Ausschuss für Jugend, Familie und Soziales

Viele Angebote für Kinder und Familien machen

Einbecker Kinder- und Familienbüro vorgestellt | Corona hat die Arbeit verändert

Die Arbeit des Einbecker Kinder- und Familienbüros (EinKiFaBü) hat dessen Leiterin Lene Garus-Jochumsen bei der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Jugend, Familie und Soziales vorgestellt.

Einbeck. Gearbeitet wird hier an verschiedenen ­Teilprojekten: So gibt es das Büro auf dem Hallenplan und Angebote am Lindeneck/Kapellenstraße beziehungsweise das Mobilo. Beschäftigt sind neben Lene Garus-Jochumsen eine pädagogische Mitarbeiterin und eine Verwaltungskraft sowie eine Mitarbeiterin für den Reinigungsdienst. Derzeit nicht besetzt ist die Stelle des Bundesfreiwilligendienstes.

Ziele der Arbeit sind die Förderung der Eltern und Familienbildung durch passgenaue Angebote, die Verbesserung von Erziehungskompetenz und -verantwortung, die Stärkung sozial benachteiligter Kinder und Familien sowie Familien mit Migrationshintergrund. Das EinKiFaBü will Vermittler und Berater zwischen Angebot und Nachfrage sein, zwischen Hilfesuchenden und weiteren Instanzen. Die Inanspruchnahme von Familienbildung und familienunterstützenden Maßnahmen und Hilfen soll erhöht werden, und Hilfen für Eltern mit und ohne Migrationshintergrund sowie für Alleinerziehende und deren Kinder sollen entwickelt und erprobt werden. Außerdem ist es der Leiterin wichtig, dass Hilfe zur Selbsthilfe gestärkt wird.

Aus eigener Kraft und am Vorbild lernen

Alle werden gleich behandelt, das gilt im EinKiFaBü. Man gehe, erläuterte sie, in einen Dialog, und man vermittele nach der Marte-Meo-Methode, wie wichtig es sei, aus eigener Kraft beziehungsweise am Vorbild zu lernen. Systemische Familienberatung wird angeboten, es gibt Kurse »Starke Eltern - starke Kinder«, und Lene Garus-Jochumsen absolviert derzeit eine Ausbildung in Elternbegleitung.

Die Angebote umfassen Beratungen und Unterstützungen bei allen Anträgen, es gibt Krabbelgruppen, ein Elterncafé, Veranstaltungen auf dem Innenstadtspielplatz in der Langen Brücke, Vorträge für Eltern und Mitmachkonzerte für Kinder. Das Weltkindertagsfest wird vom EinKiFaBü organisiert, es finden Babybegrüßungen durch die Bürgermeisterin statt, es gibt die Sportgruppe »Together«, die Sprachförderung über den Sport ermöglichen soll. Über Spenden können Familien anderen Familien helfen, eine Arbeitsecke, an der beispielsweise Dokumente für Behördengänge ausgedruckt werden können, ist eingerichtet, und es wird eine Babysitterliste geführt; ein neuer Kurs läuft ab November. Coronabedingt haben sich einige Angebote verändert beziehungsweise mussten vorübergehend aufgegeben werden. Was möglich ist, findet im Freien statt.

Kooperationspartner machen weitere Angebote, etwa die »Frühen Hilfen«, die Migrationsberatung der Werk-statt-Schule und die Flüchtlingssozialarbeit des Landkreises Northeim.

Großen Raum nimmt die Netzwerkarbeit in unterschiedlichen Bereichen ein, beim Runden Tisch Integration, bei der Vernetzung aller Familienzentren im Landkreis oder beim Northeimer Netzwerk für Alleinerziehende.

In den Teilprojekten am Lindeneck beziehungsweise bei Mobilo geht es darum, die Erziehungskompetenz durch stadtteilbezogene und leicht zugängliche Angebote zielgruppenorientiert zu stärken und zu vernetzen. Die Eltern sollen sich aktiv am gesellschaftlichen politischen, sozialen und kulturellen Leben beteiligen und ihre Potenziale und Fähigkeit produktiv einbringen. Die Kinder sollen in ihren persönlichen, sozialen und kulturellen Kompetenzen gestärkt werden, und mögliche nachteilige Bedingungen des Aufwachsens sollen ausgeglichen werden. Das Projekt, führte Lene Garus-Jochumsen aus, laufe seit zwölf Jahren, und in dieser Zeit sei viel gewachsen, mit einer guten Entwicklung. Unter anderem sehe man, dass die Kinder in Schule und Ausbildung erfolgreich seien.

Als Mittlerziele nannte sie die Erziehungs-, Beziehungs- und Bildungskompetenz der Eltern zu stärken. Ihre Selbsthilfepotenziale sollten aktiviert werden. Eltern würden an Erziehungs- und Bildungsprozessen beteiligt und als Experten ihrer Kinder und Erziehungspartner gesehen. Auch die sprachliche und schulische Integration der Eltern werde ausgebaut, und schließlich würden persönliche, soziale und kulturelle Kompetenzen der Kinder gestärkt.

