. Die SPD Seesen hat am Dienstag dieser Woche des Widerstandskämpfers Heinrich Jasper gedacht, der nach Verfolgung durch das NS-Regime am 19. Februar 1945 starb. Am gleichnamigen Heinrich-Jasper-Platz wurde ein Kranz niedergelegt. Patrick Kriener hielt die Gedenkrede.

Alles beginnt damit, dass Heinrich Jasper am 21. August 1875 in Dingelbe bei Hildesheim geboren wird. Er zieht nach Braunschweig, wo er das Wilhelm-Gymnasium besucht. In seiner Abiturklasse waren 27 Schüler und seine Stärken lagen in Mathematik und Sprachen. Schon zu dieser Zeit galt Jasper sehr sozial engagiert, was durch seine Zensuren in Fleiß und Betragen bescheinigt wird. Nach dem Abitur im Jahr 1894 beginnt er ein Jurastudium. Am 3. Dezember 1902 tritt er dann der SPD bei, der Partei, der er treu blieb, bis die Nationalsozialisten auch sie unterdrückten.

Er war einer der wenigen Menschen, die sich offen gegen den 1914 entbrannten Krieg aussprachen, bis er dann 1915 eingezogen wurde und bis Kriegsende Wehrdienst leisten musste. Als er aus dem Krieg zurückkehrt, kehrt er auch in die Politik zurück, und muss mit ansehen, wie die Nationalsozialisten immer weiter an Macht gewinnen.

Er war nicht nur der erste sozialdemokratische Landtagsabgeordnete in Braunschweig, sondern er war auch Reichstagsmitglied. Nach der Abdankung Ernst Augusts, des letzten Braunschweigischen Herzogs, am 8. November 1918 und während der Wirren der Novemberrevolution in Braunschweig, nahm Jasper den politischen Kampf gegen Josef Oerter und die Braunschweigische Räterepublik auf, die er stets als „Diktatur einer undemokratischen Minderheit“ bezeichnete.

Im Februar 1919 wurde Jasper zum Präsidenten der Braunschweigischen Landesversammlung gewählt. Er entwickelte sich zu einer unangefochtenen Führungspersönlichkeit unserer SPD und war in den Jahren 1919/1920, 1922 bis 1924 und schließlich 1927 bis 1930 Ministerpräsident des Freistaates Braunschweig.

Von 1930 bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten war Jasper Fraktionsvorsitzender der SPD im Landtag. Als dann Klagges Polizeiminister in Braunschweig wird, wird der Terror auch für Jasper alltäglich. Trotz der immer stärker werdenden Gewalt und dem Terror durch das Regime, hält Jasper an gewaltlosen Demonstrationen und Protesten fest – an seiner Überzeugung „Gewalt ist keine Lösung“!

Am 18. März 1933 wird der Demokratiekämpfer von den Nationalsozialisten in Schutzhaft genommen. Jasper war im Volksfreundhaus schwersten Misshandlungen ausgesetzt, wie man sie sich kaum vorstellen kann. Ihm wurden fast sämtliche Zähne ausgeschlagen, oder zumindest so stark verletzt, dass Jasper über Wochen hinweg keine feste Nahrung zu sich nehmen konnte. Doch Heinrich Jasper beugte sich nicht und verweigerte auch den Freitod, als man ihm eine Pistole hinlegte und ihn in seiner Zelle allein ließ.

Trotz dieser Verbrechen hielt Jasper an seinen Überzeugungen und an seinem Mandat fest. Gewalt ist keine Lösung und die Würde des Menschen ist unantastbar – diese Einstellung und der persönliche Widerstand ist es, was ihn zu einem echten Helden macht. Um ihn mundtot zu machen, wird er ins Konzentrationslager Dachau deportiert.

Nachdem er 1939 aus dem KZ Dachau entlassen wird, kehrt Heinrich Jasper zurück nach Braunschweig, bis er 1944 bei der Aktion „Gewitter“ erneut inhaftiert und in das KZ Bergen-Belsen deportiert wird. Am 19. Februar 1945 ist der Kämpfer der Demokratie tot, ermordet von den Nationalsozialisten. „Ich glaube, es ist an der Zeit sich wieder stärker mit unserer Geschichte auseinanderzusetzen. Wir müssen wieder vor Augen gezeigt bekommen, was Hass und Gewalt anrichten können und wie viele Unschuldige sie das Leben gekostet hat und kosten kann.

„Ich war noch lange nicht geboren als der Holocaust stattgefunden hat und das meiste Wissen darüber stammt von Opa, der Schule und N24. Aber wenn man sich mit dem Thema auseinander setzt, dann kommt man schnell zu dem Entschluss, dass Menschen wie Dr. Heinrich Jasper nicht umsonst gestorben sein dürfen. Dass es wichtig ist, für Rechte und Demokratie zu kämpfen”, so Patrick Kriener in seiner Ansprache.

Er betonte dabei auch: „Wir verspüren durch die AFD den gleich Ruck wie Jasper damals, daher lasst uns nicht müde werden und auch im Gedenken an Dr. Heinrich Jasper für die Demokratie in Seesen, in Niedersachen und in Deutschland kämpfen.“

Im Anschluss erfolgte die Kranzniederlegung am Gedenkstein.uk