Als Handlungsziele nannte sie, die Erziehungskompetenz der Eltern unter dem Aspekt der Sprachförderung zu stärken sowie Sprach- und Handlungskompetenzen der Eltern familienintern und nach außen zu erweitern. Es werden Sprachanlässe durch gemeinsame ganzheitliche Angebote für Mütter und Kinder geschaffen. Thematische Fragen rund um die Erziehung und den Lebensalltag bearbeite man im Gespräch mit den Müttern, zum Teil zweisprachig. Grundschulspezifische Arbeitsweisen und eine aktive Heranführung an Mitwirkung in Schulgremien werden vermittelt. Die Familien sollen Verständnis für das Wertesystem anderer Kulturen und für die Regeln des Zusammenlebens entwickeln. Die Medienkompetenz von Eltern und Kindern soll entwickelt beziehungsweise gesteigert werden. Schließlich vermittelt das Projekt die Grundlagen einer ausgewogenen, gesunden Ernährung, und die Kinder werden mit freizeitpädagogischen Maßnahmen sinnvoll beschäftigt. Sie haben mit dem Gelernten bereits öffentliche Veranstaltungen in Einbeck bereichert.

Breite Palette der Angebote

Die breite Palette der Angebote umfasst Hausaufgabenbetreuung, Beratungs- und Informationsgespräche zu Themen wie gesunde Ernährung, Werte und Vorbilder für Kinder, zur Entwicklung des Kindes, zum Wert der Bildung in der modernen Gesellschaft. Es gibt den Elternkurs »Starke Eltern – starke Kinder«, Sprechstundenangebote direkt im Quartier, Sprachkurse für Eltern in Zusammenarbeit mit Präventionsverein Fips, Aktionen mit den Kindern im Sport-, Kreativ- und Kulturbereich, fortlaufende Elterngespräche, praktische Angebote für Mütter, etwa Nähen und Sport, das Elternfrühstück sowie Beratung über das Verhalten in Konfliktsituationen.

Verstärkt Kinderarmut

Weiter erläuterte Garus-Jochumsen, was sich durch die Pandemie für das EinKiFaBü verändert habe: So gebe es mehr Online-Angebote und familienfördernde Ideen in sozialen Netzwerken. Die Pandemie habe gezeigt, wie wichtig und wertvoll Begegnungen seien. Der Beratungsbedarf habe sich im Büro verstärkt, weil viele andere Stellen zeitweilig geschlossen waren. Wo es möglich war, habe man Einzelbetreuungen durchgeführt. Auch »Dialogspaziergänge« fanden statt. Sie beobachte, so Lene Garus-Jochumsen weiter, dass sich Kinderarmut verstärkt habe, etwa indem das kostenfreie Mittagessen in – geschlossenen – Einrichtungen weggefallen sei, bei mehreren Kindern in einem Haushalt ein nicht unerheblicher finanzieller Faktor. Ebenfalls verstärkt haben sich häusliche Probleme beziehungsweise es sind neue Sorgen gekommen, Ängste, Streitigkeiten oder Verständnisprobleme. Allerdings seien auch einige Wege kürzer geworden.
Zu Fragen von Walter Schmalzried, CDU, nach verstärkt auftauchenden Ängsten sagte Lene Garus-Jochumsen, man nehme eine veränderte Elternrolle wahr. Als die kompletten Familien so lange zu Hause gewesen seien, hätten viele Eltern gemerkt, dass sie ihren Kindern nicht bei den Schulaufgaben helfen konnten. Probleme gebe es auch bei der technischen Ausstattung der Haushalte, was bei Kindern wiederum Angst auslöse, Schulaufgaben nicht zu schaffen.

Auch die Beratungsarbeit habe sich verändert. Konnten sonst Ratsuchende spontan ins Büro kommen, sei das aufgrund der Kontaktbeschränkungen nur eingeschränkt möglich gewesen. Was häufig nachgefragt werde, sei die Hilfe beim Ausfüllen amtlicher Unterlagen. Es sei gelungen, aufgrund der Vielfalt der Angebote Hemmschwellen abzubauen. Das Vertrauen sei gewachsen, weil man sich schon kennengelernt habe. Und ganz wichtig sei: »Man kann reinkommen, und man wird ernst genommen.« Schön wäre es, wenn man die Stelle des Freiwilligendienstlers wieder besetzen könne.

Das alles zeige die wichtige Arbeit des EinKiFaBü für Kinder und Familien in Einbeck, lobte der Ausschussvorsitzende René Kopka, SPD. Der Ausschuss werde die Arbeit weiterhin konstruktiv begleiten, hieß es.ek